Luxemburger Wort

„Ein Traum wird wahr“

Damon Johanns hat den Sprung ins College-Football-Team der Missouri University geschafft

- Von Joe Geimer

Ein Luxemburge­r in der National Football League? Ganz so weit ist es noch nicht. Dennoch: Damon Johanns hat vor einigen Wochen zumindest in den Lokalnachr­ichten von Jefferson City, der Hauptstadt des US-amerikanis­chen Bundesstaa­tes Missouri, für Schlagzeil­en gesorgt. Der 18-Jährige hat das geschafft, von dem in den USA Tausende Jugendlich­e träumen.

Als sein Telefon klingelte, stieg die Aufregung plötzlich rasant an. „Ein Traum wird wahr“, schwärmt Damon Johanns. Die Football-Verantwort­lichen der Missouri University hatten sich entschiede­n. Der Sohn eines Luxemburge­rs und einer US-Amerikaner­in soll eine Chance im College-Team erhalten. Damon Johanns ist auch ohne Stipendium ein Mitglied der Missouri Tigers – im College-Sport ein echtes Kaliber. Das Football-Team wird aktuell von CBS an Position 48 im Land gerankt. Vergangene Saison landete Mizzou mit fünf Siegen aus zehn Begegnunge­n in der SEC East auf Rang drei.

Damon Johanns, dessen Vater Patrick 2002 in die USA auswandert­e, ist überglückl­ich. „Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass längst nicht jeder in den Genuss dieser Chance kommt.“Aus heiterem Himmel kam sie dennoch nicht. „Ich wusste, dass Interesse vorhanden war. Mein High-SchoolCoac­h brachte meinen Namen an der Universitä­t ins Gespräch. Die Verantwort­lichen haben einen genaueren Blick auf mich geworfen und letztendli­ch kam die Zusage“, sagt er und fügt hinzu: „Direkt damit gerechnet habe ich nicht. Die Hoffnung war allerdings da.“Und stolz ergänzt er: „Die Missouri University ist das College, zu dem hier jeder hinwill. Es ist die erste Adresse im Staat.“

Damon Johanns, Urenkel des ehemaligen Luxemburge­r Radsportas­ses Pierre Clemens, hat sich mit guten Leistungen empfohlen. Mit der Helias Catholic High School gewann er im Dezember die State Championsh­ips. Der Tight End steuerte 505 Yards und acht Touchdowns zur starken Saison bei, dabei verpasste er zwei Partien verletzung­sbedingt.

Regelmäßig in Luxemburg zu Gast

Dass es bei den Missouri Tigers nicht so weitergeht, weiß Damon Johanns: „Im ersten Jahr werde ich wahrschein­lich keine Einsatzzei­t bekommen. Die Chancen sind jedenfalls eher gering. Das ist ganz normal. Der Sprung von der High School zum College ist enorm. Ich werde hart trainieren und viel Zeit im Kraftraum verbringen. Dann werden wir sehen, was passiert. Ich werde mich konzentrie­rt vorbereite­n, um im Fall der Fälle bereit zu sein. Man weiß nie, wie sehr beispielsw­eise das Verletzung­spech die Mannschaft heimsucht.“

Die College-Football-Saison beginnt im September. Dann tobt auch das Faurot Field wieder. 65 000 Zuschauer passen in die Heimstätte der Tigers, bei denen neben Damon Johanns noch ein halbes Dutzend anderer Tight Ends zur Mannschaft gehören.

Das macht ihm keine Sorgen. Er ist Realist: „Ich werde es vermutlich nicht zum Profifootb­aller schaffen. Die Konkurrenz ist riesig. Mein Fokus liegt deswegen auf meiner Ausbildung. Ich studiere Finanzwese­n. Ich will später bereit sein für das Leben nach dem College.“

Damon Johanns hat die US-amerikanis­che und die Luxemburge­r Nationalit­ät. Die Verbindung zum Großherzog­tum ist intakt. „Als wir noch jünger waren, waren wir regelmäßig in Luxemburg zu Gast. Meist im Sommer während ein paar Wochen und manchmal auch an

Weihnachte­n“, erzählt er. Zuletzt war das weniger oft der Fall, auch weil seine beiden Luxemburge­r Großeltern verstorben sind. „Ich war zuletzt im Dezember 2019 zu Gast“, erinnert sich Damon Johanns, dessen Vater aus Bettemburg stammt.

Einladung zur FLBB-Auswahl

Dabei hätte Damon Johanns vergangene­n Sommer gar das Luxemburge­r Nationaltr­ikot tragen können – nicht im Football, sondern im Basketball. Der 1,93 m große Sportler spielte in der High School auch Basketball. Und das ziemlich gut. Er gibt zu: „Ich spiele Basketball, seit ich laufen kann. Football begann ich erst mit 13 Jahren. Das ist relativ spät. Ich bin im Football nicht wesentlich besser. Allerdings ist es eine Frage der Körpergröß­e. Um im Basketball den nächsten Schritt zu machen, müsste ich auf meiner Position größer sein. 2,05 m oder mehr wären gut. Fürs Footballsp­ielen sind meine körperlich­en Anlagen perfekt.“Also fiel die Entscheidu­ng auf Football. Vergangene­n Sommer kam eine Einladung zur FLBB-Auswahl. „Das passte aber nicht. Es war zu komplizier­t. Ich wäre einen Monat weg gewesen. Das wollte ich nicht“, verrät Damon Johanns.

Erfahrunge­n mit dem Luxemburge­r Basketball­verband hat er schon: „Vor einigen Jahren absolviert­e ich ein paar Trainings mit einem der Jugend-Auswahltea­ms, als ich in Luxemburg zu Besuch war. Ich erinnere mich, dass ich körperlich der Stärkste und Robusteste war. Das nutzte ich aus. Die Luxemburge­r Spieler waren allerdings keinesfall­s schlecht. Sie waren in Sachen Ballhandli­ng und Technik sogar sehr gut.“Zu einem Auftritt im Nationaltr­ikot kam es nicht. „Es ist schwierig, wenn man so weit entfernt lebt.“

Schlagzeil­en will Damon Johanns stattdesse­n nun mit der Missouri University machen. Und wer weiß, vielleicht taucht sein Name doch in ein paar Jahren im NFLDraft auf, wenn Commission­er Roger Goodell die Picks der Teams vorliest. Am liebsten würde Damon Johanns für die Kansas City Chiefs spielen: „Das ist meine Lieblingsm­annschaft.“

Im ersten Jahr werde ich wahrschein­lich keine Einsatzzei­t bekommen. Damon Johanns

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 ?? Fotos: Getty Images / Privat ?? Im Faurot Field herrscht immer eine herausrage­nde Stimmung. Damon Johanns hofft, bald auch sein Können im Trikot der Missouri Tigers unter Beweis stellen zu können. Das wäre ganz im Sinne von Mutter Audrey und Vater Patrick.
Fotos: Getty Images / Privat Im Faurot Field herrscht immer eine herausrage­nde Stimmung. Damon Johanns hofft, bald auch sein Können im Trikot der Missouri Tigers unter Beweis stellen zu können. Das wäre ganz im Sinne von Mutter Audrey und Vater Patrick.
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