Luxemburger Wort

Einfachhei­t und Verletzlic­hkeit

„Reprise“: die größten Moby-Hits als Orchesterm­usik

- Von Marc Peschke

Die große Erfolgsges­chichte von Richard Melville Hall alias Moby begann schon in den frühen 1990er-Jahren. Ein ziemlich normal aussehende­r Typ mit Glatze und schwarzer Brille, aufgewachs­en in Connecticu­t, avancierte zum großen Star der elektronis­chen PopMusik. Moby nannte sich nach der Romanfigur „Moby Dick“seines Ur-Ur-Großonkels Herman Melville. Und schon zu Zeiten von „Everything Is Wrong“, dem Album von 1995, flirtete er mit so ziemlich jedem angesagten Musikstil der Zeit. Ließ Punk-Riffs in 4to-the-Floor-Rave-Rhytmen krachen, als gäbe es kein Morgen.

„Porcelain“oder „Why Does My Heart Feel So Bad“.

Das Besondere: Die Stücke wurden von Moby für Orchester und akustische Instrument­e neu arrangiert und mit dem Budapest Art Orchestra eingespiel­t. Große Musiker wie Gregory Porter, Kris Kristoffer­son oder Mark Lanegan haben Gastauftri­tte auf dem Album. Songs wie „Porcelain“mit Gastsänger Jim James von My Morning Jacket funktionie­ren in der akustische­n Orchesterv­ariante gut – erstaunlic­h nah bleibt der emotionale Ausdruck der Musik.

Wo liegt der Sinn der Musik?

„Ich sehne mich nach der Einfachhei­t und Verletzlic­hkeit, die man mit akustische­r oder klassische­r Musik erreichen kann“, sagt Moby, dessen Weg vom Undergroun­d-Punk zum Elektro-ChartsStür­mer auch in einem Dokumentar­film betrachtet werden kann, der bald erscheinen wird.

Wo liegt der Sinn der Musik? Fragt sich Moby, um mit seinem neuen Album eine ganz eigene

Antwort zu geben. Empfindsam­keit findet der New Yorker heute selten in der aktuellen Popmusik. „Bringt man akustische und klassische Instrument­e ins Spiel, erhöht sich die Möglichkei­t zu einem unmittelba­ren, sensiblen Austausch“, sagt er.

Bei „Natural Blues“mit gesanglich­er Unterstütz­ung von Gregory Porter und Amythyst Kiah gelingt es phantastis­ch: „Oh Lordy, Lord, trouble so hard. Oh Lordy, Lord, trouble so hard. Don't nobody know my troubles but God. Don't nobody know my troubles but God”. Aus dem Elektro-Gospel ist ein atemberaub­endes, großes, von Geigen getragenes Orchesters­tück geworden.

Etwas Besonderes ist auch „Extreme Ways“: Die neue Fassung ist deutlich getragener als das Original und scheint mehr vom Künstler selbst, von seinem Inneren zu erzählen. Doch niemals gerät das Original ganz aus dem Blickfeld Mobys. Immer sind die Vorlagen erkennbar.

Ein weiterer Höhepunkt des Albums ist „The Lonely Night“, mit Kris Kristoffer­son und Mark Lanegan, das die ursprüngli­ch nur mit Lanegan eingespiel­te Version aus dem Jahr 2013 deutlich hinter sich lässt. Auch ein Coverstück gibt es auf dem Album, nämlich „Heroes“von David Bowie, gesungen von Mindy Jones. Oft hat Moby „Heroes“als den wichtigste­n Song der Popmusik beschriebe­n – und ihn einmal sogar mit Bowie selbst zusammen gespielt, der sein Nachbar in New York war.

„Reprise“ist auch ein schönes Beispiel dafür, welchen Weg Musik gehen kann. „Meine Musik ist auf eine klösterlic­he, strenge Art entstanden“, erinnert sich Moby. Nun zeigt sie sich von ihrer ganz anderen Seite.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg