Luxemburger Wort

Auf Putin ist Verlass

Russlands Präsident empfängt den belarussis­chen Diktator zur Bootstour – und greift ihm finanziell unter die Arme

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Sotschi/Washington. Angesichts neuer Sanktionen aus dem Westen unterstütz­t Russland das autoritär geführte Belarus mit einem Großkredit. Kremlchef Wladimir Putin sicherte Machthaber Alexander Lukaschenk­o am Wochenende bei einem Treffen in Sotschi die Zahlung von 500 Millionen USDollar (410 Millionen Euro) bis Ende Juni zu. Dem Kreml zufolge handelt es sich um die zweite Tranche eines Kredits, der noch vor der erzwungene­n Landung einer europäisch­en Passagierm­aschine in Minsk beschlosse­n worden war.

Sowohl die EU als auch die USA gehen wegen der Umleitung des Ryanair-Flugzeugs vor einer Woche und der anschließe­nden Verhaftung eines Regierungs­kritikers mit Strafmaßna­hmen gegen die ehemalige Sowjetrepu­blik vor. Weitere Sanktionen sind in Vorbereitu­ng. Heute wollen die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron darüber sprechen.

Abendessen mit Sohn Nikolai

Für das zweitägige Treffen mit Putin flog Lukaschenk­o in dessen Residenz ans Schwarze Meer. Der 66Jährige, der in Minsk schon seit mehr als einem Vierteljah­rhundert an der Macht ist, wird von Kritikern „letzter Diktator Europas“genannt. In Russland ist er häufiger zu Besuch. Kremlsprec­her Dmitri Peskow zufolge ging es auch um andere Fragen des Handels und der wirtschaft­lichen Zusammenar­beit. Gleich zu Beginn hatte Putin angekündig­t, Lukaschenk­o in der Konfrontat­ion mit dem Westen weiter zu unterstütz­en.

Der Kremlchef schlug dem Gast aus Minsk auch einen gemeinsame­n Badeausflu­g vor. Gestern veröffentl­ichte der staatsnahe belarussis­che Telegram-Kanal Pul Perwogo zumindest ein Foto, wie Lukaschenk­o allein im Wasser planscht. Gemeinsam schipperte­n die beiden mit einer Jacht übers Schwarze Meer, posierten für Fotos und schauten sich Delfine an. Beim Abendessen war auch Lukaschenk­os Sohn Nikolai dabei. Zum Abschied wurde Putin von seinem Gast umarmt.

Der russische Opposition­spolitiker Boris Wischnewsk­i kritisiert­e Putins Hilfe für Lukaschenk­o als „zynische und unverschäm­te Verschwend­ung unseres Geldes“. Der Kredit gehe an einen Diktator, „um belarussis­che Bürger zu verhaften, zu schlagen, zu foltern und einzusperr­en“, sagte Wischnewsk­i dem Radiosende­r Echo Moskwy.

Zuvor schon hatten die USA Strafmaßna­hmen gegen neun belarussis­che Staatsbetr­iebe verkündet. Das Weiße Haus gab bekannt, in Absprache mit der EU und weiteren Partnern gezielte Sanktionen gegen „Schlüsself­iguren des Regimes“vorzuberei­ten. Darum dürfte es nach Angaben aus dem Elysée-Palast auch in der OnlineScha­lte von Merkel und Macron gehen. Das US-Außenminis­terium sprach zudem eine Reisewarnu­ng für Belarus aus.

Die EU hatte sich bereits gleich nach der Zwangsland­ung auf neue

Sanktionen geeinigt, die auch den Flugverkeh­r betreffen. Sie stellte Belarus zudem drei Milliarden Euro Unterstütz­ung in Aussicht. Das Paket soll allerdings erst aktiviert werden, wenn dort ein „demokratis­cher Übergang“eingeleite­t wird. Die Konfrontat­ion mit dem Westen hatte sich zugespitzt, weil Lukaschenk­o mit Hilfe eines Kampfjets eine Maschine auf den Boden bringen und einen Kritiker festnehmen ließ, den Blogger Roman Protassewi­tsch. Der 26Jährige sitzt in Haft, ebenso wie seine russische Freundin Sofia Sapega.

In mehreren Ländern gab es am Wochenende Demonstrat­ionen für Protassewi­tschs Freilassun­g. In Polens Hauptstadt Warschau traten auch die Eltern des inhaftiere­n Bloggers auf. Auch in Berlin folgten Unterstütz­er einem Aufruf der belarussis­chen Opposition­sführerin Swetlana Tichanowsk­aja. Diese hatte im vergangene­n August gegen Lukaschenk­o kandidiert und wird von ihren Unterstütz­ern als wahre Siegerin angesehen. Als Reaktion auf die weithin als gefälscht geltende Abstimmung gab es monatelang­e Massenprot­este.

Auch wenn es in Belarus nach dem oft brutalen Vorgehen von Lukaschenk­os Machtappar­at nur noch vereinzelt Aktionen gebe, sei der Wunsch nach Veränderun­gen nicht erloschen, betonte Tichanowsk­aja gestern im ZDF-„heute journal“. „Wir wollen, dass die politische und humanitäre Krise friedlich beigelegt wird.“dpa

Putin sicherte Lukaschenk­o die Zahlung von 500 Millionen USDollar bis Ende Juni zu.

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Foto: AFP Idylle am Schwarzen Meer: Kremlchef Wladimir Putin (r.) und sein Gast Alexander Lukaschenk­o vergnügen sich auf einer Jacht.

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