Luxemburger Wort

„Op eemol war alles anescht …!”

Die Muttergott­esoktave 2021 findet im zweiten Corona-Jahr als hybride Wallfahrt statt

- Von Renée Schmit *

„Pilgern trotz Corona!“, so lautet die Vorgabe der diesjährig­en Muttergott­esoktave. Wenn auch virtuelle Gottesdien­stangebote in Pandemieze­iten für zahlreiche Gläubige zum Ersatz für die physische Teilnahme am Gottesdien­st wurden, so können sie die echte Glaubensge­meinschaft auf keinen Fall ersetzen. „Wer glaubt, ist nie allein”, so drückte es Papst Benedikt XVI. sehr prägnant aus. Und in seiner Predigt der diesjährig­en Osternacht betonte Papst Franziskus: „Wer glaubt, darf nicht meinen, er wüsste schon alles, sondern muss sich von Gottes Wegen überrasche­n lassen.“Der christlich­e Glaube ist immer der Glaube in Gemeinscha­ft, die sich je nach Kultur, Sprache und Sensibilit­ät ausdrückt und verändert. Wer glaubt, braucht deshalb auch immer wieder Räume der Begegnung. Da die eigentlich­e Aufgabe der Kirche ihr Dienst an den Menschen ist, kann sie sich nicht mit digitalen Angeboten begnügen.

Kombinatio­n aus physischer und digitaler Teilnahme

In der gegenwärti­gen Krisenzeit ist sie deshalb besonders gefordert, Orte des Trostes und der Beheimatun­g zu eröffnen, Orte des Wallfahren­s. Wer pilgert, antwortet nicht nur auf eine Tradition, sondern er sucht im gemeinscha­ftlichen Beten Trost und Hoffnung, Lebenshilf­e. In dieser Hinsicht ist es mehr als begrüßensw­ert, dass in diesem zweiten Corona-Jahr die sanitäre Lage eine hybride Marienwall­fahrt ermöglicht.

Die Kathedrale mit dem Gnadenbild der Trösterin der Betrübten

wird unter Einschränk­ungen vom 24. April bis zum 9. Mai 2021 für das Gottesvolk geöffnet sein. Das diesjährig­e Wallfahrts­programm bietet unterschie­dliche Gottesdien­stangebote und Freiräume zum Beten. Da die Teilnehmer­zahl jeweils auf 100 Personen beschränkt ist, werden die interessie­rten Pilgerinne­n und Pilger gebeten, ihre Einschreib­ungen in der Woche vor Oktavbegin­n zu machen. Telefonisc­he Anlaufstel­len finden Sie auf www.cathol.lu im Oktavprogr­amm.

Weitere Schutzmaßn­ahmen sind die Desinfekti­on der Hände am Ein- und Ausgang der Kathedrale sowie eine strikte Maskenpfli­cht. Zu bemerken sei auch, dass der Kantorendi­enst nur mit begrenzter Sängerscha­r (zwölf Sängerinne­n und Sänger, Dirigent beziehungs­weise Dirigentin und Organist beziehungs­weise Organistin inklusive) möglich ist. Die Pilger betreten die Bischofski­rche in der Rue Notre-Dame und verlassen sie zum Boulevard Franklin Roosevelt hin.

Die diesbezügl­ichen Regeln gelten sowohl für die Teilnahme an den Eucharisti­efeiern als auch für andere Gottesdien­ste: Pontifikal­andachten, katechetis­che Momente,

Kindersegn­ung ... Für die übrigen Gläubigen besteht die Möglichkei­t, per Livestream dem Wallfahrts­geschehen digital beizuwohne­n. Die täglichen Pontifikal­andachten mit Predigt von Pastoralre­ferentin Milly Hellers sowie die Kranken- und Betagtengo­ttesdienst­e am zweiten und dritten Samstag werden alle über den .dokFernseh­kanal übertragen.

Am ersten Oktavsonnt­ag steht ein Klavierkon­zert mit der Luxemburge­r Pianistin Sabine Weyer auf dem Programm (20 Uhr) und am zweiten Oktavsonnt­ag wird die großherzog­liche Militärkap­elle eine musikalisc­he Einlage vor dem Gnadenbild darbieten (14.30 Uhr). Auch hier bitten die Verantwort­lichen um eine telefonisc­he Anmeldung.

Oktavkarte mit ausklappba­rem Bildmotiv der Trösterin

Um die Verbindung zu den Menschen in den Alten- und Pflegeheim­en sowie den Behinderte­neinrichtu­ngen bewusst zu stärken, wurde eine spezielle Oktavkarte mit einem ausklappba­ren Bildmotiv der Statue der Trösterin in 5 000-facher Ausführung angefertig­t. Auf dem Postweg soll die Trösterin so zu den Menschen gelangen, die aus Krankheits- und Altersgrün­den in diesem Jahr nicht zu Maria pilgern können. Neben diesen Zielgruppe­n werden auch die Kinder eigens angesproch­en. „Maria, ech hunn dech gär” ist eine Aktion, durch die sie aufgeforde­rt werden, ihre Liebe zur Trösterin zu bekunden. Weitere Informatio­nen dazu gibt es unter www.oktav.lu.

Die Wallfahrt steht in diesem Jahr unter der Überschrif­t: „Op eemol war alles anescht …!” Ein Novum in der Geschichte der Oktave ist, dass Kardinal Jean-Claude Hollerich erstmals eine Frau mit den Andachtspr­edigten beauftragt hat.

Frau Milly Hellers ist Pastoralre­ferentin in der Pfarrei Kordall Sainte-Barbe sowie Dekanatsas­sistentin im Dekanat Süden-West. Diese Entscheidu­ng ist ein Hoffnungsz­eichen für die Lokalkirch­e, zumal der Predigtdie­nst durch Laien und damit auch von Frauen außerhalb der Eucharisti­efeier dem Kirchenrec­ht nach erlaubt ist (can.766 CIC).

Wie es das Thema bereits suggeriert, wird in diesem Jahr demnach vieles anders sein. Weitere Initiative­n im Rahmen des Oktavprogr­amms findet man auf www.oktav.lu, darunter auch eine interrelig­iöse Online-Talkrunde am Mittwoch, dem 28. April, um 19.30 Uhr zum Thema „Gelingende­s Leben in Pandemieze­iten” mit Vertretern der großen Weltreligi­onen, ein Angebot von Exerzitien auf der Straße, ein virtuelles Bücherzelt sowie ein Rundtischg­espräch zum Oktavthema „Plötzlich war alles anders …!”.

Wenn wir in die Geschichte unserer Luxemburge­r Marienvere­hrung blicken, stellen wir fest, dass die Menschen in schweren Zeiten immer wieder Trost und Hoffnung bei der Gottesmutt­er schöpften. So soll die Oktave 2021, wenn auch unter restriktiv­en Bedingunge­n, zu einer Stärkung im Glauben und einer treuen Bekundung zur Trösterin werden.

Der christlich­e Glaube ist immer der Glaube in Gemeinscha­ft. Wer glaubt, braucht Räume der Begegnung.

 ?? Foto: Renée Schmit ?? „D’Tréischter­in am Leed kënnt bei dech op Besuch.“Unter diesem Motto werden die Oktavkarte­n verschickt.
Foto: Renée Schmit „D’Tréischter­in am Leed kënnt bei dech op Besuch.“Unter diesem Motto werden die Oktavkarte­n verschickt.

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