Das passende Puzzlestück
DNS-Spuren auf einem blutverschmierten Messer sind Grundlage für Anklage im Prozess um Schrebergarten-Mord
Luxemburg. Immer wieder blickt der kleine, schmächtige Mann, der im weißen Planet-HollywoodT-Shirt und kurzen, schwarzen Hosen auf der Anklagebank sitzt, aus den Augenwinkeln zu den beiden Polizisten, die ihn begleiten. Es scheint fast so, als böten sie ihm Schutz. Dabei sind sie eigentlich da, um ihn zu bewachen.
Andris L. wird beschuldigt, im Mai 2018 einen Mann in einem verlassenen Schrebergarten in Merl getötet zu haben. Er bestreitet das. Als der Mord geschehen sei, sei er schon seit einem Monat aus der Hütte, in der der Leichnam entdeckt wurde, weggewesen. Es sei ihm dort immer zu warm gewesen, es habe eine echte Mäuseplage gegeben und auch das Gekreische der Kinder aus der nahen Tagesstätte habe ihn genervt.
Ja, er habe das Opfer gekannt. In die Hütte habe er Attila V. aber niemals mitgenommen. Er habe nämlich stets darauf geachtet, alleine in der Holzlaube zu bleiben. Zur Zeit nach seinem Weggang könne er aber nichts sagen.
Das ist allerdings einer von mehreren Punkten, welche durch die Ermittlungen widerlegt werden. Zeugen aus dem gemeinsamen Umfeld von Beschuldigten und Opfer bestätigen nicht nur, dass Attila regelmäßig dort gewesen sei, er habe gar zeitweise dort gewohnt, gemeinsam mit Andris und einem dritten Obdachlosen.
Das belegen auch DNS-Spuren auf einem Hemd und einer Decke.
Neben dem Blut des Opfers haben Experten nämlich dort auch DNSAnhaftungen von Andris und vom dritten Bewohner gesichert.
DNS ist es auch, die Andris nun vor die Kriminalkammer führt. Noch bevor am 30. Mai 2018 die Leiche von Attila entdeckt wird, finden Mitarbeiter einer Tankstelle an der Route d'Arlon in Strassen nämlich in einem Toilettenraum ein blutbeschmiertes Messer.
Dass das Blut auf der 21 Zentimeter langen Klinge von Attila stammt und die DNS am Griff von Andris zeigt sich aber erst gut ein Jahr dem Leichenfund. Es ist zu diesem Zeitpunkt das passende Puzzlestück, das die Ermittler lange Zeit vergeblich gesucht haben.
Allerdings zählt Andris zu diesem Zeitpunkt längst zum engeren Kreis der Verdächtigen. So ist es den Mordermittlern gelungen, ihn als letzten Bewohner der Holzhütte im Schrebergarten zu identifizieren, der zu alledem nach dem Leichenfund auch von der Bildfläche verschwunden ist.
An den Eingang der Hütte, die mit Bett, Waschbecken und Ofen ausgestattet ist, hat Andris in grüner Farbe „A L Latvia“gepinselt, seine Initialen und sein Herkunftsland. Die Ermittler schließen den Kreis, als sie entdecken, dass ein
Lette mit ebendiesen Initialen gemeinsam mit der Clique des Opfers in einen Ladendiebstahl verwickelt war.
Nachdem Polizisten Andris schließlich am 29. Mai 2020 – fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Leichenfund in Merl – in Capellen stellen, hat der eine Erklärung für seine DNS auf dem Messer parat, das durchaus als die Tatwaffe geeignet ist.
Attila sei im März 2018 bei einer Messerstecherei am Rücken verletzt worden. Er, Andris, habe die Wunde danach versorgt und mit dem Messer wohl einen Verband zurechtgeschnitten. Wie das Messer in die Tankstellentoilette gekommen sei, wisse er nicht. Allerdings haben die Ermittlungen auch ergeben, dass die Obdachlosengruppe sich regelmäßig zum Alkoholkonsum bei einem Baumarkt in unmittelbarer Nähe der Tankstelle getroffen hat.
Die Messerstecherei im März hat es nachweislich gegeben. Die Rückenverletzung auch. Ob das nun reichen wird, um die Anklage zu entkräften, wird sich erst mit dem Urteil der Kriminalkammer am Prozessende zeigen. Klar ist: Das Messer ist bislang das stärkste Beweismittel im Prozess.
Nachdem sich gestern eine Rechtsmedizinerin ausführlich mit dem Zustand der Leiche bei deren Auffinden und dem Verletzungsbild des Opfers befasst hat, werden heute Vormittag vor der Anklagerede der Staatsanwaltschaft auch der Angeklagte und seine Verteidigerin zu Wort kommen.
Ettelbrück. Die Umgestaltung der Place Marie-Adélaïde, besser als Marktplatz bekannt, geht bereits auf das Jahr 2006 zurück, nimmt nun aber endlich Fahrt auf. In den kommenden zwei Jahren wird in Ettelbrück ein Umgestaltungskonzept umgesetzt, das den wenig ansprechenden Platz in ein Begegnungszentrum für alle Altersgruppen umwandeln soll. In einen Erholungsort mitten in der Stadt zum Wohlfühlen, Spielen und Verweilen, der auch Raum für Kreativität bieten kann.
