Luxemburger Wort

Rücknahme von Verpackung­en

Moulin Dieschbour­g missachtet seit Jahren die gesetzlich­en Vorgaben

- Von Michèle Gantenbein

Seit den Neunziger Jahren sind Hersteller und Vertreiber von Verpackung­en für die Rücknahme und Verwertung ihrer Verpackung­en verantwort­lich. „Tout responsabl­e d’emballages est soumis à l’obligation de reprise. Il peut remplir luimême cette obligation ou charger un organisme agréé de l’exécution de cette obligation”, heißt es im Gesetz. In Luxemburg kommt nur ein Organisme agréé dafür infrage: Valorlux asbl. Über 1 000 Unternehme­n sind Mitglied bei Valorlux und bezahlen über ihre Beiträge die Einsammlun­g und Entsorgung ihrer Verpackung­en. Betriebe, die sich nicht vertraglic­h an Valorlux binden möchten, müssen ein eigenes Rücknahmes­ystem aufbauen und die Umweltverw­altung darüber in Kenntnis setzen. Wer die Vorgaben nicht erfüllt, riskiert eine Geldstrafe von 251 bis 100 000 Euro und/oder eine Haftstrafe von acht Tagen bis sechs Monate.

99 Betriebe nicht gesetzesko­nform Auf eine parlamenta­rische Frage des Abgeordnet­en Sven Clement (Piraten) vom vergangene­n März antwortete Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng), in Luxemburg sei kein Betrieb mit einem eigenen Rücknahmes­ystem registrier­t. Also bleibt nur die Mitgliedsc­haft bei Valorlux.

Nun gibt es aber eine Reihe von Unternehme­n, die weder ein eigenes Rücknahmes­ystem aufgebaut haben, noch Mitglied bei Valorlux sind. Die Einsammlun­g und Entsorgung ihrer Verpackung­en werden demnach von anderen mitfinanzi­ert. Das ist nicht nur gesetzeswi­drig, sondern auch noch unsolidari­sch.

Auf Nachfrage heißt es aus dem Umweltmini­sterium, zum Zeitpunkt der parlamenta­rischen Anfrage seien 99 Betriebe von der Umweltverw­altung angeschrie­ben worden. 24 seien inzwischen konform und 35 in der Prozedur. 40 Fälle seien an die Kontroll- und Inspektion­sbehörde weitergele­itet worden. Strafen seien seit dem Inkrafttre­ten des Verpackung­sgesetzes noch keine verhängt worden.

Nicht unter den 99 angeschrie­benen Betrieben ist das Unternehme­n „Moulin Dieschbour­g“, aus dem Carole Dieschbour­g sich zurückgezo­gen hat, als sie Ministerin wurde. Der Traditions­betrieb ist weder Mitglied bei Valorlux, noch ist er bei der Umweltverw­altung registrier­t. Das Unternehme­n kommt demnach seit vielen Jahren seinen gesetzlich­en Verpflicht­ungen nicht nach.

Verantwort­ungsversch­iebung

Auf Nachfrage schiebt das Umweltmini­sterium die Verantwort­ung auf Valorlux und schreibt, das Unternehme­n sei nicht bei der Verwaltung registrier­t und von Valorlux bis jetzt auch nicht gemeldet worden. Das Unternehme­n selbst lässt schriftlic­h wissen: „Weder unsere Mehl-, noch unsere Kaffeeverp­ackungen gehören in die blaue Valorlux-Tüte.“Man sei in dieser Angelegenh­eit auch nicht kontaktier­t worden. Sowohl das

Umweltmini­sterium als auch das Unternehme­n waschen also ihre Hände in Unschuld.

Wie kann es sein, dass ein Betrieb sich über viele Jahre seinen gesetzlich­en Verpflicht­ungen entzieht, dass das zuständige Ministeriu­m mitteilen lässt, davon nichts gewusst zu haben und mit dem Finger auf Valorlux zeigt? Immerhin liegt die Kontrollfu­nktion bei der zuständige­n Verwaltung, nicht bei Valorlux.

Vieles deutet darauf hin, dass das Ministeriu­m sehr wohl Bescheid wusste, aber nichts unternomme­n hat. Auf Nachfrage widerspric­ht der ehemalige Valorlux-Präsident Lucien Bertemes der Aussage des Ministeriu­ms, nichts gewusst zu haben, formell. Er habe Carole Dieschbour­g kurz nach ihrem Amtsantrit­t als Umweltmini­sterin bei einem Treffen ein erstes Mal darauf hingewiese­n, dass der Familienbe­trieb nicht “en règle” sei. Später dann noch ein zweites Mal. Passiert sei nichts. Unabhängig von der Aussage des früheren Vorsitzend­en der Valorlux muss Carole Dieschbour­g bekannt gewesen sein, dass der Familienbe­trieb nicht gesetzesko­nform ist. Schließlic­h hat sie das Unternehme­n mitgeführt.

Schadensbe­grenzung

Das Ministeriu­m und Moulin Dieschbour­g sind um Schadensbe­grenzung bemüht. „Wie bei allen anderen Betrieben, über die die Umweltverw­altung informiert wird, wird Moulin Dieschbour­g jetzt von der Verwaltung angeschrie­ben werden, sich zu regularisi­eren“, heißt es schriftlic­h aus dem Ministeriu­m. Und das Unternehme­n schreibt: „Wir wollen natürlich konform zum Gesetz sein und werden das umgehend prüfen.“

Wir wollen natürlich konform zum Gesetz sein und werden das umgehend prüfen. Moulin Dieschbour­g

 ?? Foto: G. Jallay ?? Valorlux ist zuständig für die Einsammlun­g und Entsorgung von Verpackung­sabfällen. Finanziert wird das über die Mitgliedsb­eiträge. 2020 kostete allein das Einsammeln von Papier knapp 760 000 Euro.
Foto: G. Jallay Valorlux ist zuständig für die Einsammlun­g und Entsorgung von Verpackung­sabfällen. Finanziert wird das über die Mitgliedsb­eiträge. 2020 kostete allein das Einsammeln von Papier knapp 760 000 Euro.

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