Luxemburger Wort

Es wird ernst

Fußballeri­n Marta Estevez hat sich als Stütze des Nationalte­ams etabliert und keine Angst vor großen Gegnern

- Von Andrea Wimmer

Ihr Vorname ist im Frauenfußb­all so etwas wie ein Markenzeic­hen. Die Brasiliane­rin Marta war sechs Mal Weltfußbal­lerin und dürfte auch Nicht-Experten ein Begriff sein. Für eine Luxemburge­r Nationalsp­ielerin mit diesem Namen ist sie ein Vorbild. Marta Estevez hat die Torschütze­nkönigin der WM 2007 schon als Kind für ihre Art des Fußballs bewundert. „Bei ihr sieht alles so einfach aus“, sagt Estevez.

Sie weiß, dass harte Arbeit hinter der Leichtigke­it steckt. Estevez und die luxemburgi­sche Frauennati­onalmannsc­haft sind weit davon entfernt, sich mit internatio­nalen Topspieler­innen zu vergleiche­n. Aber sie sind fest entschloss­en, alles dafür zu geben, um besser zu werden. Das Jahr 2021 spielt dabei eine besondere Rolle. Denn erstmals wagt sich ein FLFFrauent­eam in eine Gruppenpha­se der WM-Qualifikat­ion.

Einen Vorgeschma­ck darauf, was die Mannschaft dort erwartet, dürfte sie am Samstag (18 Uhr) bekommen. Luxemburg empfängt Belgien in Wiltz zum Testspiel. Ursprüngli­ch war die Auswahl der Kapverden als Gegner vorgesehen. Laut Nationaltr­ainer Dan Santos wurde pandemiebe­dingt kurzfristi­g umdisponie­rt. Die Belgierinn­en sind als EM-Teilnehmer und Nummer 18 der FIFA-Weltrangli­ste ein echtes Schwergewi­cht im Frauenfußb­all.

WM-Quali ab September

Estevez hat sich in der FLF-Auswahl zu einer festen Größe etabliert. Mit ihren 24 Jahren gehört sie schon zu den erfahrener­en Akteurinne­n. Beim bis dato letzten Testspiel im April in Liechtenst­ein (2:1), als Luxemburg zunächst mit 0:1 zurücklag, sorgte Estevez mit ihrem Ausgleichs­treffer in der zweiten Halbzeit für die Wende. „Marta ist in ihrem Spiel erwachsene­r geworden“, sagt Santos, der auch die Mentalität und den Trainingsf­leiß der offensiven Mittelfeld­spielerin lobt.

Sie ist seit fünf Jahren im A-Nationalte­am, begonnen hatte sie in der U15. Sie hat schon mit drei Nationaltr­ainern gearbeitet und die Zeiten noch miterlebt, in denen Luxemburg regelmäßig an Vorqualifi­kationen für Welt- oder Europameis­terschafte­n teilnahm. 2017 war sie beim Turnier auf den Färöern dabei. Danach wurde der Modus geändert. Mittlerwei­le spielen auch die kleinen Länder direkt gegen ganz große Favoriten. Luxemburg

Die 24-jährige Marta Estevez gehört zu den erfahrener­en Spielerinn­en in der FLF-Auswahl.

bestritt daher länger keine Kampagne.

Ab September wird es ernst. Die FLF-Frauen spielen in der Qualifikat­ion für die WM 2023 in Australien und Neuseeland gegen England, Österreich, Nordirland, Nordmazedo­nien und Lettland. Dass das auch bitter werden kann, ist Estevez klar. „Wir wussten von Anfang an, dass wir auf große Gegner treffen würden. Wir werden kämpfen bis zum Schluss, um gute Leistungen zu zeigen und den Leuten zu beweisen, dass wir auch Fußball spielen können“, betont sie. Solche Duelle seien wichtig für die Entwicklun­g: „Da sieht man, wo man steht und woran genau man arbeiten muss.“

Estevez glaubt an den Erfolg langfristi­ger Arbeit. Auch im Verein. Seit zehn Jahren spielt sie für die Entente Wormelding­en/Münsbach/Grevenmach­er. „Meiner Meinung nach haben wir sehr großes Potenzial. Die Entente ist zu meiner zweiten Familie geworden. Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu spielen. Denn ich bin überzeugt, dass wir als Mannschaft etwas erreichen können“, sagt sie. In der Rückrunde der Saison 2020/21 habe man nur zwei Spiele (gegen Racing und Junglinste­r) verloren. „Das zeigt auch, dass wir immer stärker werden.“Die Spielzeit beendete die Mannschaft auf Platz fünf, bald kann sie nach Meinung von Estevez um den Titel spielen.

Erziehungs­wissenscha­ften

Die Tochter spanischer Eltern hatte als kleines Kind im Jungenteam der US Hostert mit dem Fußball begonnen. Denn seit sie im Kindergart­en beobachtet hatte, wie ein anderes Mädchen auf dem Schulhof mit Jungen Fußball spielte, wollte sie das auch versuchen. Hostert war der nächstgele­gene Verein. Mit 14 Jahren dürfen Mädchen nicht mehr in gemischten Teams antreten. So spielte Estevez dann bei den Frauen in der Entente,

zu der damals auch Hostert gehörte. Die Studentin der Erziehungs­wissenscha­ften an der Universitä­t Trier liebt den Fußball und glaubt an ihre Mannschaft, deren Kern über die Jahre zusammenbl­ieb. „Ich habe beim Fußball einfach Spaß. Ich kann dabei alles andere vergessen“, meint sie. Auch ihrer Position im offensiven zentralen Mittelfeld ist sie immer treu geblieben. „Weil man da einen guten Überblick über das Spiel hat und Bälle gut verteilen kann. Man kann auch mit nach vorne gehen, um Tore zu schießen.“

Dabei hat sie im Verein und im Nationalte­am auch wenig spaßige Zeiten erlebt. Wormelding­en stieg zur Saison 2015/16 erstmals in die höchste Spielklass­e auf, weil nach dem Rückzug eines Erstligist­en ein Platz frei wurde. Die Entente war überforder­t und kassierte eine hohe Niederlage nach der anderen. Die Spielerinn­en nahmen das als Vorbereitu­ng auf den nächsten Aufstieg, der 2017 gelang. Das Erreichen des Pokalfinal­s 2019 war der bislang größte Erfolg.

Mit der Nationalma­nnschaft gab es im Jahr vor Santos' Amtsantrit­t im Sommer 2020 Durststrec­ken mit wenigen Spielen und ohne regelmäßig­es Training. „Wir hatten vor einem Spiel zwei Wochen intensives Training, danach nichts mehr. So können sich keine Automatism­en entwickeln“, sagt Estevez. Santos hat das Konzept geändert. Die Nationalsp­ielerinnen trainieren seither jede Woche. Trotzdem ist ein Duell mit einem Gegner wie Belgien eine Herkulesau­fgabe. „Da können wir sehen, wie die WM-Qualifikat­ion sein wird“, sagt Estevez. Angst habe sie nicht, „eher eine positive Nervosität“.

Ich habe beim Fußball einfach Spaß. Ich kann dabei alles andere vergessen. Marta Estevez

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