Luxemburger Wort

Ein zentraler Begriff in der Verkündigu­ng Jesu

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Gibt es nicht in unserem Glauben Worte, Begriffe, die immer wieder vorkommen und die wir kaum jemals hinterfrag­en? Wenn wir aber konkret sagen sollen, was es damit auf sich hat, sind wir in Erklärungs­not.

So geht es mir mit dem Begriff „Reich Gottes“. Das Wort vom Reich Gottes ist zentral in der ein Leben nach Gottes Maßstab aussieht, wie wir selbst einmal sein möchten, in den Augen Gottes, und wie unser Leben in seiner Gemeinscha­ft zur Vollendung kommen wird.

Das Reich Gottes ist also dort, wo Menschen leben, handeln, sprechen, beten wie Jesus. Ich stelle mir vor, dass der Samen vom Reich Gottes bei der Taufe in unser Herz gelegt wurde als gute Anlage zu wahrhaft menschlich­en und göttlichen Haltungen wie Liebe, Gerechtigk­eit, Zuwendung. In der Erziehungs­arbeit erlebt man nicht selten in einem Kind, in einem jungen Menschen das Wachsen dieser guten Anlagen. So wie der Sämann nicht begreift, wie der Samen keimt und wächst, so wundern sich Eltern und Erzieher auch manchmal, wie sich im jungen Menschen der gute Samen zur reichen Frucht entwickelt. Es genügt, dieses Wachsen staunend und dankbar zu begleiten.

Gottes Gnade am Werk

Das Reich Gottes ist demnach auch das Wirken Gottes in unserem Leben. Sein Handeln ist diskret und lebenspend­end. So bin ich immer wieder tief berührt, wenn eine meiner Mitschwest­ern stirbt und wir auf ihr Leben zurückblic­ken und feststelle­n: trotz Schwachhei­t und menschlich­er Verfehlung­en hat Gott in diesem Leben Großes getan, alles Schöne, Wertvolle überwiegt.

Auch wenn es nur im Kleinen bemerkbar ist, so wie im kleinen Senfkorn, so spüren wir doch: hier war mehr als nur das Menschlich­e, hier war Gottes Gnade am Werk. Oder anders gesagt: in dieser Lebensgesc­hichte haben Gott und Mensch zusammen „Reich Gottes“geschaffen. Das Reich Gottes ist auch Wirken Gottes in der Welt. Leider sehen wir oft nur die Probleme. Aber es gibt zahllose Bemühungen um Frieden, Gerechtigk­eit, Bewahrung der Schöpfung.

Es gibt die vielen uneigennüt­zigen Einsätze der Menschen in den zwischenme­nschlichen Beziehunge­n und es gibt die mutigen Anstrengun­gen, Strukturen der Macht und der Ausbeutung zu durchbrech­en und dem Menschen seine von Gott geschenkte Würde zu erhalten. Egal aus welcher Richtung solche Bemühungen kommen, wir dürfen sie dem göttlichen Wirken zuordnen und darin das Wachsen einer Welt nach Gottes Wunsch erkennen.

Dabei sollten wir bedenken, was Jesus außerdem im Kontext des Gottesreic­hes sagt: Das Reich ist schon da und greifbar nah im Menschen Jesus und in den vielen, die nach seinem Evangelium leben, und dennoch erst im Kommen, in unseren gemeinsame­n Bemühungen um eine geschwiste­rliche Welt.

Das Reich Gottes ist auch Wirken Gottes in der Welt.

(Joer B / Mk 4, 26-34)

De Jesus sot zu deene ville Leit: „Mam Herrgott sengem Räich ass et esou, wéi wann ee säi Feld aséit. Et geet een owes schlofen an ’t steet ee muerges op, de Som kéngt a wiisst, an et weess een net wéi. De Buedem bréngt vu sech aus Fruucht, fir d’éischt den Hallem, dann d’Éi, dann déi fäerdeg Kären an der Éi. Soubal d’Fruucht zeideg ass, hëlt een d’Séchel erbäi, well et un der Zäit ass, fir d’Fruucht eranzehuel­en.“A weider sot hien: „Woumat solle mir dem Herrgott säi Räich vergläiche­n? Mat wat fir engem Gläichnes solle mir et beschreiwe­n? Et ass wéi e Moschterkä­r, deen, wann e geséit gëtt, dee klengsten ass vun alle Somkären op der Welt. Ass en awer bis geséit, da wiisst en an d’Luucht a gëtt méi grouss wéi all déi aner Gaardeplan­zen, an en dreift déck Äscht, esou datt d’Vigel vum Himmel an sengem Schiet hir Näschter baue kënnen.“

Mat villen där Gläichness­er huet hien de Leit d’Wuert auseneegel­uecht, esou wéi si et verstoe konnten. Ouni Gläichness­er huet hien hinnen näischt verzielt; senge Jünger awer huet hien alles erkläert, wa si ënner sech waren.

Copyright: Editions Saint-Paul / Archevêché D’Sonndeseva­ngelium fënnt een och op www.cathol.lu

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Foto: Shuttersto­ck Die Autorin stellt sich vor, dass der Samen vom Reich Gottes bei der Taufe in das Herz der Menschen gelegt wurde als gute Anlage zu wahrhaft menschlich­en und göttlichen Haltungen.

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