„Harmonie ist mir wichtig“
Giovanni Zarrella über vegetarisches Essen, sein neues Album „CIAO!“und Altherrenfußball
Die Karriere des Giovanni Zarrella ist eine der überraschenderen der vergangenen Jahre. Der 43-Jährige mischte zwar immer irgendwie im deutschen Showbusiness mit – als Mitglied der Casting-Band Bro’Sis, als Solosänger sowie in unzähligen Unterhaltungsshows. Aber der ganz große Durchbruch gelang dem Hobbyfußballer erst 2019 mit dem Album „La vita è bella“. Dessen Konzept setzt der mit der brasilianischen Moderatorin und Schauspielerin Jana Ina Zarrella verheiratete Wahlkölner auf dem neuen Album „CIAO!“nahtlos fort. Wieder interpretiert Zarrella bekannte deutsche Schlager- und Pop-Hits auf seine charmante Art und in italienischer Sprache. Wir unterhielten uns per Video-Chat. Als Giovanni Zarrella auf dem Bildschirm auftaucht, beißt er nochmals schnell in einen Apfel.
Giovanni Zarrella, frühstücken Sie immer so gesund?
Ich starte tatsächlich jeden Tag mit Obst. Die ganze Familie bekommt morgens erstmal einen Früchteteller. Wir leben insgesamt gesund. Mittags bekommt jeder zwei große Hände voll Gemüse, dazu auch gerne mal Pasta.
Wir versuchen auch, unseren Fleischkonsum zu reduzieren. Meine Frau und ich essen gar keins mehr, die Kinder ganz wenig.
Ist die vegetarische Ernährung ein Corona-Projekt?
Das ist einfach so passiert. Wir probieren das gerade aus, und irgendwie merken wir, dass es uns guttut, auf Fleisch zu verzichten.
Wer kocht denn heute – Sie oder Ihre Frau Jana Ina?
Heute bin ich dran. Es gibt schwäbische Schupfnudeln. Die Kids lieben die.
Ihr Sohn ist zwölf, ihre Tochter sieben Jahre alt. Wie kommen Sie als Familie mit dem unendlichen Lockdown klar?
Wir versuchen, uns artig an alles zu halten, was vorgeschrieben ist. Wir müssen uns halt noch ein bisschen gedulden. Meine Eltern haben ein Catering-Unternehmen, sie hat es wirklich finanziell böse erwischt. Und ich weiß, dass einige Musikerkollegen von mir wirklich am Verzweifeln sind. Wir versuchen uns gegenseitig Mut zu machen. Ich selbst konnte zum Glück im letzten Jahr intensiv an meinem Album arbeiten, aber jetzt fehlt mir die Bühne schon sehr.
Wie schlagen sich Ihre Kinder so?
Ich finde, man muss die Kinder als solche echt mal loben. Die haben ein richtig hartes Jahr hinter sich, in dem sie mehr zu Hause waren als in der Schule. Und ich finde, die machen das wirklich toll, so auf sich allein gestellt zu lernen. Mein Sohn hat am Gymnasium jeden Morgen Konferenz, auch meine Tochter hat eine Morgenrunde, und dann machen die selbstständig ihre Aufgaben. Ich in dem Alter hätte das nicht schön gefunden. Mir war es lieber, wenn ein Lehrer irgendwas erzählt hat und ich einfach nur zuhören musste.
Oder auch nicht?
(lacht) Stimmt, ich habe oft Notenschlüssel aufs Blatt gemalt. Mein Interesse für die Musik war als Kind schon sehr groß. Ich war kein Musterschüler, bin aber immer ganz gut durchgekommen. Angestrengt habe ich mich immer dann, wenn es sein musste. Mir war wichtig, so gut zu sein in der Schule, dass die Eltern zufrieden waren. Ich habe meinen Realschulabschluss gemacht, dann Fachabi und eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann. Danach wollte ich in die Modebranche wechseln, hätte nach erfolgreicher
Bewerbung auch gleich im Vertrieb von Hugo Boss anfangen können, aber dann bin ich mit 22 nach Stuttgart zum Casting für Bro’Sis gegangen. Das hat mein Leben nachhaltig verändert.
