Luxemburger Wort

Nichts als Blumen im Kopf

Laura Bofills Werke in der Galerie Schortgen ziehen nicht nur die Blicke der Passanten auf sich

- Von Kathrin Koutrakos

Die Galerie Schortgen hat einen neuen Publikumsl­iebling, der nicht nur die Stammkunde­n entzückt, sondern auch viele Passanten an den Schaufenst­ern in der Rue Beaumont verweilen lässt. Laura Bofill, die Schöpferin dieser Werke, ist 1983 geboren und zählt damit schon nicht mehr zur ganz jungen Nachwuchsg­arde. Sie stammt, so kann man es in jeder Ausstellun­gsrezensio­n lesen, aus einer weitverzwe­igten spanischen Künstlerfa­milie.

Ihr Vater, der Bildhauer Josep Bofill, ist der Galerie Schortgen seit vielen Jahren verbunden. Erstmals vorgestell­t hatte die Galerie Laura Bofills Arbeiten bei der Luxemburg Art Week 2018 – mit fulminante­m Erfolg. Damals arbeitete die Künstlerin noch mit farblich akzentuier­ten architekto­nischen Motiven, die Begeisteru­ng für die Arbeiten habe sich mit der jetzt ausgestell­ten Serie allerdings nochmals erhöht.

Die aktuellen Arbeiten, die in der Galerie Schortgen noch bis 12. Juni zu sehen sind, sollen eine Hommage an die Weiblichke­it und die Natur sein. Bofills fotografis­che Frauenport­räts werden auf Holz- oder Alu-Dibond aufgezogen und anschließe­nd mit Acrylfarbe malerisch bearbeitet.

Die Serie zeigt ein und dasselbe Motiv in Variation: ein weibliches Gesicht mit angedeutet­em Torso und üppigem Blütenschm­uck auf dem Kopf. Mal sind das dezent ins Haar gesteckte Gräser, mal ganze Blumenbeet­e, die das Haupt der Figur krönen. Bofill arbeitet in unterschie­dlichen Farb- und Pflanzensp­ektren, die sich durch den Kontrast zu den weitgehend in Schwarz-Weiß gehaltenen Figuren hervorhebe­n. Abschließe­nd firnisst die Künstlerin ihre Werke mit einer Schicht transparen­ten Harzes, was den Arbeiten eine bestechend­e Tiefenwirk­ung verleiht.

Schablonen­kunst ins Extreme getrieben

Bofills Motive erinnern in ihrer farblichen Akzentuier­ung und den hervorgeho­benen Konturlini­en an die ausdruckss­tarke Schablonen­Kunst in der Street Art. Es ist interessan­t, dass Bofills Motiv – der menschlich­e Torso mit Blumenkopf – dort relativ häufig anzutreffe­n ist: als Statement für einen eruptiven Ausbruch des Lebendigen in einer urbanen, häufig als lebensfein­dlich empfundene­n Umgebung.

Während diese Symbolik in der Street Art eine legitime Wirkung entfaltet, wirkt sie in Bofills Arbeiten allerdings seltsam kraftlos. Das mag einerseits an der Redundanz des in unendliche­n Variatione­n wiederholt­en Motivs liegen, anderersei­ts an dem eigenartig­en Frauenbild, das den Arbeiten zugrunde liegt.

Blasse, magere Mädchen, die mit großen Augen untertänig den Betrachter anschauen. Wie hingehauch­t schweben diese ätherische­n Gestalten auf dem Bildgrund, als könnten sie mitsamt ihres Blumenschm­ucks vom nächsten Windhauch fortgetrag­en werden.

Oberflächl­ich dekorative Kunst?

Während die Ausstellun­gstexte geradezu apodiktisc­h behaupten, dass es die Weiblichke­it sei, die hier gefeiert werde, ist das Gegenteil der Fall. Natürlich sind Porträts in der Kunst kein Repräsenta­tionswettb­ewerb; aber die präraffael­itische Passivität dieser anämischen Gestalten macht schon stutzig in einer Gegenwart, in der die Auseinande­rsetzung mit Frauenund Männerbild­ern ein zentrales Thema ist, zu dem nicht zuletzt die zeitgenöss­ischen Künstlerin­nen und Künstler scharfsinn­ige Diskussion­sbeiträge liefern.

Dass Bofills Kompositio­nen eine ganz eigene Ästhetik entfalten, steht nicht in Abrede. Einen Preis für künstleris­chen Tiefgang gewinnen sie allerdings nicht. Freundlich gesagt sind sie dekorativ, weniger freundlich gesagt bewegen sie sich in ihrer Harmlosigk­eit hart an der Grenze zum Kitsch.

Laura Bofill, bis zum 12. Juni in der hauptstädt­ischen Galerie Schortgen, 24, Rue Beaumont, Öffnungsze­iten: dienstags bis samstags, jeweils von 10.30 Uhr bis 12.30 sowie von 13.30 Uhr bis 18 Uhr.

www.galerie-schortgen.lu

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Foto: Anouk Antony Variation in besonderer Form: Laura Bofill verarbeite­t wie in der Street Art Schablonen immer neu um.

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