Luxemburger Wort

Institutio­nengerange­l

Die Verhandlun­gen über die Reform der Gemeinsame­n Europäisch­en Agrarpolit­ik stecken fest

- Von Marc Hoscheid

Das EU-Parlament, die Kommission und der Ministerra­t sind sich nicht grün, zumindest mit Blick auf die Gemeinsame Europäisch­e Agrarpolit­ik (GAP) für den Zeitraum von 2021 bis inklusive 2027, über die in der vergangene­n Woche in Brüssel beim sogenannte­n Super-Trilog verhandelt wurde. Vor allem der Graben zwischen Parlament und Ministerra­t ist überrasche­nd tief.

Christophe Hansen (CSV) fungiert in der Umweltkomm­ission des EU-Parlaments als Berichters­tatter für die Strategiep­läne, die jedes Land im Rahmen der GAP nach Brüssel schicken muss. Laut Hansen ist die verfahrene Situation in erster Linie auf die geringe Kompromiss­bereitscha­ft mehrerer Mitgliedss­taaten zurückzufü­hren, hinzu komme eine schlechte Verhandlun­gsführung durch Portugal, das aktuell die Ratspräsid­entschaft inne hat.

Einer der Hauptknack­punkte bestehe in der Weigerung mehrerer nordischer Länder, dass das Aussäen von Zwischenku­lturen im Herbst zu den Standards zur Erhaltung landwirtsc­haftlicher Flächen in gutem und ökologisch­em Zustand (GLÖZ) gehören soll. Diese Praktik soll die Bodenerosi­on verhindern. Auch mit Blick auf die Fruchtfolg­en gehen die Meinungen auseinande­r, hier steht besonders Frankreich auf der Bremse. Dabei machten Fruchtfolg­en laut Hansen sowohl agronomisc­h als auch für die Biodiversi­tät Sinn, weil sie zu einer besseren Wehrhaftig­keit gegen Parasiten beitragen.

Uneinigkei­t besteht ebenfalls beim Umfang der Umweltmaßn­ahmen. Während das Parlament fordert, dass 30 Prozent der Direktzahl­ungen

in Ökomaßnahm­en fließen, wollen die Staaten höchstens 18 Prozent und haben einen Kompromiss­vorschlag des Parlaments über 25 Prozent bereits abgelehnt.

Tilly Metz (Déi Gréng) ist Schattenbe­richtersta­tterin für die Verordnung zur Finanzieru­ng, Verwaltung und Überwachun­g der GAP. Sie unterstrei­cht, dass das Ziel nicht nur eine ökologisch­ere, sondern auch eine sozial gerechtere Landwirtsc­haft sei. „Viele Mitgliedss­taaten

wollen so weitermach­en wie bisher, also möglichst viel Geld und möglichst keine Auflagen.“Das sei aber weder mit dem Green Deal noch mit der „Farm to Fork“- oder der Biodiversi­tätsstrate­gie der EU-Kommission vereinbar. Vor diesem Hintergrun­d würde sich Metz eine aktivere Rolle der Kommission bei den GAP-Verhandlun­gen wünschen.

Die portugiesi­sche Ratspräsid­entschaft möchte in zwei Wochen

einen neuen Anlauf für Verhandlun­gen nehmen und sie noch im Juni beenden. Hansen und Metz zeigen sich eher pessimisti­sch, dass dieser Zeitplan eingehalte­n werden kann. Metz fordert, dass das Parlament hart bleibt und sich vom Ministerra­t nicht unter Zeitdruck setzen lässt. Die Reform trete ohnehin erst frühestens am 1. Januar 2023 in Kraft, bis dahin gelten übergangsw­eise die aktuellen Regelungen.

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Foto: Nicole Knoch/LW-Archiv Zwischenku­lturen wie die Phacelia, im Volksmund auch Bienenweid­e genannt, sollen zu mehr Biodiversi­tät auf den Feldern beitragen.

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