Der gute Ton macht die Musik
Anfang nächsten Jahres sollen die Renovierungsarbeiten an der großen Orgel in Mersch beginnen
Mersch. Die große Orgel der Merscher Kirche wird im kommenden Jahr einer Renovierung unterzogen. Im Sprachgebrauch wird auch von der Hauptorgel gesprochen. Allerdings bezieht sich der Ausdruck „Haupt“nicht auf die Größe des Instrumentes, sondern auf den Namen seines Erbauers Georg Haupt.
Die Geschichte der Vorgängerorgel geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Die heutige Merscher Dekanatskirche wurde zwischen 1844 und 1850 im Stil des Spätklassizismus erbaut. Vor allem die Säulen neben dem Eingang erinnern an antike griechische Architektur. Der Neubau war fällig geworden, weil die Kirche am Michelsplatz baufällig geworden war. Heute erinnert dort der allseits bekannte „Méchelstuerm“an das ehemalige Gotteshaus.
Geteilte Meinungen
Zur Geschichte der Orgel ist dem Werk „Dat neit Miersch“von Roger Hilbert zu entnehmen, dass die erste Orgel der Pfarrkirche in Mersch aus dem Franziskanerkloster in Diekirch stammte und Ende des 17. Jahrhunderts gebaut worden war. 1897 wurde sie nochmals von einer Firma aus der Eifel umgebaut und vergrößert. Erst im Jahr 1956 wurde sie abgetragen und durch die jetzige Orgel ersetzt. Die in dem benachbarten Lintgen beheimatete Orgelfabrik „Manufacture d’orgues G. Haupt, succ.“zeichnete für deren Bau verantwortlich.
Auch die kleinen Pfeifen werden instand gesetzt.
Die Orgel wird mit 1957 III/38 bezeichnet. Neben dem Baujahr steht die römische Drei für die Anzahl Spieltische, auch Manuale genannt, und die 38 bedeutet nichts anderes als die Anzahl Register, die auf dem Instrument verfügbar sind.
Die Meinungen der Experten zu der Orgel gingen bisweilen auseinander. Der Luxemburgische Musiklehrer Norbert Thill bestätigte dem Klang der einzelnen Register eine bemerkenswerte Schönheit und meinte „das volle Werk sei von einer imposanten Wirkung.“Doch der bekannte belgische Spezialist Hubert Schoonbrodt befand, dass die Orgel grob sei sowie musikalisch wenig wertvoll und reizlos.
Lange Mängelliste
Die Merscher Kirche hat eine zusätzliche Besonderheit, da sie über eine zweite, allerdings kleinere Orgel verfügt. Diese sogenannte Chororgel stammt aus dem Jahr 1981 und wurde ebenfalls von der Orgelfabrik aus Lintgen geliefert. Sie ist bis dato die meistgenutzte Orgel, da sie vornehmlich zum Einsatz kommt, um die Chöre während der Gottesdienste zu begleiten. Die große Orgel wurde dementsprechend wenig genutzt und erfuhr 2002 ihre letzte Renovierung.
Im Laufe der Jahre hat sie nun begonnen Alterserscheinungen zu zeigen und eine Verjüngungskur tut Not. Lucien Steffen ist seit mehr als 40 Jahren Organist der Merscher Kirchenorgel und hat sich für die Renovierungsarbeiten für einen saarländischen Orgelbauer entschieden: „Wir haben sehr gute Rückmeldungen bekommen, da die Firma bereits die Orgeln in Wasserbillig und in Junglinster renoviert hat.“Die Mängelliste der aktuellen Orgel ist in der Tat lang.
In den Pfeifen hat sich nicht nur Staub eingelagert, der den Ton negativ beeinflusst, sondern teilweise sind sogar Putzteile von der Decke hinein gefallen.
Falsche Schaltungen
Bei den vor knapp 20 Jahren erfolgten Arbeiten wurden vereinzelte falsche elektrische Schaltungen vorgenommen, die wegen Sicherheitsbedenken erst gar nicht in Betrieb genommen wurden und so der Orgel einen Teil ihrer Möglichkeiten nahmen. In der Expertise von Orgelbaumeister Stephan Mayer steht zu lesen: „Des Weiteren gibt es viele Ton-Aussetzer, Defekte und Verstimmungen des Pfeifenwerks, die behoben werden müssen.“Die Notwendigkeit einer gründlichen Überholung drängte sich förmlich auf. Und wenn die Arbeiten schon in Angriff genommen werden, kommt auch gleich noch die Restaurierung des Luftbalgs dazu.
Bei seiner Sitzung vom 10. Mai dieses Jahres hat der Merscher Gemeinderat einstimmig beschlossen, die große Orgel renovieren zu lassen. Der Kostenvoranschlag sieht eine Summe von 112 538 Euro für die gesamten Arbeiten vor. Dechant Felix Steichen macht aus seiner Freude über diese Entscheidung keinen Hehl: „Wir hätten das mit unseren eigenen Mitteln nie geschafft. Ich bin umso mehr erfreut, als die Entscheidung einstimmig zu Gunsten der Renovierung erfolgt ist.“Die Arbeiten sollen Anfang des nächsten Jahres beginnen.
Wir hätten das mit unseren eigenen Mitteln nie geschafft. Dechant Felix Steichen