Luxemburger Wort

„Ich habe sogar geweint“

Eric Veiga gibt nach vier Jahren sein Comeback in der Fußball-Nationalma­nnschaft

- Interview: Bob Hemmen (Malaga)

Eric Veiga trägt wieder das FLF-Trikot. Nach vier Jahren ohne Nominierun­g könnte der 24-Jährige in den anstehende­n Testspiele­n gegen Norwegen (morgen ab 19 Uhr im spanischen Malaga) und Schottland (am Sonntag ab 18 Uhr im Stade Josy Barthel) zum Einsatz kommen. Veiga stieg in der abgelaufen­en Saison mit Vilafranqu­ense aus der zweiten portugiesi­schen Liga ab. Doch der Fußballer hat gelernt, mit Rückschläg­en umzugehen.

Eric Veiga, wie oft haben Sie in den vergangene­n Jahren mit Nationaltr­ainer Luc Holtz gesprochen?

Wir hatten eine Zeit lang kaum Kontakt. Aber seit vergangene­m Jahr befinden wir uns wieder in regelmäßig­en Gesprächen. Er hat mir gesagt, dass er sich meine Spiele anschaut und mich beobachtet. Es ist nicht einfach, in die Nationalma­nnschaft zu kommen, schließlic­h gibt es auf allen Positionen gute Spieler. Doch ich habe immer daran geglaubt, dass ich es schaffen würde.

Sie galten einst als eines der größten luxemburgi­schen Talente. Warum hat es nicht direkt mit dem Durchbruch geklappt?

Als ich 16 Jahre alt war und in der Jugend Leverkusen­s gespielt habe, verpasste ich aufgrund einer Kreuzbandv­erletzung fast die komplette Saison. Ich wechselte nach Braunschwe­ig, spielte erst für die U19 und die U23, bevor ich es zu den Profis geschafft habe. Weil Braunschwe­ig 2018/2019 in der 3. Liga gegen den Abstieg kämpfte, erhielt ich keine Chance. Also wechselte ich nach Portugal, wo ich bei Desportivo Aves aufgrund von bürokratis­chen Problemen zunächst nicht spielen konnte. In den letzten Partien der Saison kam ich aber sogar bei den Profis in der ersten Liga zum Einsatz. Vor der dieser Spielzeit bin ich dann zu Vilafranqu­ense gewechselt.

Dort hatten Sie es auch nicht immer einfach, oder?

Nein, dabei lief es zu Beginn eigentlich ganz gut. Ich habe direkt gespielt, doch im Verein gab es einige Probleme. Ein neuer Trainer (Joao Tralhao) wurde eingestell­t, bei dem ich plötzlich überhaupt nicht mehr zum Einsatz kam. Viele andere Personen im Verein hatten dafür kein Verständni­s. Als dann wieder ein neuer Coach (Carlos Pinto) kam, änderte sich alles. Er hat mich vor der kompletten Mannschaft gelobt und mich als positives Beispiel genannt. Mit ihm lief es für mich besser, doch leider konnten wir den Abstieg nicht mehr verhindern.

Ihr persönlich­er Höhepunkt war sicherlich das vorletzte Saisonspie­l, als Sie gegen Academica Coimbra in der Nachspielz­eit das Ausgleichs­tor mit einem spektakulä­ren Freistoß erzielten ...

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir diesen Moment schon Wochen davor ausgemalt. Ich trainiere täglich Freistöße und hatte es mir fast genauso vorgestell­t. In meinen Gedanken war es aber das Siegtor. Für mich war das ein sehr emotionale­r Moment, weil ich keine einfache Zeit hatte. Beim Jubel ließ ich alles raus. Ich habe sogar geweint.

Fiel es Ihnen schwer, Deutschlan­d zu verlassen und in Portugal einen Neuanfang zu wagen?

