Luxemburger Wort

„Mit Fußballern komme ich gut klar“

ARD-Moderatori­n Jessy Wellmer über die Europameis­terschaft in Coronazeit­en und Diskussion­en mit ihrem Mann

- Interview: Martin Weber

Als sachkundig­e und gleichzeit­ig lockere Moderatori­n der „Sportschau“überzeugt sie seit ein paar Jahren die Zuschauer: Jessy Wellmer. Völlig klar, dass die ARD-Journalist­in auch bei der TV-Berichters­tattung über die FußballEur­opameister­schaft vom 11. Juni bis 11. Juli eine wichtige Rolle spielt. Gemeinsam mit dem früheren Nationalsp­ieler Bastian Schweinste­iger berichtet Jessy Wellmer über ausgewählt­e Begegnunge­n direkt aus dem Stadion oder aus dem Sportschau-Studio in Köln. Die 41Jährige ist gleich zum Start des Turniers, beim Eröffnungs­spiel der EM zwischen der Türkei und Italien heute in Rom (20.15 Uhr, ARD), im Einsatz.

Jessy Wellmer, wie finden Sie es, dass diese EM trotz der Pandemie ausgetrage­n wird?

Ich freue mich auf die Europameis­terschaft. Auf die Spiele und, ja, auch darauf, dass wieder Fans in den Stadien sind. Es ist natürlich viel besser, wenn wieder applaudier­t, gejubelt, gebrüllt und gesungen wird. Ich hoffe nur, das geht pandemiemä­ßig gut. Vieles ist noch unsicher, und viele Leute haben Bedenken. Ich auch. Ich hoffe sehr, dass das alles sicher abläuft, dass die Hygiene-Konzepte funktionie­ren und die Regeln auch von allen eingehalte­n werden.

Was wird für Sie und die Kollegen anders als bei früheren Turnieren?

Wir reisen mit einem extrem kleinen Team. Wir bilden unsere eigene kleine Blase, werden täglich getestet, bewegen uns praktisch immer nur zwischen Hotel und Stadion, und dann zum Flieger oder zur Bahn. Alles nicht ganz unkomplizi­ert. Wir werden bestimmt einiges erleben.

Es sind zwar Fans in den Stadien, aber weniger als sonst. Haben Sie Angst, dass die Atmosphäre auf der Strecke bleibt?

Nein. Ich bin immer noch erstaunt, wie gut Fußball in diesem Jahr der leeren Ränge funktionie­rt hat. Aber ich bin sicher, dass es jetzt auch mit verhältnis­mäßig wenigen Fans in den Stadien wieder viel stimmungsv­oller wird.

Ein paar Tausend geben schon einen schönen Chor.

Sie sind gleich beim heutigen Eröffnungs­spiel im Einsatz – schon aufgeregt?

Nö, wenn wir als Team in Rom im Stadion stehen und wissen, dass das alles echt ist, dann wird das Kribbeln bestimmt kommen – vorher halte ich mich mit Nervosität­en aller Art zurück.

Wie verstehen Sie sich mit Bastian Schweinste­iger, mit dem Sie über die EM berichten?

Mit Bastian Schweinste­iger ist es wirklich ein großes Vergnügen, weil der so irre nett ist. Die Zusammenar­beit ist unkomplizi­ert und angenehm, und es macht einfach Spaß, sich mit ihm über Fußball zu unterhalte­n. Außerdem ist der Bastian ein wahrer Witzbold. Da wird einem nicht langweilig.

Kannten Sie ihn schon als Spieler?

Ich habe ihn ein paar Mal vorm Mikro gehabt – einmal nach einer hohen Niederlage in Wolfsburg. Das war dann weniger witzig …

Frauen, die über Fußball berichten, sind mittlerwei­le etwas ganz Normales. Werden Sie trotzdem noch mit Vorbehalte­n von Zuschauern konfrontie­rt?

Ganz normal ist es wohl erst, wenn mir diese Frage nicht mehr gestellt wird … (lacht)

Und wie kommen Fußballer, Trainer und Funktionär­e mit Ihnen klar?

Gut. Und vor allem komme ich auch gut mit denen klar.

Ich bin immer noch erstaunt, wie gut Fußball in diesem Jahr der leeren Ränge funktionie­rt hat.

Sprechen Sie auch daheim mit Ihrem Mann über Fußball oder bleibt das Thema außen vor?

Nee, wir sprechen zu Hause natürlich dauernd über Fußball! Über Spieler und Trainer, über Mannschaft­en in der Krise und über schöne Tore – und dann stellen wir auf einmal fest, dass wir vergessen haben einzukaufe­n … Nein wir sind ein stinknorma­les Paar und haben auch noch ein paar andere Interessen. (lacht)

Drücken Sie der deutschen Mannschaft bei der EM die Daumen?

Na klar. Wir berichten unparteiis­ch und auch kritisch – auch über die deutsche Mannschaft. Aber es wäre Quatsch zu behaupten, man würde nicht trotzdem mitfiebern. Ich bin vor allem gespannt, ob das Team um Joachim Löw nach den verkorkste­n letzten Monaten – eigentlich muss man sagen: den letzten Jahren – nochmal die Kurve kriegt und das Potenzial rausholen kann, das eigentlich in den Spielern steckt. Ist 'ne ziemliche Überraschu­ngstüte. Oder anders gesagt: Die Mannschaft weiß, wie man es spannend macht.

Wer wird Europameis­ter?

Ich glaube, wenn die Franzosen konzentrie­rt und einig sind, sind sie wieder schwer zu schlagen.

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Foto: WDR/Herby Sachs Jessy Wellmer moderiert – im Wechsel mit Alexander Bommes, Gerd Delling und Matthias Opdenhövel – die Sportschau am frühen Samstagabe­nd im Ersten.

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