Dem Wasser zuliebe
Arbeiten zur Sicherung der Trinkwasserversorgung in den Gemeinden Schengen und Bad Mondorf gestartet
Remerschen. Die von Menschenhand geschaffenen Baggerweiher in Remerschen dienen das ganze Jahr über Tausenden von Vögeln bei ihrer Migration als Raststätte und Futterquelle, derweil Menschen dort gerne ihre Freizeit verbringen. Im Bréicherwee unweit des Naturzentrums Biodiversum Camille Gira, der Baggerweiher und des Restaurants wird künftig auch das Herz der Trinkwasserversorgung für die Gemeinden Schengen und Bad Mondorf schlagen.
Warten auf den Umzug
Zurzeit werden vor Ort erste Arbeiten des vom Architektenbüro Valentiny hvp architects gestalteten Projektes erledigt. Zwischen dem Brunnen und der aktuellen Wasseraufbereitungsanlage verlegen Bauarbeiter zurzeit Wasserrohre in den ausgehobenen Graben. Bereits abgeschlossen ist die Genehmigungsplanung für die Wasseraufbereitungsanlage im Schapp. Die Prozedur für die diesbezügliche Vergabe des Arbeitsauftrags dauert aber noch an. Läuft alles nach Plan, sollen diese Infrastrukturarbeiten ab dem 1. Juni in Angriff genommen werden. Parallel dazu würden unter anderem die Vorbereitungen für den Brunnenneuund den Brunnenumbau vorangetrieben, so Andreas Hein, Leiter des Trinkwassersyndikats Sese.
Sobald der kommunale technische Dienst der Gemeinde Schengen
vom Schapp nach Schwebsingen in neue Räumlichkeiten umgezogen sein wird, wird die Lagerhalle erweitert und umgestaltet.
Hinter einer Glaswand wird eine Anlage installiert, in der das Syndikat das Wasser für die Gemeinden Schengen und Bad Mondorf, das Domaine thermal sowie für das Löschwasser für den Autobahntunnel Markusbierg aufbereiten wird. Diese Einrichtung wird späterhin auch für die Bürger zu sehen sein. Schüler werden dort etwa beobachten können, wie das Wasser aus dem Brunnen gesäubert und durch das Leitungsnetz bis in den Wasserhahn geleitet wird.
Wassermangel vorbeugen
Das Wassersyndikat kümmert sich zurzeit um drei Wasserbrunnen. Diese Förderkapazitäten reichten im Normalfall aus. Allerdings kam es in der Vergangenheit im Sommer des Öfteren zu Engpässen bei der Versorgung. Um die verfügbaren Wassermengen zu erhöhen, wird südlich der Baggerweiher, unweit der Route du Vin, ein zusätzlicher vierter Brunnen gebohrt. Vor vier Jahren wurden in diesem Ortsbereich schon Probebohrungen vorgenommen. Damals stellte man fest, dass das Wasser stark mineralisiert ist, sodass es zuerst in einer Aufbereitungsanlage enthärtet werden muss. Letztgenannte wird bis 2023 im Schapp installiert.
In ihr wird das Wasser durch mehrere Membranen fließen. Bei dem sogenannten Verfahren der Niederdruckosmose werden neben Calcium und Magnesium auch Viren und Bakterien zurückbehalten. Um zu verhindern, dass diese abgesonderten Partikel die Membranen verstopfen, werden Chemikalien wie etwa Schwefelsäure verwendet. Diese Stoffe gelangen nicht ins Trinkwasser, da sie von den Membranen abgefangen werden. Bevor das gefilterte Wasser genutzt werden kann, wird es noch mit unbehandeltem Wasser aus dem Brunnen vermischt und danach ins Netz eingespeist. In einem auf dem Vorplatz des Schapps geplanten Anbau werden 250 Kubikmeter fassende Wasserbehälter aufgestellt.
Der zusätzliche Brunnen und die Wasseraufbereitungsanlage sind notwendig, um die Trinkwasserversorgung nach 2024 zu gewährleisten. Denn aufgrund der für die kommenden Jahrzehnte anstehenden Wohnungsbauprojekte, der Inbetriebnahme des Munnerëfer Lycée und des Velodroms wird es bis 2040 zu einem demografischen Wachstum in den beiden Gemeinden – und folglich auch zu einem Anstieg des Wasserbedarfs – kommen.
Würden die Förderkapazitäten nicht ausgebaut, müsste die gegenwärtige Notlösung in Form der zwischen Schengen und Perl auf deutscher Seite über den Moselboden verlaufenden Trinkwasserleitung permanent herhalten, um den Wasserbedarf der beiden Gemeinden auf luxemburgischer Seite abzudecken.