Der Hut liegt im Ring
Claude Wiseler bewirbt sich um die CSV-Präsidentschaft und präsentiert sein Kompetenzteam
Nach einer wochenlangen Hängepartie ist es nun endlich offiziell: Claude Wiseler hat seine Kandidatur für den Posten des CSV-Präsidenten eingereicht. Dass er weder sich selbst, noch sein fertig zusammengestelltes Kompetenzteam auf einer Pressekonferenz vorstellt, liegt weniger an der übermäßigen Bescheidenheit bei der größten Partei des Landes, sondern vielmehr an Wiselers derzeitiger Corona-Erkrankung. Deswegen gab es die Erklärungen telefonisch, einige Überraschungen inklusive.
„Ich habe mir relativ viel Zeit gelassen, weil sich die Partei in einer schwierigen Situation befindet und es darum geht, die Zukunft über das neue Team hinaus zu gestalten“, erklärt Wiseler sein vorsichtiges Vorgehen. Es gehe darum, dass alle Beteiligten gerne und gut zusammenarbeiten, sowie sämtliche Strömungen der Partei einzubinden.
Doppelspitze ist Trumpf
Dass Wiseler auf dem digitalen Nationalkongress am 24. April als Konsenskandidat für die Nachfolge von Noch-Präsident Frank Engel kandidieren würde, war bereits länger ein offenes Geheimnis, vorgestern wurde dann bekannt, dass der Europaabgeordnete Christophe Hansen den Posten des Generalsekretärs anstrebt und der aktuelle Parteimanager Paul Galles einer von zwei Vizepräsidenten werden soll. Wie Wiseler gestern erklärte, wird er dem Kongress eine Statutenreform vorschlagen, die Doppelspitzen auf allen Ebenen ermöglicht.
So soll Elisabeth Margue (31), frühere CSJ-Vorsitzende und aktuell Vizepräsidentin und Gemeinderätin in der Hauptstadt, Co-Parteipräsidentin werden. Dieser Posten ist in der Statuten derzeit noch noch vorgesehen. Die andere Vizepräsidentin und Schöffin der Gemeinde Rosport-Mompach, Stéphanie Weydert (36), soll derweil das ebenfalls neu zu schaffende Amt der Co-Generalsekretärin übernehmen. Für die frei werdende Stelle als Vizepräsidentin bewirbt sich überdies Anne Logelin (36), Gemeinderätin in Sassenheim. Der Bürgermeister der Gemeinde Kopstal, Thierry Schuman (61), soll derweil neuer Schatzmeister werden.
Auch auf Bezirksebene wird es zu Veränderungen kommen. Während sich der bisherige Bezirksvizepräsident Jeff Boonen (35) um Christophe Hansens Nachfolge im Norden bewirbt, soll Vincent Reding, der mit 28 Jahren als zweitjüngster Bürgermeister des Landes die Geschicke in Weiler-laTour leitet, im Zentrum auf Natalie Silva (40), Bürgermeisterin der Gemeinde Fels, folgen. Im Osten und Süden bewerben sich derweil Max Hengel (43), Schöffe in Wormeldingen, und Jean-Marie Wirth (56), Gemeinderat in Steinfort, um ihre eigene Nachfolge.
Wiseler gibt offen zu, dass er zunächst nicht vorhatte zu kandidieren, es sich angesichts der Lage seiner Partei aber dann anders überlegt hat. Wie die Zusammenarbeit mit Elisabeth Margue konkret aussehen soll, ist indes noch nicht klar, was ihm aber keine Sorgen mache: „Das haben wir in einer Stunde geregelt.“Wiseler unterstreicht zudem, dass seine Kandidatur für den Präsidentenposten nicht bedeutet, dass er als CSVSpitzenkandidat für die Nationalwahlen 2023 zur Verfügung steht.
Wie er die Partei inhaltlich neu auszurichten gedenkt, wollte Wiseler aber noch nicht verraten. Er werde sich zunächst mit seinem gesamten Team absprechen und den Mitgliedern am 24. April eine gemeinsame Zukunftsvision präsentieren. Ob es im Vorfeld des Kongresses noch zu einer virtuellen Vorstellungstour durch die Bezirke
kommt, ist noch nicht klar.
„Für mich war klar, dass ich mich weiter engagieren möchte“, beschreibt Elisabeth Margue ihre Gedanken, als Wiseler sie fragte, ob sie sich vorstellen könne, den Posten als Parteipräsidentin zu übernehmen. Man habe in den vergangenen Wochen viel mit der Basis gesprochen, beispielsweise während der virtuellen Veranstaltung Fraktioun on Tour, wobei sich die Doppelspitze als beliebte Variante herauskristallisiert habe.
Margue wäre zudem nicht abgeneigt, noch in dieser Legislatur als erste „Ersatzkandidatin“aus dem Bereich Zentrum in die Chamber nachzurücken. „Ich bin mit in die Wahlen gegangen, weil ich das machen wollte und will es immer noch.“Allerdings liege diese Entscheidung nicht in ihrer Hand.
Christophe Hansen zeigt sich seinerseits optimistisch, die Aufgabe als Generalsekretär trotz der räumlichen Distanz zwischen Brüssel und Luxemburg bewältigen zu können. Es handele sich dabei um eine Frage der Arbeitsaufteilung und Organisation, zudem gebe er ja seinen Posten als Präsident des Nord-Bezirks ab.
„Zeichen der Zusammenarbeit“Doch nicht nur auf Partei-, sondern auch auf Fraktionsebene werden Änderungen vorgenommen. So erhält Fraktionschefin Martine Hansen (55) mit Gilles Roth (54) ebenfalls einen Co-Präsidenten. Der Bürgermeister von Mamer stand bereits 2013 für einige Monate an der Spitze der Fraktion, damals jedoch alleine. Die Entscheidung wurde am Mittwochabend einstimmig getroffen. Lediglich einer der 21 CSV-Abgeordneten war nicht anwesend.
„Wir wollen uns breit aufstellen und ein Zeichen der Zusammenarbeit setzen“, erklärt Martine Hansen die Entscheidung für eine paritätisch besetzte Doppelspitze auf Nachfrage hin. Heute will sie mit Roth über die künftige Arbeitsaufteilung beraten. Dass sie die Fraktion nun nicht mehr alleine führt, sei für sie kein Problem, da sie sich ohnehin als „Teammenschen“sehe. Claude Wiseler hält sie überdies für den geeigneten Präsidentschaftskandidaten, da er über Kompetenz verfüge und mit seinem Teamgeist Ruhe in die Partei bringe.