Kaffee auf Kopfsteinpflaster
Roby Mehlen aus Manternach wünscht sich ein Dorfbistro im Haus „A Wiewesch“– Bürgermeister sieht Fragezeichen
Manternach. Wenn die vielen Wanderer in Manternach nach ihrer Tour eine Kleinigkeit essen oder einen Schluck trinken wollen, haben sie nicht viel Auswahl. Mit Ausnahme eines asiatischen Restaurants bleibt nur noch das Naturhaus „A Wiewesch“. Besucher und Einheimische können sich während der Öffnungszeiten auf den Hof des ehemaligen Bauernhauses setzen und bekommen ein kaltes Getränk oder eine Tasse Kaffee – allerdings nur bis 17 Uhr.
Nach Ansicht von Gemeinderatsmitglied Roby Mehlen bietet das Zentrum jedoch viel mehr Möglichkeiten. Er stellt sich ein dauerhaft bewirtschaftetes Dorfcafé und einen Shop mit regionalen Produkten vor. „Damit könnte man aus einem ziemlich toten Ausstellungsort eine lebendige Begegnungsstätte machen, von der alle Seiten profitieren“, sagt Mehlen gegenüber dem LW.
Das historische Bauernhaus gehört der Gemeinde, die es seit 2004 zu einem symbolischen Preis an die Natur- und Forstverwaltung (ANF) vermietet hat. Das Haus beherbergt eine Ausstellung zu Landwirtschaft und Natur und ist Ausgangspunkt für Führungen und Kurse. In den Sommerferien ist das haus „A Wiewesch“auch an Wochenenden mit Studenten besetzt, die Besucher empfangen und nebenher Getränke und Kleinigkeiten servieren. Um diese Verköstigung kümmert sich nicht die Naturverwaltung, sondern das Syndicat d'initiative Manternach.
„Staat hat viel Geld eingesetzt“
Roby Mehlen denkt, dass ein das ganze Jahr über bewirtschaftetes Bistro auch der Ausstellung viel mehr Besucher bescheren würde. „Dafür hat der Staat nämlich viel Geld in die Hand genommen“, meint er. Außerdem regt er an, zusätzlich Lebensmittel und Geschenkideen unter der Marke „100
Tische und Bänke vor dem Naturzentrum laden Besucher zu einem Getränk ein. Das gibt es allerdings nur während der Öffnungszeiten.
Rat Roby Mehlen findet, dass das Haus „A Wiewesch“mehr Besucher bräuchte.
Prozent Lëtzebuerg“dort zu verkaufen.
Grundsätzlich würde auch der Manternacher Schöffenrat ein Dorfcafé begrüßen, sieht aber noch mehrere Fragezeichen. „Die jetzige Ausstattung mit Theke und Kühlung kann man so nicht nutzen. Es müssten neue Räumlichkeiten her, die konform zu den Auflagen
für die Gastronomie sind“, sagt Bürgermeister Jempi Hoffmann und räumt ein, dass das „ziemlich teuer“würde. Erste Überlegungen gehen dahin, den hölzernen Anbau auf der rechten Seite zweistöckig auszubauen, so dass eine Küche und ein Gastraum entstünden. Die Gemeinde hat letzte Woche ein Studienbüro damit beauftragt, konkrete Vorschläge für den Umbau auszuarbeiten und die Kosten zu ermitteln.
Danach stellt sich die Frage, wer das Café bewirtschaften soll – ein privater Pächter, eine Asbl oder das Syndicat d'initiative. Bürgermeister Hoffmann ist sich bewusst, dass es nicht einfach wird, mitten auf dem Land ein Bistro rentabel zu betreiben – und zwar nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr über. Vor zwei Jahren hat nämlich die letzte Kneipe im Dorf nach mehreren Besitzerwechseln geschlossen. „Das macht uns ein wenig Angst und zeigt, dass ein attraktives Konzept her muss, das sich dauerhaft trägt“, sagt Bürgermeister Hoffmann.
Tausende Wanderer
Förster Luc Roeder, der Leiter des Naturzentrums, steht schon länger mit der Gemeinde im Gespräch über ein gastronomisches Angebot. „Es würde für das Naturzentrum und besonders für die Ausstellung eine Bereicherung darstellen“, sagt er. Die Naturverwaltung könne dies jedoch nicht selber stemmen, da die Bewirtschaftung von Gaststätten nicht zu deren gesetzlichen Aufgaben gehört, meint der beigeordnete ANFDirektor Laurent Schley. Ohnehin eigne sich das Gebäude nicht, um einen Gastronomiebetrieb einzurichten, ohne die Kernaufgaben des Naturschutzzentrums zu beeinträchtigen. Positiv haben sich Luc Roeder zufolge die Besucherzahlen im Haus „A Wiewesch“entwickelt. Die Traumschleife „Manternacher Fiels“mit 12 000 Wanderern im vergangenen Jahr bringt viele Besucher ins Dorfzentrum.
Gemeinderat Roby Mehlen denkt außerdem an ein kleines Bedürfnis, das sich zu einem ziemlich großen entwickeln kann: „Viele Touristen irren in Manternach herum, weil sie eine Toilette suchen. Wenn das Haus ‚A Wiewesch’ geschlossen ist, findet man kein öffentliches WC.“
Es ist klar, dass ein attraktives Konzept her muss, das sich dauerhaft trägt. Bürgermeister Jempi Hoffmann