Nichts als Blumen im Kopf
Laura Bofills Werke in der Galerie Schortgen ziehen nicht nur die Blicke der Passanten auf sich
Die Galerie Schortgen hat einen neuen Publikumsliebling, der nicht nur die Stammkunden entzückt, sondern auch viele Passanten an den Schaufenstern in der Rue Beaumont verweilen lässt. Laura Bofill, die Schöpferin dieser Werke, ist 1983 geboren und zählt damit schon nicht mehr zur ganz jungen Nachwuchsgarde. Sie stammt, so kann man es in jeder Ausstellungsrezension lesen, aus einer weitverzweigten spanischen Künstlerfamilie.
Ihr Vater, der Bildhauer Josep Bofill, ist der Galerie Schortgen seit vielen Jahren verbunden. Erstmals vorgestellt hatte die Galerie Laura Bofills Arbeiten bei der Luxemburg Art Week 2018 – mit fulminantem Erfolg. Damals arbeitete die Künstlerin noch mit farblich akzentuierten architektonischen Motiven, die Begeisterung für die Arbeiten habe sich mit der jetzt ausgestellten Serie allerdings nochmals erhöht.
Die aktuellen Arbeiten, die in der Galerie Schortgen noch bis 12. Juni zu sehen sind, sollen eine Hommage an die Weiblichkeit und die Natur sein. Bofills fotografische Frauenporträts werden auf Holz- oder Alu-Dibond aufgezogen und anschließend mit Acrylfarbe malerisch bearbeitet.
Die Serie zeigt ein und dasselbe Motiv in Variation: ein weibliches Gesicht mit angedeutetem Torso und üppigem Blütenschmuck auf dem Kopf. Mal sind das dezent ins Haar gesteckte Gräser, mal ganze Blumenbeete, die das Haupt der Figur krönen. Bofill arbeitet in unterschiedlichen Farb- und Pflanzenspektren, die sich durch den Kontrast zu den weitgehend in Schwarz-Weiß gehaltenen Figuren hervorheben. Abschließend firnisst die Künstlerin ihre Werke mit einer Schicht transparenten Harzes, was den Arbeiten eine bestechende Tiefenwirkung verleiht.
Schablonenkunst ins Extreme getrieben
Bofills Motive erinnern in ihrer farblichen Akzentuierung und den hervorgehobenen Konturlinien an die ausdrucksstarke SchablonenKunst in der Street Art. Es ist interessant, dass Bofills Motiv – der menschliche Torso mit Blumenkopf – dort relativ häufig anzutreffen ist: als Statement für einen eruptiven Ausbruch des Lebendigen in einer urbanen, häufig als lebensfeindlich empfundenen Umgebung.
Während diese Symbolik in der Street Art eine legitime Wirkung entfaltet, wirkt sie in Bofills Arbeiten allerdings seltsam kraftlos. Das mag einerseits an der Redundanz des in unendlichen Variationen wiederholten Motivs liegen, andererseits an dem eigenartigen Frauenbild, das den Arbeiten zugrunde liegt.
Blasse, magere Mädchen, die mit großen Augen untertänig den Betrachter anschauen. Wie hingehaucht schweben diese ätherischen Gestalten auf dem Bildgrund, als könnten sie mitsamt ihres Blumenschmucks vom nächsten Windhauch fortgetragen werden.
Oberflächlich dekorative Kunst?
Während die Ausstellungstexte geradezu apodiktisch behaupten, dass es die Weiblichkeit sei, die hier gefeiert werde, ist das Gegenteil der Fall. Natürlich sind Porträts in der Kunst kein Repräsentationswettbewerb; aber die präraffaelitische Passivität dieser anämischen Gestalten macht schon stutzig in einer Gegenwart, in der die Auseinandersetzung mit Frauenund Männerbildern ein zentrales Thema ist, zu dem nicht zuletzt die zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler scharfsinnige Diskussionsbeiträge liefern.
Dass Bofills Kompositionen eine ganz eigene Ästhetik entfalten, steht nicht in Abrede. Einen Preis für künstlerischen Tiefgang gewinnen sie allerdings nicht. Freundlich gesagt sind sie dekorativ, weniger freundlich gesagt bewegen sie sich in ihrer Harmlosigkeit hart an der Grenze zum Kitsch.
Laura Bofill, bis zum 12. Juni in der hauptstädtischen Galerie Schortgen, 24, Rue Beaumont, Öffnungszeiten: dienstags bis samstags, jeweils von 10.30 Uhr bis 12.30 sowie von 13.30 Uhr bis 18 Uhr.
www.galerie-schortgen.lu