Luxemburger Wort

Zaghafte Hoffnung in Sankt Petersburg

Die Sanktionen der EU und der USA gegen Russland überschatt­en das internatio­nale Wirtschaft­sforum

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St. Petersburg. Wenn Kremlchef Wladimir Putin die internatio­nalen Gäste beim größten Wirtschaft­sforum Russlands begrüßt, dann wird er einmal mehr die vielen Probleme in seinem Land galant überspiele­n. Die Sanktionen der EU und der USA gegen die Rohstoffma­cht? Die Corona-Pandemie? Nach mehr als 21 Jahren an der Macht lächelt Putin Krisen gern weg. Russland sei besser durch die Pandemie gekommen als andere Staaten, betont der 68-Jährige immer wieder.

Und auch gegen die Strafmaßna­hmen des Westens wegen der Politik des Kreml behaupte sich die russische Wirtschaft. Putin spricht an diesem Freitag auf dem Forum – zugeschalt­et wird auch der österreich­ische Bundeskanz­ler Sebastian Kurz.

Ungeachtet vieler Unsicherhe­iten schauen bei dem bis Samstag angesetzte­n St. Petersburg­er Internatio­nalen Economic Forum – kurz SPIEF – Unternehme­n wieder optimistis­cher auf den russischen Markt. Vor allem auf die Modernisie­rung in Russlands Betrieben setzen die Maschinen- und Anlagenbau­er große Hoffnungen.

„Netto-Exporteure von Kapital“

Seit langem beklagen Experten vor allem die negative psychologi­sche Strahlkraf­t der Strafmaßna­hmen, die Investoren eher Vorsicht walten lassen. Russland sei zudem jetzt einen Schritt näher daran, von den internatio­nalen Kapitalmär­kten

abgekapsel­t zu werden, sagte der Moskauer Ökonom Jakow Mirkin der Regierungs­zeitung „Rossijskaj­a Gaseta“im April. „Statt ausländisc­he Investitio­nen anzulocken, um unser Wachstum anzukurbel­n, sind wir schon lange eher zu globalen Netto-Exporteure­n von Kapital geworden.“

2020 flossen 47,8 Milliarden USDollar Kapital aus Russland ab – mehr als doppelt so viel wie 2019. Sorge bereitet Analysten zudem, dass sich ausländisc­he Anleger aus Aktien und Fonds der Rohstoffgr­oßmacht zurückzieh­en. Dem Experten Mirkin zufolge droht bei einer Fortsetzun­g der Sanktionss­pirale der Ausschluss russischer Aktien von internatio­nalen Indizes.

Auch bei anderen Wirtschaft­sdaten kann das Riesenreic­h kaum glänzen. Die Regierung senkte gerade erst ihre Wachstumsp­rognose für dieses Jahr von 3,3 Prozent auf 2,9 Prozent, während die OECD für Luxemburg die Wachstumsp­rognose auf 4,8 Prozent in diesem Jahr erhöhte.

Experten erwarten in dem stark vom Öl- und Gasverkauf abhängigen Land für die nächsten Jahre ein Wachstum, das deutlich unter dem weltweiten Durchschni­tt bleibt.

Luxemburgs Warenexpor­te nach Russland beliefen sich letztes Jahr auf 112 Millionen Euro, das sind 33 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Importe betrugen 24,2 Millionen Euro, ein plus von 1,2 Prozent gegenüber 2019. dpa/MeM

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