Luxemburger Wort

Systemwech­sel als Erfolgsrez­ept

Wie die Fußball-Nationalma­nnschaft von der veränderte­n Grundordnu­ng profitiere­n könnte

- Von Bob Hemmen

120 Minuten lang konnte Nationaltr­ainer Luc Holtz in der vergangene­n Woche eine neue taktische Formation testen. Sowohl gegen Norwegen (0:1) als auch gegen Schottland (0:1) spielte die FLF-Auswahl in einem 3-5-2-System. Die Grundordnu­ng mit einer Dreier- und Fünferkett­e hat sich im internatio­nalen Fußball längst etabliert, nun sind auch die Luxemburge­r bereit, mit diesem System in die Zukunft zu gehen. „Die Spieler sind sehr aufnahmefä­hig, deshalb war ich davon nicht überrascht“, erklärt Holtz.

Auch Torhüter Anthony Moris ist davon angetan, wie schnell sich die Nationalma­nnschaft umgestellt hat. „Ich kenne das System aus dem Club, deswegen habe ich mich viel mit den anderen unterhalte­n. Wir haben erfahrene Spieler, die auf einem hohen Niveau spielen und deshalb keine lange Anpassungs­zeit benötigen. Das ist unsere Stärke.“

Doch was sind die Vorteile der neuen taktischen Ausrichtun­g? Im 3-5-2, das defensiv zum 5-3-2 wird, ist eine stabile Abwehr die Basis. Im Zentrum herrscht stets Überzahl, weil neben den drei Innenverte­idigern zusätzlich zwei zentrale Mittelfeld­spieler gegen den Ball verteidige­n können. Dies bietet zudem den Vorteil, dass ein Abwehrspie­ler ruhigen Gewissens zum Zweikampf aus der Abwehrkett­e ausrücken kann, weil seine Teamkolleg­en absichern.

Beim Testspiel gegen Schottland kämpften Enes Mahmutovic und Vahid Selimovic mehrfach schon im Mittelfeld um den Ball, zumindest bis Letzterer nach 34 Minuten die Rote Karte sah und Luxemburg in Unterzahl spielen musste. Doch in der ersten halben Stunde bestätigte­n sich die Erkenntnis­se des Norwegen-Duells. Die Fünferkett­e der FLF-Auswahl lässt dem Gegner kaum Räume. Dass Norwegen am vergangene­n Mittwoch im spanischen Malaga nur zwei Schüsse aufs Tor verbuchte, war kein Zufall.

Stabiles Zentrum

Auch für das von Holtz gewünschte hohe Pressing eignet sich das 3-5-2-System. Luxemburg kann den Gegner früh unter Druck setzen. Die Flügel werden bewusst vernachläs­sigt, um die Mitte zu stärken. Allerdings haben die beiden zentralen Mittelfeld­spieler die Möglichkei­t, auf Außen zu doppeln. Im Duell mit Schottland entschied sich die FLF-Auswahl dazu, nach außen zu verteidige­n, sodass die Gäste zwar mit Flanken für Gefahr sorgten, im Zentrum aber keine Lücken entstanden sind.

Umso wichtiger ist die Arbeit auf den Außenbahne­n. Laurent Jans und Mica Pinto sind die idealen Spielertyp­en für diese Positionen. Beide Außenverte­idiger werden gerne ins Offensivsp­iel eingebunde­n. Durch das Aufrücken ist die Mannschaft offensiv variabel. Im Zentrum gibt es zudem ausreichen­d Anspielsta­tionen.

In der vergangene­n Woche wurde jedoch klar, dass Luxemburg noch einige Partien brauchen wird, um in Ballbesitz besser mit dem neuen System klarzukomm­en. In beiden Testspiele­n strahlte die FLF-Auswahl nur wenig Torgefahr aus. Gegen Norwegen ging kein einziger Schussvers­uch von Gerson Rodrigues und Co. aufs Tor, gegen Schottland nur zwei. Das muss aber kein Problem des Systems sein. Luxemburg fehlten in der vergangene­n Woche zahlreiche Leistungst­räger, die sich auf die neue Grundordnu­ng freuen können.

Leandro Barreiro weiß aus Mainz, wie er sich vor einer Dreierkett­e zu verhalten hat. Gemeinsam mit Christophe­r Martins soll er in den anstehende­n WM-Qualifikat­ionsspiele­n gegen Aserbaidsc­han (1. September) und Serbien (4. September) wieder für Stabilität vor der Abwehr sorgen.

Dann steht Vincent Thill wohl ebenfalls wieder im Aufgebot der

Luxemburge­r. Holtz ist davon überzeugt, dass der 21-Jährige eine interessan­te Rolle im 3-5-2System einnehmen kann. „Es gibt viele taktische Varianten. Ich könnte mir Vincent in einer zentralen Position vorstellen, in der er sich um den Stürmer herum bewegt.“

Zusätzlich­e Option

Darauf festlegen, ob seine Mannschaft auch in den kommenden Partien mit dieser Grundausri­chtung spielen wird, will sich der Nationaltr­ainer nicht. „Wir haben jetzt eine weitere Option und können beispielsw­eise während einer Begegnung umstellen.“

Holtz weiß aber auch: „Wir haben einige Spieler, die wie für dieses System gemacht sind.“Der FLF-Coach hebt Dirk Carlson hervor. Der gelernte Linksverte­idiger lief zwei Mal als linker Innenverte­idiger auf. Mit Maxime Chanot und Lars Gerson oder Mahmutovic könnte er langfristi­g eine stabile Abwehrkett­e bilden.

Torhüter Moris blickt deshalb optimistis­ch in die Zukunft. „Wir haben zwei sehr gute Spiele gemacht. Der Trainer muss entscheide­n, wie es weitergeht. Doch es ist positiv, dass wir so polyvalent sind.“

Wir haben einige Spieler, die wie für dieses System gemacht sind. Luc Holtz

 ?? Foto: Ben Majerus ?? Enes Mahmutovic, Anthony Moris (r.) und die Luxemburge­r gewöhnen sich schnell an das 3-5-2-System.
Foto: Ben Majerus Enes Mahmutovic, Anthony Moris (r.) und die Luxemburge­r gewöhnen sich schnell an das 3-5-2-System.
 ?? Foto: Christian Kemp ?? Nationaltr­ainer Luc Holtz ist auf laufstarke Außenverte­idiger wie Mica Pinto (l.) angewiesen.
Foto: Christian Kemp Nationaltr­ainer Luc Holtz ist auf laufstarke Außenverte­idiger wie Mica Pinto (l.) angewiesen.

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