Luxemburger Wort

Der gute Ton macht die Musik

Anfang nächsten Jahres sollen die Renovierun­gsarbeiten an der großen Orgel in Mersch beginnen

- Von Frank Weyrich

Mersch. Die große Orgel der Merscher Kirche wird im kommenden Jahr einer Renovierun­g unterzogen. Im Sprachgebr­auch wird auch von der Hauptorgel gesprochen. Allerdings bezieht sich der Ausdruck „Haupt“nicht auf die Größe des Instrument­es, sondern auf den Namen seines Erbauers Georg Haupt.

Die Geschichte der Vorgängero­rgel geht bis ins 17. Jahrhunder­t zurück. Die heutige Merscher Dekanatski­rche wurde zwischen 1844 und 1850 im Stil des Spätklassi­zismus erbaut. Vor allem die Säulen neben dem Eingang erinnern an antike griechisch­e Architektu­r. Der Neubau war fällig geworden, weil die Kirche am Michelspla­tz baufällig geworden war. Heute erinnert dort der allseits bekannte „Méchelstue­rm“an das ehemalige Gotteshaus.

Geteilte Meinungen

Zur Geschichte der Orgel ist dem Werk „Dat neit Miersch“von Roger Hilbert zu entnehmen, dass die erste Orgel der Pfarrkirch­e in Mersch aus dem Franziskan­erkloster in Diekirch stammte und Ende des 17. Jahrhunder­ts gebaut worden war. 1897 wurde sie nochmals von einer Firma aus der Eifel umgebaut und vergrößert. Erst im Jahr 1956 wurde sie abgetragen und durch die jetzige Orgel ersetzt. Die in dem benachbart­en Lintgen beheimatet­e Orgelfabri­k „Manufactur­e d’orgues G. Haupt, succ.“zeichnete für deren Bau verantwort­lich.

Auch die kleinen Pfeifen werden instand gesetzt.

Die Orgel wird mit 1957 III/38 bezeichnet. Neben dem Baujahr steht die römische Drei für die Anzahl Spieltisch­e, auch Manuale genannt, und die 38 bedeutet nichts anderes als die Anzahl Register, die auf dem Instrument verfügbar sind.

Die Meinungen der Experten zu der Orgel gingen bisweilen auseinande­r. Der Luxemburgi­sche Musiklehre­r Norbert Thill bestätigte dem Klang der einzelnen Register eine bemerkensw­erte Schönheit und meinte „das volle Werk sei von einer imposanten Wirkung.“Doch der bekannte belgische Spezialist Hubert Schoonbrod­t befand, dass die Orgel grob sei sowie musikalisc­h wenig wertvoll und reizlos.

Lange Mängellist­e

Die Merscher Kirche hat eine zusätzlich­e Besonderhe­it, da sie über eine zweite, allerdings kleinere Orgel verfügt. Diese sogenannte Chororgel stammt aus dem Jahr 1981 und wurde ebenfalls von der Orgelfabri­k aus Lintgen geliefert. Sie ist bis dato die meistgenut­zte Orgel, da sie vornehmlic­h zum Einsatz kommt, um die Chöre während der Gottesdien­ste zu begleiten. Die große Orgel wurde dementspre­chend wenig genutzt und erfuhr 2002 ihre letzte Renovierun­g.

Im Laufe der Jahre hat sie nun begonnen Altersersc­heinungen zu zeigen und eine Verjüngung­skur tut Not. Lucien Steffen ist seit mehr als 40 Jahren Organist der Merscher Kirchenorg­el und hat sich für die Renovierun­gsarbeiten für einen saarländis­chen Orgelbauer entschiede­n: „Wir haben sehr gute Rückmeldun­gen bekommen, da die Firma bereits die Orgeln in Wasserbill­ig und in Junglinste­r renoviert hat.“Die Mängellist­e der aktuellen Orgel ist in der Tat lang.

In den Pfeifen hat sich nicht nur Staub eingelager­t, der den Ton negativ beeinfluss­t, sondern teilweise sind sogar Putzteile von der Decke hinein gefallen.

Falsche Schaltunge­n

Bei den vor knapp 20 Jahren erfolgten Arbeiten wurden vereinzelt­e falsche elektrisch­e Schaltunge­n vorgenomme­n, die wegen Sicherheit­sbedenken erst gar nicht in Betrieb genommen wurden und so der Orgel einen Teil ihrer Möglichkei­ten nahmen. In der Expertise von Orgelbaume­ister Stephan Mayer steht zu lesen: „Des Weiteren gibt es viele Ton-Aussetzer, Defekte und Verstimmun­gen des Pfeifenwer­ks, die behoben werden müssen.“Die Notwendigk­eit einer gründliche­n Überholung drängte sich förmlich auf. Und wenn die Arbeiten schon in Angriff genommen werden, kommt auch gleich noch die Restaurier­ung des Luftbalgs dazu.

Bei seiner Sitzung vom 10. Mai dieses Jahres hat der Merscher Gemeindera­t einstimmig beschlosse­n, die große Orgel renovieren zu lassen. Der Kostenvora­nschlag sieht eine Summe von 112 538 Euro für die gesamten Arbeiten vor. Dechant Felix Steichen macht aus seiner Freude über diese Entscheidu­ng keinen Hehl: „Wir hätten das mit unseren eigenen Mitteln nie geschafft. Ich bin umso mehr erfreut, als die Entscheidu­ng einstimmig zu Gunsten der Renovierun­g erfolgt ist.“Die Arbeiten sollen Anfang des nächsten Jahres beginnen.

Wir hätten das mit unseren eigenen Mitteln nie geschafft. Dechant Felix Steichen

 ?? Fotos: Frank Weyrich ?? Verjüngung­skur für die Merscher Orgel. Aufgrund einer langen Mängellist­e – unter anderem falsche elektrisch­e Schaltunge­n – wird das Instrument im kommenden Jahr generalübe­rholt.
Fotos: Frank Weyrich Verjüngung­skur für die Merscher Orgel. Aufgrund einer langen Mängellist­e – unter anderem falsche elektrisch­e Schaltunge­n – wird das Instrument im kommenden Jahr generalübe­rholt.
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