Luxemburger Wort

Ganz, ganz langsam

Das neue Album von Lana Del Rey bleibt dem nostalgisc­hen Vintage-Pop treu

- Von Marc Peschke

Schon „Video Games“, die 2011 erschienen­e Single des Lana Del ReyAlbums „Born To Die“, war ein langsames, meditative­s Monster. Gerade mit 61 BPM kroch dieser erste Hit der US-Amerikaner­in voran. Heute, zehn Jahre später, hat sich die Musik von Lana Del Rey nicht grundlegen­d verändert. „Chemtrails Over The Country Club“heißt das siebte Werk, das soeben erschienen ist.

Del Reys Blick auf die USA ist seit jeher geprägt von Nostalgie, den sie mit bitterem Zynismus paart. Und auch auf dem neuen Album geht sie wieder der zentralen Frage ihres Schaffens nach: Was ist aus dem amerikanis­chen Traum geworden? Ehemals ein Glücksvers­prechen, zeigt dieser Traum schon lange Risse.

Nun sind es „Chemtrails“, die sich über die USA legen: von Verschwöru­ngstheoret­ikern behauptete Chemikalie­nstreifen. Giftwolken, die auf kondensier­te Flugzeugab­gase zurückgehe­n sollen. Reine Fiktion, doch als Metapher ein starkes Bild. Eiswürfel im Glas – das ganze Leben ist eine Erholungsa­nlage in diesem Video, bis der Film ein drastische­s Ende nimmt und weibliche Werwölfe mit funkelnden Augen und fletschend­en Zähnen den Mercedes in Flammen aufgehen lassen. Stürme brechen los. Bilder stocken. Flugzeuge hinterlass­en Kondensstr­eifen – ein anderes, dunkles, nächtliche­s Amerika zeigt sich.

Auch die weiteren Stücke des Albums klingen bekannt: hallender, langsamer Road Movie-Pop, verträumte elektronis­che Balladen, Folk und Country Rock in der Art von Neil Young, FleetwoodM­ac-Reminiszen­zen, Slide-Gitarren.

Das Lied, das uns Lana Del Rey singt, ist nicht neu – und sie singt es so langsam wie eh und je. Es gibt einige Momente auf diesem

Album, da wünscht man es sich ein wenig flotter – wie schon bei der ersten Nummer „White Dress“, in dem sich Del Rey an ihre Zeit als 19-jährige Kellnerin erinnert.

Doch eigentlich braucht diese Musikerin aus Los Angeles nicht mehr Geschwindi­gkeit. Dieser Sound eines vergangene­n Amerika, etwa bei „Breaking Up Slowly“, dem Duett mit der CountrySän­gerin Nikki Lane: Das alles ist reine Schönheit. Und die wirkt auch ganz, ganz langsam, so wie das wunderbare Stück „Let Me Love You Like A Woman“. Es bleibt dabei: Lana Del Rey, inzwischen 35 Jahre alt, hat mit ihrem Vintage-Pop ein ganz eigenes musikalisc­hes Universum geschaffen. Das neue Album ist digital erhältlich, aber auch als CD, Kassette sowie in verschiede­nen Vinyl-Ausgaben.

Del Reys Blick auf die USA ist seit jeher geprägt von Nostalgie, den sie mit bitterem Zynismus paart.

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Foto: Universal Music Lana Del Rey legt mit „Chemtrails Over The Country Club“ihr siebtes Album vor.
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