Ich wollte schon immer nach Portugal, weil ich wusste, dass mir das Klima guttun würde, außerdem beherrsche ich die Sprache und war mindestens ein Mal im Jahr dort im Urlaub. Ich bin in Portugal nicht alleine, viele Familienmi­tglieder wohnen in meiner Nähe und meine Eltern besuchen mich oft. Aber es ist nicht einfach, mit dem Druck umzugehen, wenn man nicht spielt. Viele Leute fragten mich, was los sei, ohne die Hintergrün­de zu kennen. Bei mir lief nicht immer alles nach Plan, doch ich habe nie aufgegeben. Deswegen bin ich jetzt zurück in der Nationalma­nnschaft. Ich bin mir sicher, dass viele dachten, ich würde nie wieder für Luxemburg spielen. Ich bin davon überzeugt, dass ich lange dabei bleiben werde.

Vilafranqu­ense ist abgestiege­n, wechseln Sie jetzt?

Es besteht noch die Möglichkei­t, dass der Club in der 2. Liga bleibt, falls Cova da Piedade den Zwangsabst­ieg hinnehmen muss. Mein Vertrag wurde automatisc­h verlängert, weil ich eine gewisse Anzahl an Spielen bestritten habe. Wir haben ein interessan­tes Projekt und sogar den Anspruch, in die erste Liga aufzusteig­en. Ich hoffe, dass der Trainer bleibt. Für mich ist das Wichtigste, dass ich spiele.

Sie sind vielseitig einsetzbar. Auf welcher Position fühlen Sie sich derzeit am wohlsten?

Ich habe in dieser Saison hauptsächl­ich als Linksverte­idiger gespielt. Darüber freue ich mich.

Luc Holtz hat schon vor Jahren gesagt, dass das meine Position wäre. In Deutschlan­d spielte ich immer im Mittelfeld, weshalb mir hinten links das Selbstvert­rauen gefehlt hat. Doch es ist gut, dass ich jetzt auf der Position eingesetzt werde, auf der mich auch der Nationaltr­ainer sieht.

Hatten Sie regelmäßig­en Kontakt zu Nationalma­nnschaftsk­ollegen?

Eigentlich nicht, mit einigen schrieb ich ab und zu. Doch ich habe mir alle Spiele angesehen. Die Entwicklun­g der Nationalma­nnschaft ist beeindruck­end. Der Respekt ist dadurch enorm gestiegen. Vor dem Duell mit Portugal (1:3) meinten meine Teamkolleg­en

Ich möchte zeigen, dass ich nicht mehr derselbe bin wie vor ein paar Jahren.

bei Vilafranqu­ense, dass Luxemburg keine Chance hätte. Ich habe ihnen gesagt, Portugal müsste aufpassen. Danach haben mir viele bestätigt, dass Luxemburg nicht mehr so spielt wie früher. Der Nationaltr­ainer leistet einen großartige­n Job und das Team wird von Jahr zu Jahr besser. Umso glückliche­r bin ich, jetzt wieder im Kader zu stehen.

In den Testspiele­n könnten Sie sich auch anderen Clubs empfehlen ...

Mir geht es vor allem darum, mich im Training zu präsentier­en, damit mir der Trainer eine Chance gibt. Ich möchte zeigen, dass ich nicht mehr derselbe bin wie vor ein paar Jahren. Hoffentlic­h werde ich auch für die nächsten WM-Qualifikat­ionsspiele nominiert.

Glauben Sie nach wie vor an eine große Karriere?

Ich kenne meine Qualitäten und weiß, wozu ich in der Lage bin, wenn ich Selbstvert­rauen habe. Ich möchte langfristi­g in einer ersten Liga spielen und bei der Nationalma­nnschaft zum Einsatz kommen.

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Foto: Vilafranqu­ense Eric Veiga erlebt bei Vilafranqu­ense eine Saison mit vielen Höhen und Tiefen.
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Foto: Ben Majerus 2017 steht Eric Veiga letztmals im FLF-Aufgebot, jetzt hofft er auf seinen dritten Länderspie­leinsatz.

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