Erinnerungen an den Gegner
Michèle Orban, Nadia Mossong und Julie Kremer wollen mit T71 Meister werden – früher waren sie bei Résidence
Die Entscheidung steht unmittelbar bevor. T71 Düdelingen und Résidence Walferdingen kämpfen am Samstag (18.30 Uhr) im dritten und letzten Finalspiel der Total League im Frauenbasketball um den Titel. Die Düdelingerinnen Michèle Orban, Nadia Mossung und Julie Kremer hoffen vor heimischem Publikum auf ihren ersten Meisterschaftstriumph. Aber sie haben auch besondere Erinnerungen an den gegnerischen Verein. Das T71-Trio war früher für Résidence im Einsatz.
Seit 2012 spielt Orban in Düdelingen. „Ich finde, dass es ein super Verein ist, der viel für den Frauenbasketball tut. Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt“, sagt die 35-Jährige, die ihre Karriere nach dieser Saison beendet.
Doch sie schätzt auch den Finalgegner: „Walferdingen hat sich als Mannschaft toll entwickelt, auch die luxemburgischen Spielerinnen haben einen großen Schritt nach vorne gemacht. Résidence ist ein ganz starker Konkurrent, der uns einen harten Kampf liefern wird.“
Neun Jahre bei T71
Die 1,90 m große Centerspielerin war fünf Spielzeiten in Walferdingen im Einsatz gewesen. 2009 gewann sie den Pokal (2014 noch mal mit Düdelingen) und stand später auch im Meisterschaftsfinale. Als mehrere Mitspielerinnen aufhörten oder berufsbedingt weniger Zeit hatten, ging die Mannschaft freiwillig in die zweite Liga.
Orban wollte auf höchstem Niveau weiterspielen und entschied sich vor neun Jahren für Düdelingen. „Der Weggang fiel mir damals schwer, denn ich war auch gern bei Résidence“, erinnert sie sich.
In Walferdingen hatte sie ihre Nationalmannschaftskollegin Mossong knapp verpasst. Diese war in die USA gegangen, bevor Orban kam. Résidence war Mossongs Heimatverein. Sie hatte dort als Kind mit dem Basketball begonnen. Abgesehen von zwei Saisons in Ettelbrück war die heute 35-jährige nach 2007 im Ausland gewesen, ehe sie vor der aktuellen Spielzeit bei T71 anheuerte.
Kremer, die Co-Trainerin von Chefcoach Jérôme Altmann in Düdelingen, hatte in Walferdingen nacheinander mit Mossong und mit Orban zusammengespielt. Sie war Kapitänin bei Résidence, ging mit dem Verein in die zweite Liga und stieg später wieder auf. 2017 beendete sie ihre aktive Karriere. Später wurde sie Trainerin der Frauenmannschaft von Heffingen in der Nationale 2. Seit dieser Saison coacht die 33-Jährige in Düdelingen.
Beim Finalgegner hat sie gleich mehrere Bekannte. Mit Nadine Bourg, ihrer Nachfolgerin als Résidence-Kapitänin, spielte sie selbst noch zusammen. Emma und Lea Colbach waren ihre Spielerinnen in Heffingen. Mit Trainerin Tara Booker ist sie befreundet und einige Vorstandsmitglieder kennt sie auch noch gut.
„Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Walferdingen. Aber jetzt bin ich Trainerin in Düdelingen. Natürlich
will ich dann auch mit meinem Team gewinnen“, meint Kremer.
Zumal sie als Spielerin nie Meister wurde. Das hat sie ebenfalls mit Orban und Mossong gemeinsam. Pokalsiegerinnen waren sie schon, aber in Meisterschafts-Finalspielen gingen sie jeweils leer aus. Orban zog mit Düdelingen 2017/18 in der Endspielserie gegen Amicale Steinsel den Kürzeren. Beim hochdramatischen Finale 2018/19, als
T71 in letzter Sekunde des dritten Spiels gegen Gréngewald verlor, war Orban nicht im Einsatz. Sie hatte in jener Saison wegen ihrer Schwangerschaft und der Geburt ihrer Tochter Ellie ausgesetzt.
Danach kehrte sie schnell zurück in ihren Sport. „Ich wollte noch mal in Form kommen. Der Meistertitel war ein Ziel, aber hauptsächlich habe ich weitergespielt, weil mir Basketball so viel Spaß macht“, erzählt sie.
Doch vor der aktuellen Saison hat sie entschieden, dass es die letzte sein würde. „Ich möchte jetzt mehr Zeit für die Familie haben.“Nach dem Finale läuft sie lediglich noch einmal für die Nationalmannschaft auf, im Juli bei der EM für kleine Länder.
Ausgeglichene Mannschaft
Kremer wird im Juli Mutter. Auch in der nächsten Saison wird sie mit Altmann das Düdelinger Trainerduo bilden, wie der Verein bereits bekanntgab. T71 ist der Favoritenrolle 2020/21 bislang gerecht geworden.
„Wir haben während der ganzen Saison ein Ziel klar vor Augen. Immer waren mindestens zehn Spielerinnen im Training, so konnten wir kompetitiv gegeneinander spielen. Das hat uns stärker gemacht“, sagt Kremer über die vergangenen Monate.
„Wir sind eine ausgeglichene Mannschaft, in der viele Spielerinnen Verantwortung übernehmen“, beschreibt Mossong eine Stärke der Düdelingerinnen. In einem Finale komme es aber vor allem auf die Tagesform an. T71 verlor das erste Spiel der Best-ofthree-Serie mit 64:79 und schaffte vor einer Woche mit einem 80:69 den Ausgleich. „Wir sind stolz, dass wir uns da als Mannschaft wieder zusammenreißen konnten.“
Wie wichtig wäre ihr der erste Meistertitel? „Ich würde mich freuen wie eine Verrückte“, meint Mossong. „Aber auch, wenn wir nicht Meister werden, war es für mich eine super schöne Saison, die ich nicht missen möchte.“Aus menschlicher Sicht sei ihre erste Spielzeit in Luxemburg nach der langen Zeit im Ausland „außergewöhnlich“gewesen.
Auch Orban würde ihre Karriere gerne mit dem Meistertitel krönen, könnte aber damit leben, wenn es nicht klappen sollte: „Wenn man wie ich so lange in der höchsten Liga gespielt hat, hören sich zwei Pokaltitel nicht nach viel an. Aber ich hatte viele schöne Saisons. Am schönsten waren neben den Titeln die vielen Freundschaften, die ich geschlossen habe.“