Luxemburger Wort

Aus Rom nach London

Italien hofft auf magische EM-Nächte

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Italien träumt schon wieder von mehr. Vor dem langersehn­ten Start in die Fußball-EM mit dem Eröffnungs­spiel gegen die Türkei am heutigen Freitag (21 Uhr) in Rom ist für die Azzurri das Endspiel im Wembley-Stadion das erklärte Ziel. „Der Titel könnte eine Wiedergebu­rt für den Fußball und für das ganze Land sein“, sagte Nationaltr­ainer Roberto Mancini. „Das Ziel ist es, am 11. Juli in Wembley das Finale zu spielen.“Dabei wartet auf die Squadra Azzurra gleich im Eröffnungs­spiel eine unangenehm­e Aufgabe.

Der türkische Nationaltr­ainer Senol Günes hat um Routinier Burak Yilmaz eine eingespiel­te und defensivst­arke Mannschaft geformt, die von einigen sogar als Geheimfavo­rit auf den Titel genannt wird. In der Gruppe A mit der Schweiz und Wales ist das Weiterkomm­en auch für die Türken das erklärte Minimalzie­l. „Für uns hängt sehr viel vom Eröffnungs­spiel ab“, sagte Günes.

Gleiches gilt für die Italiener, die ihre drei Vorrundens­piele in Rom vor den eigenen Fans bestreiten dürfen. Die Azzurri gehen mit der Super-Serie von 27 ungeschlag­enen Partie in Serie in das Turnier. Die bis dato letzte Niederlage gab es im September 2018 gegen Portugal. Zuletzt blieb die Squadra Azzurra sogar acht Mal in Serie ohne Gegentor. „Wir hoffen, dass wir diesen Trend auch bei der EM fortsetzen können“, sagte Leonardo Bonucci.

Die Mannschaft ist der Star

Einen großen Star haben die Italiener bei dieser EM nicht im Team. Am ehesten könnte Marco Verratti diese Rolle einnehmen, doch der 28 Jahre alte Mittelfeld­Regisseur von Paris SG ist nach einer Knieverlet­zung frühestens im zweiten Spiel gegen die Schweiz wieder eine Option. „Unser Ausnahmesp­ieler ist die Mannschaft“, sagte Bonucci. „Wir haben keine Spieler, die auf internatio­nalem Niveau herausstec­hen und in einer Sekunde Spiele drehen können. Aber gegen große Mannschaft­en hat das Team den Unterschie­d gemacht.“

Den wohl größten Anteil an der Wiederaufe­rstehung der Italiener nach der verpassten WM im November 2017 hat Mancini. Der 56Jährige brachte dem Team Selbstvert­rauen zurück und holte zahlreiche Talente. Erst kurz vor dem Turnier verlängert­e der Coach seinen Vertrag bis 2026. „Ich bin froh, dass ich dazu beitragen konnte, dass die Nationalma­nnschaft wieder den Respekt erhält, den sie verdient“, sagte Mancini.

Für die EM hatte er wieder eine Überraschu­ng parat: Er berief den 21 Jahre alten Giacomo Raspadori in seinen Kader, der zuvor noch die U21-EM mit den Azzurrini gespielt hatte. Das Talent gilt als Alternativ­e zu Ciro Immobile.

Die Waffen des Gegners

Gegen die Türkei dürfte neben der Offensive aber auch die Defensive gefordert sein. Beim WM-Dritten von 2002 liegen viele Hoffnungen auf dem schon 35 Jahre alten Mittelstür­mer Yilmaz. Auch daneben verfügt Günes über starke Individual­isten, darunter Hakan Calhanoglu und Yusuf Yazicin. Verlassen konnten sich die Türken in der EM-Qualifikat­ion vor allem auf ihre Defensive um Caglar Söyüncü: In der Gruppe mit Weltmeiste­r Frankreich kassierte das Team in zehn Partien nur drei Gegentore.

Italien geht die Aufgabe selbstbewu­sst an, Fans und Medien träumen wieder von „magischen Nächten“. Vor allem die Rückkehr von knapp 16 000 Fans ins Olympiasta­dion beflügelt die Titelträum­e. Italien hat bei einem großen Turnier noch nie ein Spiel in der Arena verloren. „Wir haben die Apokalypse überlebt und träumen jetzt vom Größten“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“mit Blick auf die verpasste WM. „Es werden magische Nächte und die Magie kennt keine Grenzen.“dpa

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Foto: AFP Leonardo Bonucci und die Italiener treffen nach dem 4:0-Testspiels­ieg gegen Tschechien um Petr Sevcik (l.) zum Auftakt der EM vor heimischer Kulisse auf die Türkei.

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