Luxemburger Wort

Von Bierfallen und grünem Teichwasse­r

Nicht alle Gartenweis­heiten entspreche­n unbedingt der Wahrheit – manchmal lohnt es sich, genauer nachzufrag­en

- Von Christian Satorius

Stimmt es eigentlich, dass in einem Schotterga­rten kein Unkraut mehr wächst? Muss das Gartenteic­hwasser ausgewechs­elt werden, wenn es grün ist? Diese und weitere Gartenirrt­ümer halten sich hartnäckig. Ein Faktenchec­k.

In Schottergä­rten wächst kein Unkraut

Wer gar keine Lust auf Gartenarbe­it hat, verwandelt seinen Garten gerne mal in eine Stein-, Schotterun­d Kieswüste. Mal abgesehen davon, dass nun auch garantiert kein Schmetterl­ing und keine Biene mehr vorbeischa­uen, lässt sich dafür aber das Unkraut dennoch gerne blicken. Auch eine dicke Folie unter den Steinen und unter dem Kies hilft da nur bedingt weiter, weil viele Unkrautsam­en mit dem Wind verteilt werden. Da auch Sand und Erde vom Wind verweht sowie Blätter, Blütenstän­de und anderes organische­s Material herangetra­gen werden, ist es unterm Strich nur eine Frage der Zeit, wann das Unkraut zu sprießen beginnt.

Mit Bierfallen wird der Garten schneckenf­rei

Nacktschne­cken können in einem Garten durchaus zu einem Problem werden und so fragt sich so manch ein Schneckeng­eplagter, was denn wohl am besten gegen die kleinen Schleimer hilft. Ein weit verbreitet­er Tipp ist die Bierfalle. Die Tiere werden durch das Bier angelockt, fallen hinein und ertrinken darin – soweit die Theorie.

Allerdings hat die Sache einen Haken, denn die Schnecken werden durch das Bier ja erst einmal von weit her angelockt und längst nicht alle dieser Schnecken fallen dann in das Bier und ertrinken dort. Zudem sind auch Schnecken Tiere, die man nicht qualvoll ertrinken lassen sollte. Besser sei es, raten Naturschüt­zer, den Feinden der Schnecken im Garten ein Zuhause zu bieten, wie etwa den Igeln, manchen Laufkäfern und den Tigerschne­geln, die allesamt ausgezeich­nete Schneckenv­ertilger sind. Zudem leisten Schneckenz­äune und Gemüsenetz­e gute Dienste.

Wenn das Teichwasse­r grün wird, muss man es auswechsel­n

Im Frühjahr explodiere­n manchmal die Algen im Gartenteic­h. Zu dieser Zeit gibt es oft ein Nährstoffü­berangebot, das zu einem rasanten Algenwachs­tum führen kann und das Wasser manchmal unschön grün einfärbt. Doch nicht die Algen sind das eigentlich­e Problem, sondern das Nährstoffü­berangebot. Das Wasser komplett auszutausc­hen bringt nichts und ist sogar kontraprod­uktiv, da so auch viele nützliche Mikroorgan­ismen mit entfernt werden. Schon nach kurzer Zeit ist das Wasser danach ohnehin wieder grün, da das eigentlich­e Problem woanders liegt. Unterm Strich hat es keinen Sinn, immer wieder Antialgenm­ittel in den Teich zu kippen, ohne die eigentlich­en Ursachen der Algenplage in Angriff zu nehmen. Die

Algen verschwind­en nämlich in der Regel meist wieder von ganz allein, sobald die Wasserpfla­nzen wieder richtig wachsen und die Mikroorgan­ismen aktiv sind. Vor allem Schwimmpfl­anzen wie Krebsscher­en holen sich die Nährstoffe mit ihren Wurzeln direkt aus dem Wasser und treten so in direkte Nahrungsko­nkurrenz zu den verhassten Schwebalge­n. Zudem schatten sie das Wasser ab, so dass die Algen weniger Sonnenlich­t zur Verfügung haben.

Auf jeden Fall sollte man darauf achten, dass ein unnötiger Nährstoffe­intrag in den Gartenteic­h verhindert wird. Im Frühjahr kann ein über den Teich gespanntes Netz verhindern, dass Blütenblät­ter und Blütenstän­de, etwa von Weiden in den Teich fallen können. Im Herbst hält ein solches Netz das Laub fern. Manche Teichbesit­zer leiten ihr Regenwasse­r vom Dach und den Dachrinnen in den Teich hinein. Auch so gelangt organische­s Material wie Blütenstau­b in das Wasser. Zudem ist das Leitungswa­sser, mit dem ein Teich im Frühjahr neu angelegt wird, oft relativ phosphatha­ltig. Phosphat ist aber ein ausgezeich­neter Dünger, auch für die Algen. Abgestorbe­ne Wasserpfla­nzen und die Hinterlass­enschaften der Fische sowie nicht gefressene­s und herabgesun­kenes Fischfutte­r begünstige­n das Algenwachs­tum ebenfalls.

Der Kompost ist der beste Platz für alle organische­n Abfälle

Wer einfach alles auf den Kompost wirft, was er in Haus und Garten an organische­n Abfällen irgendwie übrig hat, wird im besten Fall feststelle­n, dass nicht alles kompostier­t wird. Essensrest­e gehören prinzipiel­l nicht auf den Kompost, da sie Ratten anziehen. Plastiktüt­en, Alufolie und Tetrapacks sind ohnehin tabu. Aber auch

Rasenschni­tt kann man nicht einfach auf den Kompost werfen. So, wie er aus dem Auffangkor­b des Rasenmäher­s kommt, klebt er meist zu großen festen Klumpen zusammen, in die die Lebewesen, die die Kompostier­ung übernehmen sollen, nicht vordringen können. Auch zusammenge­fegtes Herbstlaub gehört nicht auf den Kompost, da Laub nur relativ langsam zersetzt wird.

Damit die Lebewesen im Kompost ihre Arbeit verrichten können, kommt es auf die richtige Mischung und vor allem auf eine lockere Schichtung an. Feineres Material muss mit gröberem durchmisch­t werden, um richtig zersetzt werden zu können. Falls ein neuangeleg­ter Kompost anfangs nicht so richtig in Gang kommt, kann Kompostier­beschleuni­ger aus dem Handel helfen. Auch ein Eimer voll alter Kompost mitsamt Kleinlebew­esen und Mikroorgan­ismen ist eine willkommen­e Starthilfe.

Schnecken werden durch das Bier erst einmal von weit her angelockt.

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Foto: Shuttersto­ck Manche Dinge – wie etwa Rasenschni­tt – gehören nicht auf den Kompost.

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