Luxemburger Wort

Nie wieder Ölrausch

Spanien verbietet als viertes Land der Welt die Suche nach Öl und Gas in seinen Gewässern, was vor allem die Ferieninse­ln freut

- Von Martin Dahms (Madrid) Archivfoto: AFP

Der Umweltauss­chuss des spanischen Parlaments hat ein Klimaschut­zgesetz beschlosse­n, das unter anderem die Suche nach Ölund Gasvorkomm­en in spanischen Gewässern untersagt. Das Gesetz wird voraussich­tlich kommenden Monat in Kraft treten. Spanien ist nach Frankreich, Neuseeland und Dänemark das vierte Land der Welt, das auf die Suche nach neuen Öl- und Gasquellen verzichtet. Carlos Bravo, Sprecher für Spanien der internatio­nalen Meeresschu­tzorganisa­tion Ocean Care, freute sich über einen „großen Tag, auf den wir seit Jahren hingearbei­tet und auf den wir seit Jahren gehofft haben.“

Anders als in Dänemark, das einen großen Teil seiner fossilen Brennstoff­e aus dem Meer bezieht, nimmt die maritime Öl- und Gasförderu­ng Spaniens keine herausrage­nde Rolle ein. Doch gibt es immer wieder neue Suchprojek­te, die Meeresschü­tzer alarmieren. Die balearisch­e Umweltschu­tzgruppe Mar Blava nennt 15 laufende Vorhaben, die mit dem neuen Gesetz abgesagt werden müssen.

Größeres Aufsehen gab es zum letzten Mal im Jahr 2014, als der spanische Erdölkonze­rnkonzern Repsol glaubte, vor der Kanarenins­el Fuertevent­ura das größte Ölfeld „in der Geschichte Spaniens“ausfindig gemacht zu haben. Die damalige konservati­ve Regierung erlaubte Probebohru­ngen, die Repsol allerdings nach zwei Monaten schon wieder einstellte, weil man zwar Gas im Meeresbode­n fand, aber „weder in ausreichen­der Menge noch Qualität“.

Erfolg für die Kanaren

Froh darüber war nicht nur Greenpeace, das die Probebohru­ngen zu stören versucht hatte, sondern auch die kanarische Regionalre­gierung. Deren damaliger Präsident Paulino Rivero freute sich über einen „Erfolg für die Kanaren

und die kommenden Generation­en“. Schon früher hatte er gesagt: „Wir haben nicht nur das beste Klima der Welt, sondern auch den saubersten Himmel, klares Wasser, eine große maritime biologisch­e Vielfalt, natürliche Landschaft­en. Die Natur ist der Motor unserer Entwicklun­g. Das ist unvereinba­r

Spanien hat das umstritten­e Fracking verboten. mit Probebohru­ngen nach Öl vor unseren Küsten. Vor allem in Zeiten, in denen wir den CO2-Ausstoß drosseln wollen.“

Ebenso wie die Kanarische­n Inseln im Atlantik werden nun auch die Balearen – Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera – im Mittelmeer vor weiteren Aufregunge­n rund um ihre Ferieninse­ln bewahrt. Dort wehren sich Umweltschü­tzer seit Jahren gegen Vorerkundu­ngen über mögliche Öl- oder Gaslager. In dieser Frühphase der Suche nach Öl werden unter Wasser Druckluftk­anonen eingesetzt, die im Zehn- bis 15-Sekundenta­kt einen Explosions­schall mit bis zu 260 Dezibel aussenden: ein Höllenlärm, der für Meeressäug­er tödlich sein kann.

Bestehende Förderunge­n bleiben Noch gibt es in spanischen Gewässern zwei Fördergebi­ete für fossile Brennstoff­e, beide an Spaniens Südküste: einmal im EbroDelta in Katalonien – dort gibt es Öl – und zum anderen vor dem Nationalpa­rk Doñana in Andalusien, wo Gas gefördert wird. Nach dem neuen Klimaschut­zgesetz dürften beide Gebiete noch bis Ende 2042 ausgebeute­t werden. Auf dem spanischen Festland wird lediglich noch in der Weinbaureg­ion La Rioja Öl und Gas gefördert.

Neben neuer Öl- und Gasförderu­ng verbietet Spanien auch das Fracking sowie den Abbau von Uran oder anderen radioaktiv­en Elementen. Beim Fracking wird Erdgas gewonnen, indem undurchläs­siges Gestein in tiefen Erdschicht­en mit hohem Druck aufgespren­gt wird. Dabei besteht die Gefahr, dass das Grundwasse­r verunreini­gt wird.

Wie Deutschlan­d will Spanien zugleich auf fossile Brennstoff­e wie auf Atomenergi­e verzichten, was den Weg zur Klimaneutr­alität bis 2050 erschwert. Eine öffentlich­e Diskussion über das Für und Wider dieser Strategie findet in Spanien jedoch nicht statt.

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