Luxemburger Wort

Mehr Menschen in Not

Verantwort­liche des Luxemburge­r Roten Kreuzes erhoffen sich viel vom Spendenmon­at

- Von Rita Ruppert

Luxemburg. Der traditione­lle Mois du Don des Roten Kreuzes findet corona-bedingt zum zweiten Mal in anderer Form statt (siehe Kasten). Um weiterhin alle Dienstleis­tungen anbieten zu können, ist das Hilfswerk auf Unterstütz­ung angewiesen.

Mehr Nachfrage, mehr Personal

„Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass wir das Personal aller Dienststel­len wegen der erhöhten Nachfrage und der Einhaltung der sanitären Regeln erheblich aufstocken mussten“, berichtet Rita Krombach, Vizepräsid­entin der Croix-Rouge.

Und: „Die Krise bringt für Bürger, die ein geringes Einkommen haben oder alleinerzi­ehend sind, viele Probleme mit sich. So hat sich die Anzahl der Menschen, die in den acht épiceries sociales des Roten Kreuzes einkaufen, beträchtli­ch erhöht“, erläutert Krombach. Und betont nicht ohne Stolz, dass alle Läden seit Beginn der Pandemie geöffnet blieben – auch wenn ehrenamtli­che Mitarbeite­r wegen ihrer Vulnerabil­ität nicht mehr vor Ort helfen können.

Auch haben viel mehr Leute jeden Alters die „Helpline sociale“27 55 kontaktier­t. Die Mitarbeite­r leiten hauptsächl­ich Menschen, die erst seit kurzem in Luxemburg leben und nicht wissen, welche Behörde für welche Aufgaben und Hilfen zuständig ist, weiter. Dort rufen auch Menschen an, die noch nicht von der Sozialvers­icherung erfasst sind. „Im schlimmste­n Fall bezahlen wir Arztrechnu­ngen und sonstige Ausgaben von Menschen in Notlagen aus unserem Solidaritä­tsfonds“, so Krombach.

Der Betrieb der Maisons relais und Crèches ging ebenfalls mit einigen Änderungen einher. Weil die Kinder in kleinere Gruppen eingeteilt werden mussten, war die Einstellun­g weiteren Personals unumgängli­ch.

Auch die Jugend leide wegen der fehlenden sozialen Kontakte. „Es gibt junge Leute, die in einem Zuhause aufwachsen, in dem die Eltern

finanziell nicht gut dastehen. Vergangene­s Jahr hat eine Firma dem Luxemburge­r Roten Kreuz 400 Tablets geschenkt. Sie wurden an Familien weitergege­ben, die digital nicht so gut ausgestatt­et sind“, erzählt Krombach.

Junge Leute in misslicher Lage

Sie weist auf zwei Dienstleis­tungen der Croix-Rouge hin: den Service Psy-Jeunes, der psychologi­sche Hilfe nach Terminvere­inbarung anbietet und den Service Perspectiv­es – betreutes Wohnen für junge Erwachsene in seelischer und sozialer Notlage.

Rita Krombach ist überzeugt, dass der große wirtschaft­liche und soziale Impakt der Corona-Pandemie sich mittel- bis langfristi­g bemerkbar machen wird: „Kleine Unternehme­n, die sich 2020 gegründet haben, können keine staatliche Unterstütz­ung bekommen, weil sie nicht angeben können, wie hoch die Einbußen im Vergleich zu 2019 sind. Auch Angestellt­e, die nur 80 Prozent ihres Gehalts beziehen, sind betroffen. Zu den Neukunden

in den Sozialläde­n zählen Studenten und Menschen, die kleinere Jobs hatten. Jene, die nicht sozialvers­ichert waren, sind am schlimmste­n dran.“

In 2019 hatte die Solidaritä­tsaktion 800 000 Euro in die Kassen gespült. „Wenn wir dieses Jahr die Hälfte davon bekämen, wäre das schön“, hofft Krombach.

Rund 2 000 Ehrenamtli­che helfen bei der Verteilung der Informatio­nsflyer. Die Mitglieder der 38 Lokalsekti­onen können auch unter den geltenden Hygienemaß­nahmen ein Event organisier­en, um Gelder zu erwirtscha­ften. Beispielsw­eise auf einem Markt Suppe kochen und verkaufen. Dabei könne auch die Jugend ihre Ideen einbringen und zur Hand gehen, meint Krombach.

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Foto: Guy Jallay Rita Krombach ist seit 1984 ehrenamtli­ch beim Luxemburge­r Roten Kreuz tätig.

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