„Mit Fußballern komme ich gut klar“
ARD-Moderatorin Jessy Wellmer über die Europameisterschaft in Coronazeiten und Diskussionen mit ihrem Mann
Als sachkundige und gleichzeitig lockere Moderatorin der „Sportschau“überzeugt sie seit ein paar Jahren die Zuschauer: Jessy Wellmer. Völlig klar, dass die ARD-Journalistin auch bei der TV-Berichterstattung über die FußballEuropameisterschaft vom 11. Juni bis 11. Juli eine wichtige Rolle spielt. Gemeinsam mit dem früheren Nationalspieler Bastian Schweinsteiger berichtet Jessy Wellmer über ausgewählte Begegnungen direkt aus dem Stadion oder aus dem Sportschau-Studio in Köln. Die 41Jährige ist gleich zum Start des Turniers, beim Eröffnungsspiel der EM zwischen der Türkei und Italien heute in Rom (20.15 Uhr, ARD), im Einsatz.
Jessy Wellmer, wie finden Sie es, dass diese EM trotz der Pandemie ausgetragen wird?
Ich freue mich auf die Europameisterschaft. Auf die Spiele und, ja, auch darauf, dass wieder Fans in den Stadien sind. Es ist natürlich viel besser, wenn wieder applaudiert, gejubelt, gebrüllt und gesungen wird. Ich hoffe nur, das geht pandemiemäßig gut. Vieles ist noch unsicher, und viele Leute haben Bedenken. Ich auch. Ich hoffe sehr, dass das alles sicher abläuft, dass die Hygiene-Konzepte funktionieren und die Regeln auch von allen eingehalten werden.
Was wird für Sie und die Kollegen anders als bei früheren Turnieren?
Wir reisen mit einem extrem kleinen Team. Wir bilden unsere eigene kleine Blase, werden täglich getestet, bewegen uns praktisch immer nur zwischen Hotel und Stadion, und dann zum Flieger oder zur Bahn. Alles nicht ganz unkompliziert. Wir werden bestimmt einiges erleben.
Es sind zwar Fans in den Stadien, aber weniger als sonst. Haben Sie Angst, dass die Atmosphäre auf der Strecke bleibt?
Nein. Ich bin immer noch erstaunt, wie gut Fußball in diesem Jahr der leeren Ränge funktioniert hat. Aber ich bin sicher, dass es jetzt auch mit verhältnismäßig wenigen Fans in den Stadien wieder viel stimmungsvoller wird.
Ein paar Tausend geben schon einen schönen Chor.
Sie sind gleich beim heutigen Eröffnungsspiel im Einsatz – schon aufgeregt?
Nö, wenn wir als Team in Rom im Stadion stehen und wissen, dass das alles echt ist, dann wird das Kribbeln bestimmt kommen – vorher halte ich mich mit Nervositäten aller Art zurück.
Wie verstehen Sie sich mit Bastian Schweinsteiger, mit dem Sie über die EM berichten?
Mit Bastian Schweinsteiger ist es wirklich ein großes Vergnügen, weil der so irre nett ist. Die Zusammenarbeit ist unkompliziert und angenehm, und es macht einfach Spaß, sich mit ihm über Fußball zu unterhalten. Außerdem ist der Bastian ein wahrer Witzbold. Da wird einem nicht langweilig.
Kannten Sie ihn schon als Spieler?
Ich habe ihn ein paar Mal vorm Mikro gehabt – einmal nach einer hohen Niederlage in Wolfsburg. Das war dann weniger witzig …
Frauen, die über Fußball berichten, sind mittlerweile etwas ganz Normales. Werden Sie trotzdem noch mit Vorbehalten von Zuschauern konfrontiert?
Ganz normal ist es wohl erst, wenn mir diese Frage nicht mehr gestellt wird … (lacht)
Und wie kommen Fußballer, Trainer und Funktionäre mit Ihnen klar?
Gut. Und vor allem komme ich auch gut mit denen klar.
Ich bin immer noch erstaunt, wie gut Fußball in diesem Jahr der leeren Ränge funktioniert hat.
Sprechen Sie auch daheim mit Ihrem Mann über Fußball oder bleibt das Thema außen vor?
Nee, wir sprechen zu Hause natürlich dauernd über Fußball! Über Spieler und Trainer, über Mannschaften in der Krise und über schöne Tore – und dann stellen wir auf einmal fest, dass wir vergessen haben einzukaufen … Nein wir sind ein stinknormales Paar und haben auch noch ein paar andere Interessen. (lacht)
Drücken Sie der deutschen Mannschaft bei der EM die Daumen?
Na klar. Wir berichten unparteiisch und auch kritisch – auch über die deutsche Mannschaft. Aber es wäre Quatsch zu behaupten, man würde nicht trotzdem mitfiebern. Ich bin vor allem gespannt, ob das Team um Joachim Löw nach den verkorksten letzten Monaten – eigentlich muss man sagen: den letzten Jahren – nochmal die Kurve kriegt und das Potenzial rausholen kann, das eigentlich in den Spielern steckt. Ist 'ne ziemliche Überraschungstüte. Oder anders gesagt: Die Mannschaft weiß, wie man es spannend macht.
Wer wird Europameister?
Ich glaube, wenn die Franzosen konzentriert und einig sind, sind sie wieder schwer zu schlagen.