Ganz, ganz langsam
Das neue Album von Lana Del Rey bleibt dem nostalgischen Vintage-Pop treu
Schon „Video Games“, die 2011 erschienene Single des Lana Del ReyAlbums „Born To Die“, war ein langsames, meditatives Monster. Gerade mit 61 BPM kroch dieser erste Hit der US-Amerikanerin voran. Heute, zehn Jahre später, hat sich die Musik von Lana Del Rey nicht grundlegend verändert. „Chemtrails Over The Country Club“heißt das siebte Werk, das soeben erschienen ist.
Del Reys Blick auf die USA ist seit jeher geprägt von Nostalgie, den sie mit bitterem Zynismus paart. Und auch auf dem neuen Album geht sie wieder der zentralen Frage ihres Schaffens nach: Was ist aus dem amerikanischen Traum geworden? Ehemals ein Glücksversprechen, zeigt dieser Traum schon lange Risse.
Nun sind es „Chemtrails“, die sich über die USA legen: von Verschwörungstheoretikern behauptete Chemikalienstreifen. Giftwolken, die auf kondensierte Flugzeugabgase zurückgehen sollen. Reine Fiktion, doch als Metapher ein starkes Bild. Eiswürfel im Glas – das ganze Leben ist eine Erholungsanlage in diesem Video, bis der Film ein drastisches Ende nimmt und weibliche Werwölfe mit funkelnden Augen und fletschenden Zähnen den Mercedes in Flammen aufgehen lassen. Stürme brechen los. Bilder stocken. Flugzeuge hinterlassen Kondensstreifen – ein anderes, dunkles, nächtliches Amerika zeigt sich.
Auch die weiteren Stücke des Albums klingen bekannt: hallender, langsamer Road Movie-Pop, verträumte elektronische Balladen, Folk und Country Rock in der Art von Neil Young, FleetwoodMac-Reminiszenzen, Slide-Gitarren.
Das Lied, das uns Lana Del Rey singt, ist nicht neu – und sie singt es so langsam wie eh und je. Es gibt einige Momente auf diesem
Album, da wünscht man es sich ein wenig flotter – wie schon bei der ersten Nummer „White Dress“, in dem sich Del Rey an ihre Zeit als 19-jährige Kellnerin erinnert.
Doch eigentlich braucht diese Musikerin aus Los Angeles nicht mehr Geschwindigkeit. Dieser Sound eines vergangenen Amerika, etwa bei „Breaking Up Slowly“, dem Duett mit der CountrySängerin Nikki Lane: Das alles ist reine Schönheit. Und die wirkt auch ganz, ganz langsam, so wie das wunderbare Stück „Let Me Love You Like A Woman“. Es bleibt dabei: Lana Del Rey, inzwischen 35 Jahre alt, hat mit ihrem Vintage-Pop ein ganz eigenes musikalisches Universum geschaffen. Das neue Album ist digital erhältlich, aber auch als CD, Kassette sowie in verschiedenen Vinyl-Ausgaben.
Del Reys Blick auf die USA ist seit jeher geprägt von Nostalgie, den sie mit bitterem Zynismus paart.