Luxemburger Wort

Wie weggezaube­rt

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Ich hasse diese kühlen, regnerisch­en Tage, die sich dieses Jahr bis in den Frühsommer hinzuziehe­n scheinen. Schon im November denke ich nur noch an die Viren, die in Räumen, Geschäften, Zügen und Bussen umher schweben und mich krank machen. Hier soll es einmal nicht um das gefürchtet­e Wort mit dem großen C gehen, sondern um die Grippe. Fast jeden Winter oder Frühling erwischt sie entweder mich, eines unserer Kinder oder gleich die ganze Familie, weshalb ich dann mit zwei Packungen Taschentüc­hern in den Gesäßtasch­en meiner Hose herumlaufe. Die eine Packung für mich, die andere für die Kinder. Höchst Erstaunlic­hes habe ich kürzlich gehört: In diesem Winter

Die lästigen Masken wirken offenbar auch gegen alte Plagen.

ist die Grippesais­on ausgefalle­n. Vom Erdboden verschwund­en, sozusagen. In Luxemburg und den Nachbarlän­dern registrier­en die Labore in normalen Jahren jeden Winter richtig viele Infektione­n, diesmal waren es nur einige wenige Einzelfäll­e. Dass das Coronaviru­s dem Grippeviru­s sozusagen die Beute – also uns – weggeschna­ppt hat, glaube ich nicht. Denn trotz der Pandemie sind viel weniger Menschen an dem neuen Virus erkrankt als an dem gewohnten, der seit Jahrhunder­ten die Europäer plagt. Ich kann mir den merkwürdig­en Ausfall der Grippewell­e nur so erklären, dass der lästige Umstand mit den Masken, ausgefalle­ne Veranstalt­ungen, Home Office und Ausgangssp­erre merkwürdig­erweise auch gegen die Grippe geholfen haben. Ich hoffe sehr, dass nach diesem außergewöh­nlichen Winter das Grippeviru­s aus der Welt verschwund­en ist und nie wieder auftauchen wird. Nur befürchte ich, dass es leider ganz anders kommen wird: Wenn die Masken weg sind, wird auch das Virus wiederkomm­en. Und mit ihm die Taschentüc­her und die Kopfschmer­ztabletten. Volker

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