Der am südwestlichen Ende der Ettelbrücker Fußgängerzone gelegene Marktplatz wird eingerahmt vom Kulturzentrum, einer Reihe von Stadthäusern mit Gastronomie, der wenig ansprechenden Gewerbefläche des ehemaligen Monopolgebäudes und ist zur N 15 hin offen. Als größter Platz der Stadt hat er als Veranstaltungsort eine lange Tradition – angefangen bei der Austragung der Viehmärkte zu Zeiten von Kaiserin MariaTheresia bis hin zur Organisation der Kirmes.
Während der vergangenen Jahre ist der bestehende Raum aber immer mehr zu einem reinen Parkplatz verkommen, der leblos und wenig attraktiv daherkommt. Nachdem der Monopol vor 15 Jahren seine Türen schloss, kam mit einem neuen Investor für das Gebäude kurzfristig auch eine Überdachung des Platzes ins Spiel. Ein stark umstrittenes und polemisiertes Projekt, das Mitte 2012 aber für nichtig erklärt wurde, da sich die private Gesellschaft von ihren Plänen zurückzog.
Die Planungen standen wieder bei Null und die Gemeinde Ettelbrück bewies Mut zu einem neuen, innovativen Schritt, indem sie die Neugestaltung in die Hände der Bürger gab. Und aus diesem Bürgerplanungsprozess entstanden ernst zu nehmende und umsetzbare Anregungen und Ideen, die auch teilweise in das kürzlich vorgestellte Konzept eingeflossen sind. Ein erster Schritt, der aus der Bürgerplanung hervorging, war eine Verbreiterung der Gastronomieterrassen und die Erneuerung der Fußgängerbrücke zum
Deichparkplatz,
Arbeit ist.
Aber auch das 2013, im Rahmen umfassender Sanierungsarbeiten des Ettelbrücker Kanalnetzes errichtete, die derzeit in wenig ansehnliche Technikergebäude des Regenüberlaufbeckens, das mitten auf dem Platz steht, war den Bürgern ein Dorn im Auge. Und dafür wurde bereits 2018 eine Lösung gefunden. Wie Bürgermeister Jean-Paul Schaaf (CSV) erklärte, wurde ein Architektenwettbewerb für den Bau eines Pavillons mit Gastronomie ausgeschrieben, der das Gebäude einbinden und zudem für eine Belebung und Aufwertung des Platzes sorgen soll.
Gastronomie und Spielplatz
Der Zuschlag erhielt das Architektenbüro Coca aus Münsbach für seinen Entwurf „La Gaufre“. Das geplante Gebäude wird aus europäischer Blaubuche gebaut werden und bei einer Höhe von 3,7 Metern eine Gesamtfläche von 300 Quadratmetern erhalten, wovon 86 Quadratmeter auf die einzurichtende Gaststätte entfallen. Zur Aufwertung wird der Pavillon mit Ausstellungsvitrinen
Daneben wird als Eyecatcher ein spezieller Spielplatz entstehen, der die Thematik des Marktes aufgreift. Realisiert von einer dänischer Firma, die bekannt ist für originelle Kinderspielplätze in „verspielten Design“, erhält er ausgefallene, bespielbare Tiere und Pflanzen. Ein Wasserspiel und eine Begrünung des Platzes schließen die Planung ab.
Entgegen den Wünschen der Bürger, den Platz autofrei zu gestalten und den Zugang zur N 15 zu schließen, wollen die Verantwortlichen aber am Parkraum auf dem Marktplatz festhalten. So wird der Erholungsraum zum Kulturzentrum hin die Hälfte des Raums einnehmen, während der obere Teil zur N 15 weiterhin Platz für 54 Stellplätze bieten wird. Ein Umstand, der den grünen Oppositionsräten aber ein Dorn im Auge ist. Neben dem geplanten Parkraum beanstandeten sie aber auch die Größe des geplanten Pavillons, der zu dominant für den Platz sei und daneben eine Konkurrenz für die am Marktplatz angesiedelten Gastronomiebetriebe darstelle. Wie Christof Theis von den Grünen bemerkte, plane oder unterhalte die Stadt bereits eigene Gastronomiebetriebe unter anderem im zukünftigen Parc de l'Alzette, am Zeltplatz und im ehemaligen Café Kaell in Warken.
Bürgermeister Jean-Paul Schaaf ließ den von den grünen Räten verwendeten Begriff einer „concurrence déloyale“nicht gelten und wies die Kritik mit der Erklärung zurück, dass die Gemeinde nur die Lokale schaffe, die Gastronomie aber ausschreiben werde. Dennoch sprachen sich die grünen Räte gegen das Projekt aus.
Die Kosten für die Umgestaltung des Marktplatzes belaufen sich auf 6,7 Millionen Euro, wobei bereits knapp 350 000 Euro in die Verbreiterung der Terrassen geflossen sind und die neue Fußgängerbrücke mit weiteren 1,6 Millionen Euro zu Buche schlägt. versehen.