Als Solokünstler sind Sie 2019 mit dem Album „La vita è bella“, also „Das Leben ist schön“durchgestartet. Warum haben die Leute an Ihnen und Ihren Liedern so einen Narren gefressen?
Die Menschen berührt es, wie ich die Songs, die sie schon kennen, frisch verpacke und in einer Sprache singe, die unheimlich schön klingt. Für viele Menschen ist Italienisch ja die schönste Sprache der Welt. Am Anfang hatte ich noch befürchtet, die Originalkünstler nehmen es mir übel, wenn ich ihre Lieder anfasse und verändere. Oder deren Fans könnten sauer sein, dass ich mich an diesen Klassikern vergreife. Aber das Gegenteil ist passiert: Alle finden es toll, dass es originelle Versionen gibt, die in einer neuen Sprache und Leichtigkeit quasi davonfliegen. Die Anerkennung hat mein Leben verändert. Denn Erfolg als Solokünstler hatte mir bis dahin in der Karriere noch gefehlt.
„CIAO!“, der Titelsong des neuen Albums, ist Ihre Interpretation des Opus-Hits „Live Is Life“. Auch so eine lebensbejahende Nummer.
Total. Die Jungs von Opus haben sich schon gemeldet und gesagt, wie geil sie meine Version finden. Der Song passt super zu mir. Ich liebe es einfach, überall dort, wo ich bin, für eine gute Stimmung zu sorgen. Nicht, dass ich den Clown mache, aber mir ist Harmonie unheimlich wichtig.
Sie sind seit 16 Jahren mit Ihrer Frau Jana Ina verheiratet. Funktioniert dieser harmonische Ansatz auch in der Ehe?
Im Sinne des Gesamtfriedens fällt es mir leicht, „Entschuldigung“zu sagen, selbst wenn ich eigentlich total im Recht bin. Um den Abend zu retten oder Dinge
Ich liebe es einfach, überall dort, wo ich bin, für eine gute Stimmung zu sorgen.
Irgendwie merken wir, dass es uns guttut, auf Fleisch zu verzichten.
nicht tagelang mit sich herumzuschleppen, kann man ruhig mal nachgeben. In einer Beziehung ist es nicht kriegsentscheidend, das letzte Wort zu haben.
Was denn?
Unser Geheimnis ist, dass wir sehr respektvoll miteinander umgehen. Wir würden uns nie beleidigen oder böse zueinander sein. Jana Ina und ich, wir sind seit über 16 Jahren zusammen. Unser großes Glück war, einen Menschen zu treffen, der zur selben Zeit ungefähr dasselbe wollte. Hätte sie sich damals komplett auf ihre Karriere konzentrieren oder ich unbedingt gleich Kinder haben wollen, dann wären wir vielleicht trotz aller Anziehungskraft kein Paar geworden.
Machen Ihre Kinder auch schon Musik?
Oh ja. Mein Sohn spielt Schlagzeug, meine Tochter Klavier.
Aber er spielt auch Fußball und Tennis, sie probiert gerade Ballett aus. Die sollen machen, worauf sie Lust haben. Wir unterstützen die Kinder in alle Richtungen.
Wie sieht es denn mit Ihrer eigenen Fußballlaufbahn aus? Sie haben ja immerhin beim VfB Stuttgart und bei AS Rom in der Jugend gespielt.
Ich bin bei den Alten Herren in Zündorf (Stadtteil von Köln, Anm. d. Red.). Wir sind Tabellenführer, mussten den Spielbetrieb für die Saison jedoch leider einstellen wegen Corona. Ich bin gelernter Linksverteidiger, jetzt spiele ich links vorne. Wir sind eine richtig starke Truppe, vom Architekten bis zum Türsteher ist alles dabei. Der Älteste ist 63. Fußball ist mein Ausgleich. Das Kicken mit den Jungs fehlt mir gerade mindestens so sehr wie die Bühne.