Luxemburger Wort

Enttäuschu­ng und Verzweiflu­ng

Gemeinde Differding­en verspricht Bürgern Hilfe und Aufklärung nach Überschwem­mungen

- Von David Thinnes

Differding­en. „Noch einmal machen wir das nicht mit“, und „wir fühlen uns verschauke­lt“: Das waren zwei von zahlreiche­n Aussagen bei einer Informatio­nsversamml­ung, zu der die Gemeinde Differding­en am Donnerstag­abend infolge der Überschwem­mungen von vergangene­r Woche geladen hatte. Verzweiflu­ng und Enttäuschu­ng waren aus den Wortmeldun­gen der etwa 50 anwesenden Einwohner herauszuhö­ren.

Kurzer Rückblick: Am vergangene­n Freitagabe­nd waren innerhalb von zwei Stunden fast 50 Liter pro Quadratmet­er gefallen und hatten vor allem in der Rue Emile Mark und im Viertel Fousbann für viele Schäden gesorgt. 120 Einsätze waren vom Rettungsdi­enst CGDIS in Differding­en durchgefüh­rt worden. Fünf Personen waren von den sintflutar­tigen Regenfälle­n dermaßen überrascht worden, dass sie aus ihren Autos befreit werden mussten.

Den Bürgern ging es nun am Donnerstag­abend in der Hall O vor allem um eins: Warum kam es zu diesen Überschwem­mungen? Dabei kam vor allem ein Thema immer wieder zur Sprache. Seit der Eröffnung der Rocade im Oktober 2017 hat es nun zwei Mal große Überschwem­mungen gegeben. „Da ist etwas faul. Ich kann mir nicht vorstellen, dass technisch alles in Ordnung ist“, so David, der in der Cité Henry Grey wohnt.

Am stärksten betroffen war vor allem ein Restaurant, das in der Rue Emile Mark – an der Ecke mit der Rue du Gaz – liegt. Besitzer Jacques Pan ist verzweifel­t und fragte in der Versammlun­g: „Was mache ich mit meinem Lager? Den Keller kann ich nicht benutzen. Es geht es um das Überleben meiner Familie. Wir leben von diesem Restaurant.“

Die Einwohner der Rue Emile Mark hatten keine Chance gegen das Wasser, wie zum Beispiel im Café Metropole. Im Keller sind die Heizung und die Bierzapfan­lage zu Schaden gekommen. In diesem Haus, wie in anderen auch, kamen eigene Pumpen zum Einsatz, um das Hochwasser zu bekämpfen.

Subsidien für Rückstaukl­appen

Der komplett versammelt­e Schöffenra­t um Bürgermeis­terin Christiane Brassel-Rausch (Déi Gréng) war denn auch vor allem um Beschwicht­igung und Solidaritä­tsbekundun­gen bemüht. Man sei sich aber bewusst gewesen, dass man nicht nur positive Reaktionen erhalten würde. „Stellen Sie uns Ihre Fragen. Teilen Sie uns auch ihre Wut mit“, so die Bürgermeis­terin.

Die Gemeindeve­rantwortli­chen versprache­n den Bürgern zur Seite zu stehen – auch finanziell (siehe Kasten). Es stehe ein Budget von 50 000 Euro „aides aux sinistrés“zur Verfügung. Dieses könne auch noch vom Gemeindera­t erhöht werden. Subsidien soll es auch für die Installati­on von Rückstaukl­appen, die in der Cité Henri Grey bereits in einigen Häusern bestehen, aber vergangene­n Freitag nichts gebracht haben, geben.

Kurzfristi­ge Hilfen könnten zum Beispiel daraus bestehen, Sandsäcke zur Verfügung zu stellen – auch wenn die anwesenden Bürger anzweifelt­en, wie dies praktisch umgesetzt werden solle und inwiefern dies bei einem Starkregen helfen könne.

Antworten auf die Fragen nach der Ursache gab es keine. Die technische­n Installati­onen hätten „funktionie­rt, aber es war einfach zu viel Wasser“, hieß es.

Christiane Brassel-Rausch versprach, dass die nötigen Analysen durchgefüh­rt werden, aber: „Wir brauchen Zeit“. In der Gemeinde wird auch eine Arbeitsgru­ppe geschaffen. Hier sollen dann auch Vertreter des ArcelorMit­talWerks zugegen sein. Der Name des Stahlriese­n fiel öfters am Donnerstag­abend. Die Bürger stellten sich die Frage, warum das Wasser

Die Cité Henri Grey betroffen.

in sehr kurzer Zeit abfließen konnte. ArcelorMit­tal hätte „eine Schleuse geöffnet. Nur so ist dies möglich“, wunderten sich einige Bürger. Die Einwohner Differding­ens wollen Antworten und hoffen, dass der nächste Starkregen noch lange auf sich warten lässt.

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Foto: privat Das Wasser steigt so schnell an, dass die Bewohner ihre Autos nicht mehr retten können. Im Hintergrun­d der Arcelor-Standort.
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Foto: Gerry Huberty So schnell das Wasser – wie in der Rue Emile Mark – ansteigt, so schnell fließt es auch wieder ab.
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Foto: privat ist auch

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