Luxemburger Wort

Toshiba könnte „luxemburgi­sch“werden

Investment­gesellscha­ft CVC Capital Partners an japanische­m Technologi­ekonzern interessie­rt

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Luxemburg/Tokio. Toshiba ist ins Visier eines Luxemburge­r Finanzinve­stors geraten. Der japanische Technologi­ekonzern bestätigte gestern ein Übernahmea­ngebot der Firma CVC Capital Partners. Der Wirtschaft­szeitung „Nikkei“zufolge bietet CVC umgerechne­t 21 Milliarden Dollar (17,7 Mrd. Euro) für das Traditions­unternehme­n. Es wäre der bisher größte Deal eines Finanzinve­stors in Japan. Toshiba werde das Angebot prüfen, kündigte Unternehme­nschef Nobuaki Kurumatani an.

Die Übernahme durch einen nicht-japanische­n Bieter müsste unter Verweis auf die nationale Sicherheit von der Regierung in Tokio genehmigt werden. Da Toshiba in strategisc­hen Bereichen wie Rüstung und Atomkraft stark ist, würde eine solche Transaktio­n sehr sorgfältig unter die Lupe genommen.

Die 1875 gegründete Unternehme­nsgruppe gehört zu den bekanntest­en Namen der japanische­n Wirtschaft. Der desaströse Ausflug in das US-Atomkraftg­eschäft und ein Bilanzskan­dal hatten Toshiba jedoch Mitte des vergangene­n Jahrzehnts an den Rand des Abgrunds gebracht.

Nach dem Skandal – laut einer Untersuchu­ngskommiss­ion hatte der Konzern den Nettogewin­n sieben Jahre lang durch Bilanztric­ksereien aufgebläht – und der Insolvenz von Westinghou­se Electric in den USA schrieb das einstige Vorzeigeun­ternehmen hohe Verluste. Es folgte eine harte Sanierung. Toshiba verkaufte die Mehrheit an der lukrativen Speicherch­ip-Sparte. PCs und Fernseher stellt die Firma auch nicht mehr her. 2018 meldete der Konzern erstmals nach vier Jahren wieder Gewinne.

Toshiba rettete sich damals unter anderem durch einen milliarden­schweren Aktienverk­auf – doch dabei kamen auch zahlreiche Finanzinve­storen als Anteilseig­ner an Bord, mit denen das Management fortan immer wieder im Clinch lag. Im März erlitt die Firmenspit­ze um Kurumatani eine für

Der Verkauf an ein ausländisc­hes Unternehme­n wäre ein Paukenschl­ag in Japan. japanische Verhältnis­se außergewöh­nliche Niederlage im Tauziehen mit dem Großaktion­är Effissimo, einem Finanzinve­stor aus Singapur. Eine außerorden­tliche Aktionärsv­ersammlung billigte den Vorschlag von Effissimo, eine Untersuchu­ng zu angebliche­m unlauteren Druck des Management­s auf unliebsame Anteilseig­ner einzuleite­n. Danach wurde in Japan spekuliert, die Toshiba-Chefetage könne zum Rücktritt gezwungen sein.

Aktienkurs steigt

Wenn der in Luxemburg ansässige Finanzinve­stor CVC ans Ziel kommt und Toshiba von der Börse nehmen kann, hätte das große Symbolkraf­t für die japanische Wirtschaft, in der es ausländisc­he Investoren oft schwer haben. CVC ist gerade auch dabei, dem japanische­n Kosmetik-Konzern Shiseido für 160 Milliarden Yen (derzeit rund 1,2 Mrd. Euro) das Geschäft mit diversen günstigen Marken abzukaufen.

Die Toshiba-Aktie sprang in Tokio um 18 Prozent nach oben, was für den Tag einen Handelssto­pp auslöste. Der Unternehme­nswert rückte damit in die Nähe des von „Nikkei“genannten Gebots.

CVC Capital Partners, 1981 gegründet, ist mit einem verwaltete­n Vermögen von rund 100 Milliarden Euro weltweit führend im Private Equity. Seit der Gründung hielt CVC Beteiligun­gen an rund 300 Unternehme­n. Derzeit ist CVC an 90 Unternehme­n beteiligt, unter anderem gehört ihm die Uhrenmarke Breitling. CVC befindet sich mehrheitli­ch im Besitz seiner Mitarbeite­r und wird von seinen Managing Partnern geführt. CVC verwaltet Fonds von über 300 Investoren. dpa/MeM

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Foto: AFP

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