Luxemburger Wort

Hilfe in Zeiten der Pandemie

Abgeordnet­en beschäftig­en sich in einer Aktualität­sstunde mit dem Thema Entwicklun­gszusammen­arbeit

- Archivfoto: AFP

Wegen der Covid-Krise gerieten im vergangene­n Jahr zahlreiche Politikfel­der in den Hintergrun­d. So auch die Entwicklun­gszusammen­arbeit. Gestern setzte sich das Parlament deshalb in einer von Lydia Mutsch (LSAP) beantragte­n Aktualität­sstunde mit der Problemati­k auseinande­r. Die Pandemie habe die Entwicklun­gsländer um Jahre zurückgewo­rfen, hieß es parteiüber­greifend. Dabei dürfe man nicht übersehen, dass die Krise in den betroffene­n Ländern weiter wütet.

Ein Grund dafür sind die schleppend­en Impfungen. Derweil die Impfkampag­nen in der westlichen Welt mittlerwei­le richtig Fahrt aufgenomme­n haben, ist in den Entwicklun­gsländern bislang kaum Impfstoff angekommen ist. Laut Kooperatio­nsminister Franz Fayot (LSAP) wurde im „globalen Süden“bislang nur eine Person von 500 geimpft. Deshalb sei es extrem wichtig, dass die reichen Länder Initiative­n wie das Covax-Programm unterstütz­en. Geschehe dies nicht, könnten Virusvaria­nten

die Erfolge in der westlichen Welt schnell wieder zunichte machen, warnte Fayot. Die Regierung will daher die Hilfe aufstocken und zusätzlich­e eine Million Euro für das Covax-Programm zur Verfügung stellen. Als direkte Folge der Pandemie stiegt im vergangene­n Jahr die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, wieder an, zum ersten Mal seit 1998.

Drei Ziele

Zentraler Punkt der Debatte waren auch die drei neuen Strategien der luxemburgi­schen Entwicklun­gszusammen­arbeit. Dabei geht es um Klima- und Umweltschu­tz, Chancengle­ichheit und Genderpoli­tik sowie um die inklusiven Finanzen. Besonders die Genderprob­lematik beschäftig­te die Abgeordnet­en. Entwicklun­gspolitik und Genderpoli­tik müssten Hand in Hand gehen, so die Meinung der meisten Redner. Wenn den Mädchen der Zugang zur Bildung verwehrt wird, haben die Entwicklun­gsländer keine Chance, meinte

Mutsch und forderte gezielte Projekte für Frauen. Doch genau in dem Punkte forderte die Pandemie ihren Tribut. Wegen des Lockdowns konnten viele Kinder monatelang nicht zur Schule. Vor allem für Mädchen sei die Gefahr groß, dass sie den Weg in die Schule

nicht mehr zurückfind­en. Zur Genderpoli­tik gab es aber auch einige Bedenken. Gusty Graas (DP) warnte beispielsw­eise davor, „dass wir unsere Wertvorste­llungen nicht einfach exportiere­n dürfen“. Fred Keup (ADR) formuliert­e es drastische­r und warf die Frage auf, ob es sich dabei nicht „um eine Form von Neokolonia­lismus“handele.

Gleich mehrfach wurde auch der Umgang mit autoritäre­n Regimes thematisie­rt. Bislang unterstütz­te Luxemburg beispielsw­eise Nicaragua und Myanmar, aber auch Mali, eines der Zielländer der luxemburgi­schen Entwicklun­gszusammen­arbeit, wo erst vor einigen Wochen ein erneuter Putsch stattfand. Luxemburg wird die bilaterale Zusammenar­beit mit Nicaragua stoppen, erklärte der Minister. Die multilater­alen Programme laufen allerdings weiter und auch die Hilfsorgan­isationen bleiben aktiv. Die NGO's könnten dazu beitragen, dass die Bevölkerun­g in den betroffene­n Ländern nicht von der Hilfe abgeschnit­ten werde, betonte Nathalie Oberweis (Déi Lénk).

Kooperatio­nsminister Fayot konnte zumindest in einem Punkt Entwarnung geben. Nach einer eher holperigen Zeit zu Beginn der Pandemie, würden die Projekte in den sieben Partnerlän­dern wieder größtentei­ls normal laufen. DS

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Luxemburg investiert in diesem Jahr etwa 400 Millionen Euro in die Entwicklun­gszusammen­arbeit.

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