Luxemburger Wort

Verbot von Nawalny-Netzwerk

Vorgehen Russlands verhärtet Fronten mit Westen

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Moskau. Das endgültige Verbot mehrerer Organisati­onen des inhaftiert­en Kremlgegne­rs Alexej Nawalny in Russland hat in den USA und in Europa Kritik ausgelöst. Auch Menschenre­chtler beklagten gestern das Vorgehen der russischen Justiz gegen die Opposition als politisch motiviert. Für Nawalnys Unterstütz­er bedeutet die Einstufung als „extremisti­sch“auch, dass sie bei der Parlaments­wahl im Herbst nicht kandidiere­n dürfen. „Mit dieser Maßnahme hat Russland faktisch eine der wenigen verblieben­en unabhängig­en politische­n Bewegungen des Landes kriminalis­iert“, erklärte der Sprecher des Außenminis­teriums, Ned Price. Knapp eine Woche vor einem geplanten Treffen von US-Präsident Joe Biden mit Kremlchef Wladimir Putin rief Washington Moskau unter anderem dazu auf, Nawalny und seine Anhänger nicht länger zu unterdrück­en.

Diese hatten den hinter verschloss­enen Türen geführten Prozess

als intranspar­ent kritisiert. Auch Nawalny selbst wurde nicht zur Verhandlun­g zugelassen. Dessen Anwalt Iwan Pawlow wünschte dem Gericht laut eigener Angabe im Schlussplä­doyer, es möge so entscheide­n, dass ihm das eigene Urteil später „nicht peinlich“sei.

Es half nichts: Nach mehr als zwölfstünd­iger Verhandlun­g ließ das Gericht unter anderem Nawalnys Anti-Korruption­s-Stiftung und dessen Regionalst­äbe als „extremisti­sch“verbieten. Wer weiter für eine der betroffene­n Organisati­onen arbeitet, riskiert den Anwälten zufolge nun bis zu sechs Jahre Freiheitse­ntzug. Verboten sind außerdem die Organisati­on von Kundgebung­en sowie das Ausführen von Finanztran­saktionen. Nichtsdest­otrotz veröffentl­ichten Nawalnys Anhänger gestern ein neues Video, in dem sie der Klinik, in der Nawalny behandelt wurde, vorwerfen, medizinisc­he Dokumente gefälscht zu haben, um Hinweise auf eine Vergiftung zu vertuschen. dpa

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