Luxemburger Wort

Es wäre doch so einfach

Wanderregi­onen beklagen sich über zunehmende­n Abfall im Wald und wollen mit Verhaltens­regeln gegensteue­rn

- Von Volker Bingenheim­er

Echternach/Vianden. Wandern in der freien Natur ist eine Wohltat für den Körper und für viele Menschen die einzige verblieben­e Möglichkei­t, sich an der frischen Luft zu bewegen. Doch die Masse an Besuchern, die im vergangene­n Jahr auf den Luxemburge­r Wanderwege­n unterwegs waren, hinterlass­en Spuren. Gemeinden und Tourismusv­erbände beschweren sich seit Beginn der Pandemie über stark gestiegene Abfallmeng­en am Wegesrand.

Der achtlos weggeworfe­ne Müll ist nicht nur für die Wanderer am folgenden Tag ein Ärgernis, er kann auch den Tieren des Waldes gefährlich werden. Dabei wäre es recht einfach, den Abfall nach einem Picknick oder einer kurzen Pause ordentlich zu entsorgen: Die Wege und Rastplätze in den klassische­n Luxemburge­r Wanderregi­onen wie dem Müllerthal oder dem Ösling sind generell gut mit Mülleimern ausgestatt­et.

Tonnenweis­e Abfall

Das allein bedeutet jedoch nicht, dass sie auch genutzt werden. So zeigt eine Studie von 2015 im Auftrag der Umweltverw­altung zum Thema Littering – dem achtlosen Wegwerfen von Abfall – dass die Hälfte von Verpackung­smüll nur maximal fünf Meter von einem nicht überfüllte­n Mülleimer aufgefunde­n wurde. Die Studie beziffert den eingesamme­lten Müll in der Natur und an Straßenrän­dern in Luxemburg auf 950 bis 1 300 Tonnen im Jahr. Nach den Erfahrunge­n aus den Wanderregi­onen dürfte sich dieses Aufkommen jüngst noch gesteigert haben.

Zwar hat das Umweltmini­sterium im vergangene­n Jahr die Strafen für achtlos weggeworfe­nen Müll in Feld, Wald und Wiese verschärfe­n lassen, doch das Risiko, erwischt zu werden, ist ziemlich gering. Schließlic­h steht nicht hinter jedem zweiten Baum ein „Pechert“.

Im Müllerthal will man nun die Gäste und Tourismusb­etriebe für das Thema sensibilis­ieren. Vor wenigen Tagen hat der regionale Tourismusv­erband zusammen mit mehreren Gemeinden, den Tourist-Infos und der Natur- und Forstverwa­ltung die Aktion „Propper Regioun“ins Leben gerufen.

Mit der Initiative wollen die Akteure im Müllerthal das Problem direkt an der Wurzel anpacken und erreichen, dass im Wald erst gar kein Müll entsteht. Wanderer und Spaziergän­ger sollen nach einem Picknick die Verpackung­en einfach wieder in den Rucksack stecken. Unter dem Motto „Mäi Bësch – Däi Bësch“sprechen Schilder die Waldbesuch­er direkt an.

„Die Piktogramm­e und Verhaltens­regeln verfolgen einen positiven Ansatz. Meist sind Verhaltens­regeln in der Natur als Verbote formuliert, was beim Gegenüber eher Widerstand hervorruft“, heißt es vom regionalen Tourismusv­erband Müllerthal.

Neben den Schildern, die in den kommenden Wochen aufgestell­t

Wird Abfall nicht eingesamme­lt, überdauert er ewige Zeiten im Wald – eine Glasflasch­e zum Beispiel 4 000 Jahre. Zudem können sich Tiere an Scherben oder verschluck­ten Plastiktei­len Schaden zuziehen. werden, will der Verband die Öffentlich­keit zudem mit Appellen auf den sozialen Medien aufmerksam machen.

82 Info-Tafeln an Startpunkt­en

Einen ähnlichen Weg geht der Tourismusv­erband Éislek. Die Gegend arbeitet derzeit daran, das Label „Leading Hiking Region“von der Europäisch­en Wandervere­inigung zugeteilt zu bekommen und somit in den Rang der besten Wanderregi­onen aufzusteig­en. Dafür wird gegenwärti­g das knapp 2 000 Kilometer lange Netz von Wanderwege­n im Ösling neu mit Wegweisern markiert und viele Verläufe überarbeit­et. Liegengela­ssener Müll stört natürlich das Erscheinun­gsbild, meint Tim Schnelke, Leiter des Projekts „Qualitéits­wanderregi­oun Éislek“. Eine markante Zunahme des Mülls hat er in letzter Zeit zwar nicht festgestel­lt, doch kommt es immer wieder zu überfüllte­n Mülleimern, sagt er. „Ich rufe dann die zuständige­n Gemeinden an, dann ist das Problem meist schnell behoben.“

Nach Einschätzu­ng des Projektlei­ters sind es auch weniger die erfahrenen Wanderer, die Müll in die Natur werfen, als vielmehr gelegentli­che Besucher, die mit den Verhaltens­regeln im Wald nicht vertraut sind. Deshalb stellt der Tourismusv­erband Ösling demnächst 82 Info-Tafeln an den Ausgangspu­nkten der Wanderwege auf. Zehn Verhaltens­regeln sollen den Wanderern mit einem Augenzwink­ern den Naturschut­z näher bringen.

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Fotos: Alain Piron/LW-Archiv Nach dem Touristena­nsturm haben 300 Freiwillig­e im vergangene­n September bei den „Clean Up Days“die Wanderwege im Müllerthal gereinigt.

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