Ab in die Röhre
Der Arzt wollte sichergehen und empfahl zusätzlich zu seiner Diagnose eine MRT-Scanner-Untersuchung. In der Radiologie einer renommierten Klinik wurde ich ohne lange Wartezeit empfangen, unterschrieb – wie es üblich ist – ein Merkblatt über Risiken und Nebenwirkungen und wurde sodann in eine Art Telefonkabine weitergeleitet, wo ich Gürtel, Uhr und Schutzmaske ablegen musste. Die Frage, ob ich schwanger sei, konnte ich leichten Herzens verneinen. Ich trug auch kein Hörgerät, weil ich es wie immer vergessen hatte. Einen Herzschrittmacher habe ich auch nicht.
Also wurde ich von einer freundlichen medizinisch-technischen Assistentin in eine gewaltige Röhre geschoben, einen Apparat, mit dem man einst Baron von Münchhausen über die Mauern einer befestigten Stadt hätte schießen können. Ein gewaltiger Kopfhörer diente zur Abschirmung von Geräuschen aus der Außenwelt. Die medizinische Fachkraft – ihren Namen wollte sie mir trotz mehrfacher Nachfrage nicht verraten – legte mir eine Art Gummiball auf die Brust, mit dem ich Alarm auslösen könne, wenn während der Untersuchung etwas schieflaufen sollte. Dann schob sie mich in diese gewaltige Röhre, in der ich etwa 20 Minuten meines Lebens verbringen sollte.
Wer jemals zu einer MRTUntersuchung gebeten werden sollte, kann sich auf allerlei gefasst machen. Zuallererst auf einen höllischen Lärm, der die Mauern von Jericho einstürzen ließe, wären sie noch vorhanden. Nach einigen Sekunden Stille heulte plötzlich eine Sirene auf, die man wohl aus einem New Yorker Feuerwehrauto abmontiert hatte. Verängstigt umklammerte ich den Rettungsball auf meiner Brust, unterließ es aber, ihn um Hilfe zu bemühen. Wenn du glaubst, dass du es nach einer Zeit trügerischer Ruhe überstanden hast, geht es erst richtig los.
Wenn der Teufel je eine Maschine zur Bestrafung von armen Sündern erfunden haben sollte, ich weiß, wo sie steht.
Ein Arzt erklärte mir später anhand der Aufnahmen meiner Wirbelsäule, dass alles in Ordnung sei. Ich laufe zwar etwas schief, aber das hat mir schon mein Vater immer wieder gesagt: Junge, geh' gerade! Zum Abschied drückte mir die medizinisch-technische Assistentin eine DVD mit Bildern aus meinem Innenleben in die Hand. Mit ihr kann ich jetzt endlich Rückgrat beweisen.