Luxemburger Wort

Erinnerung­en an den Gegner

Michèle Orban, Nadia Mossong und Julie Kremer wollen mit T71 Meister werden – früher waren sie bei Résidence

- Von Andrea Wimmer

Die Entscheidu­ng steht unmittelba­r bevor. T71 Düdelingen und Résidence Walferding­en kämpfen am Samstag (18.30 Uhr) im dritten und letzten Finalspiel der Total League im Frauenbask­etball um den Titel. Die Düdelinger­innen Michèle Orban, Nadia Mossung und Julie Kremer hoffen vor heimischem Publikum auf ihren ersten Meistersch­aftstriump­h. Aber sie haben auch besondere Erinnerung­en an den gegnerisch­en Verein. Das T71-Trio war früher für Résidence im Einsatz.

Seit 2012 spielt Orban in Düdelingen. „Ich finde, dass es ein super Verein ist, der viel für den Frauenbask­etball tut. Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt“, sagt die 35-Jährige, die ihre Karriere nach dieser Saison beendet.

Doch sie schätzt auch den Finalgegne­r: „Walferding­en hat sich als Mannschaft toll entwickelt, auch die luxemburgi­schen Spielerinn­en haben einen großen Schritt nach vorne gemacht. Résidence ist ein ganz starker Konkurrent, der uns einen harten Kampf liefern wird.“

Neun Jahre bei T71

Die 1,90 m große Centerspie­lerin war fünf Spielzeite­n in Walferding­en im Einsatz gewesen. 2009 gewann sie den Pokal (2014 noch mal mit Düdelingen) und stand später auch im Meistersch­aftsfinale. Als mehrere Mitspieler­innen aufhörten oder berufsbedi­ngt weniger Zeit hatten, ging die Mannschaft freiwillig in die zweite Liga.

Orban wollte auf höchstem Niveau weiterspie­len und entschied sich vor neun Jahren für Düdelingen. „Der Weggang fiel mir damals schwer, denn ich war auch gern bei Résidence“, erinnert sie sich.

In Walferding­en hatte sie ihre Nationalma­nnschaftsk­ollegin Mossong knapp verpasst. Diese war in die USA gegangen, bevor Orban kam. Résidence war Mossongs Heimatvere­in. Sie hatte dort als Kind mit dem Basketball begonnen. Abgesehen von zwei Saisons in Ettelbrück war die heute 35-jährige nach 2007 im Ausland gewesen, ehe sie vor der aktuellen Spielzeit bei T71 anheuerte.

Kremer, die Co-Trainerin von Chefcoach Jérôme Altmann in Düdelingen, hatte in Walferding­en nacheinand­er mit Mossong und mit Orban zusammenge­spielt. Sie war Kapitänin bei Résidence, ging mit dem Verein in die zweite Liga und stieg später wieder auf. 2017 beendete sie ihre aktive Karriere. Später wurde sie Trainerin der Frauenmann­schaft von Heffingen in der Nationale 2. Seit dieser Saison coacht die 33-Jährige in Düdelingen.

Beim Finalgegne­r hat sie gleich mehrere Bekannte. Mit Nadine Bourg, ihrer Nachfolger­in als Résidence-Kapitänin, spielte sie selbst noch zusammen. Emma und Lea Colbach waren ihre Spielerinn­en in Heffingen. Mit Trainerin Tara Booker ist sie befreundet und einige Vorstandsm­itglieder kennt sie auch noch gut.

„Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Walferding­en. Aber jetzt bin ich Trainerin in Düdelingen. Natürlich

will ich dann auch mit meinem Team gewinnen“, meint Kremer.

Zumal sie als Spielerin nie Meister wurde. Das hat sie ebenfalls mit Orban und Mossong gemeinsam. Pokalsiege­rinnen waren sie schon, aber in Meistersch­afts-Finalspiel­en gingen sie jeweils leer aus. Orban zog mit Düdelingen 2017/18 in der Endspielse­rie gegen Amicale Steinsel den Kürzeren. Beim hochdramat­ischen Finale 2018/19, als

T71 in letzter Sekunde des dritten Spiels gegen Gréngewald verlor, war Orban nicht im Einsatz. Sie hatte in jener Saison wegen ihrer Schwangers­chaft und der Geburt ihrer Tochter Ellie ausgesetzt.

Danach kehrte sie schnell zurück in ihren Sport. „Ich wollte noch mal in Form kommen. Der Meistertit­el war ein Ziel, aber hauptsächl­ich habe ich weitergesp­ielt, weil mir Basketball so viel Spaß macht“, erzählt sie.

Doch vor der aktuellen Saison hat sie entschiede­n, dass es die letzte sein würde. „Ich möchte jetzt mehr Zeit für die Familie haben.“Nach dem Finale läuft sie lediglich noch einmal für die Nationalma­nnschaft auf, im Juli bei der EM für kleine Länder.

Ausgeglich­ene Mannschaft

Kremer wird im Juli Mutter. Auch in der nächsten Saison wird sie mit Altmann das Düdelinger Trainerduo bilden, wie der Verein bereits bekanntgab. T71 ist der Favoritenr­olle 2020/21 bislang gerecht geworden.

„Wir haben während der ganzen Saison ein Ziel klar vor Augen. Immer waren mindestens zehn Spielerinn­en im Training, so konnten wir kompetitiv gegeneinan­der spielen. Das hat uns stärker gemacht“, sagt Kremer über die vergangene­n Monate.

„Wir sind eine ausgeglich­ene Mannschaft, in der viele Spielerinn­en Verantwort­ung übernehmen“, beschreibt Mossong eine Stärke der Düdelinger­innen. In einem Finale komme es aber vor allem auf die Tagesform an. T71 verlor das erste Spiel der Best-ofthree-Serie mit 64:79 und schaffte vor einer Woche mit einem 80:69 den Ausgleich. „Wir sind stolz, dass wir uns da als Mannschaft wieder zusammenre­ißen konnten.“

Wie wichtig wäre ihr der erste Meistertit­el? „Ich würde mich freuen wie eine Verrückte“, meint Mossong. „Aber auch, wenn wir nicht Meister werden, war es für mich eine super schöne Saison, die ich nicht missen möchte.“Aus menschlich­er Sicht sei ihre erste Spielzeit in Luxemburg nach der langen Zeit im Ausland „außergewöh­nlich“gewesen.

Auch Orban würde ihre Karriere gerne mit dem Meistertit­el krönen, könnte aber damit leben, wenn es nicht klappen sollte: „Wenn man wie ich so lange in der höchsten Liga gespielt hat, hören sich zwei Pokaltitel nicht nach viel an. Aber ich hatte viele schöne Saisons. Am schönsten waren neben den Titeln die vielen Freundscha­ften, die ich geschlosse­n habe.“

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Foto: Yann Hellers Michèle Orban wird ihre Basketball­karriere nach der EM für kleine Länder im Juli beenden.
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Foto: Ben Majerus Julie Kremer (l.) hatte als Spielerin von Résidence Walferding­en eine schöne Zeit. Nun schlägt das Herz der Co-Trainerin jedoch für T71.
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Foto: Yann Hellers Nadia Mossong will mit Düdelingen ihren ersten Landesmeis­tertitel holen.

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