Der Griff zur Zigarette
Mehr als ein Viertel der Bevölkerung Luxemburgs hat im vergangenen Jahr geraucht
Luxemburg. 26 Prozent der über 16jährigen Einwohner Luxemburgs haben im vergangenen Jahr geraucht. 17 Prozent – also mehr als eine Person von sechs – griffen gar täglich zur Zigarette. Dies geht aus einer Umfrage zum Raucherverhalten in Luxemburg hervor, die TNS-Ilres im Auftrag der Fondation Cancer im Vorfeld des heutigen Weltnichtrauchertages durchgeführt hat und bei der 3 019 Personen befragt wurden.
Wohl ist der Anteil der Raucher im Vergleich zu 2019 um ein Prozent gesunken, im langjährigen Vergleich liegen die Zahlen aber weiterhin deutlich über dem Schnitt. Zwischen 2011 und 2018 hatte der Anteil der Raucher die 23-Prozent-Marke nie überstiegen, 2013 war er gar auf 20 Prozent gesunken. Mehr als 25 Prozent der Bevölkerung hatten zuletzt 2005, also vor mittlerweile 15 Jahren, geraucht.
„Die Zahlen gehen in die falsche Richtung“, sagt Lucienne Thommes, Direktorin der Fondation Cancer. Bis vor zwei Jahren habe es relativ gut ausgesehen. Im vergangenen Jahr habe sich nun aber die steigende Tendenz von 2019 bestätigt.
Viele junge Raucher
Besonders besorgniserregend ist der Umstand, dass viele junge Menschen – auch junge Frauen – regelmäßig Tabakwaren konsumieren. Die meisten Raucher gab es verhältnismäßig demnach in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen. Hier griffen im vergangenen Jahr 35 Prozent der Einwohner zur Zigarette – also mehr als jeder Dritte. Von den 16- bis 24-Jährigen rauchten 33 Prozent. Das sind wohl etwas weniger als noch im Jahr zuvor, der Anteil liegt jedoch deutlich über den Zahlen aus den Jahren 2011 bis 2018.
In diesen beiden Altersgruppen ist neben den klassischen Zigaretten auch die Wasserpfeife beliebt. Von den 16- bis 24-Jährigen hatten 29 Prozent bei der Umfrage angegeben, Shisha geraucht zu haben, bei den 25- bis 34-Jährigen waren es 17 Prozent. Auch das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren.
Und die Tendenz könnte in den kommenden Jahren weiter nach oben zeigen. Denn ihr Laster abgewöhnen wollen sich nur 48 Prozent der Befragten. Damit liegt diese Quote so tief wie seit 2008 nicht mehr. Im Vergleich: Vor einem
Jahrzehnt lag der Anteil der Personen, die mit dem Rauchen aufhören wollten, noch bei 60 Prozent.
Politik gefordert
Angesichts dieser Zahlen ist das Fazit der Fondation Cancer klar: Die Anti-Tabak-Politik hat in Luxemburg bisher keine Früchte getragen. Denn obwohl 2017 ein neues Anti-Tabak-Gesetz in Kraft getreten ist, hat sich seither keine Verbesserung der Raucherquoten gezeigt.
Dabei gebe es, insbesondere um die jungen Konsumenten vom Rauchen abzuhalten, viele Möglichkeiten, so Lucienne Thommes. „Besonders wirkungsvoll ist eine konsequente Steigerung des Preises der Tabakwaren“, sagt die Direktorin der Fondation Cancer. Sie führt das Beispiel von Australien an, wo eine Schachtel Zigaretten um 20 Euro kostet. Dies könne abschreckend wirken und junge Leute davon abhalten, überhaupt mit dem Rauchen anzufangen.
In Luxemburg sei der Preis einer Schachtel Zigaretten im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten zu gering. Solange jedoch auf Tankund Tabaktourismus gesetzt wird, hat Lucienne Thommes wenig Hoffnung, dass es tatsächlich zu einer deutlichen Erhöhung des Verkaufspreises kommen wird.
Sie bedauert es, dass der nationale Anti-Tabak-Plan quasi auf Eis gelegt wurde. „Rauchen müsste in Schulen verstärkt thematisiert werden“, sagt Lucienne Thommes, dies von der Grundschule über die Sekundarschule bis zur Universität.
Doch nicht nur innerhalb der Schulen sei Handeln gefragt. Abhilfe könnten demnach auch neutrale Zigarettenschachteln sowie eine andere Platzierung der Tabakwaren an den Verkaufsstellen schaffen. Denn sowohl an Tankstellen als auch in Supermärkten sind die Tabakprodukte meist deutlich sichtbar am Eingang oder im Kassenbereich platziert. Hinzu kommt die Werbung. Wohl sei es in Luxemburg verboten, außerhalb der Verkaufsstellen für Tabakwaren zu werben, an den Verkaufsstellen würden dann aber mehrere Bildschirme oder Schilder auf die Produkte hinweisen.
„Man kann sehr viel tun, aber dafür muss es einen politischen Willen geben“, sagt Lucienne Thommes. Sie sieht dringenden Handlungsbedarf: „Es geht um die Gesundheit der jungen Bevölkerung und der Frauen, die im Alter sind, um Kinder zu bekommen.“
Besonders wirkungsvoll ist eine konsequente Steigerung des Preises der Tabakwaren. Lucienne Thommes, Direktorin der Fondation Cancer