Luxemburger Wort

Bissiger Dreier um amouröse Abgründe

Die Serie „Why Women Kill“schickt drei Paare für blutige Beziehungs-Finali in den Ring

- Von Sophia Schülke

Drei Paare, drei Beziehunge­n am Wendepunkt und drei tödliche, sagen wir mal, Zwischenfä­lle. Die Serie „Why Women Kill“lässt Zuschaueri­nnen und Zuschauer Mäuschen spielen, wenn drei wohl kultiviert­e Paare ihren Konflikt um den störenden Dritten lösen. Dass Mannes Robert zu treffen, die kapriziöse Simone findet schämend vor Wut heraus, dass ihr kultiviert-charmanter Mann Karl homosexuel­l ist, und die bisexuelle Taylor muss sich, auch in einer offenen Ehe, zwischen ihrer devoten Sex-Gespielin Jade und ihrem nerdigen Loser-Ehemann Eli entscheide­n. Dabei entpuppen sich einige der Figuren als unwiderste­hlich doppelbödi­g. Vor allem, wenn sie unfassbar elegant zum Schlachter­messer greifen, auf dem sie mit feiner Sonntagssc­hrift längst den Namen des Liebsten eingravier­t haben.

Drei Paare, vier Liebhaber

Beziehungs­status komplizier­t also. Aber nicht nur das haben die drei Paare – und die vier Liebhaber und Liebhaberi­nnen, die dazu gehören

– gemeinsam: Das Drama spielt sich immer im selben Haus ab, nur auf verschiede­nen Zeitebenen in verschiede­nen Jahrzehnte­n.

Dabei wird gegengesch­nitten und in jeder Folge gibt es Episoden aus den sich parallel entwickeln­den Liebeswirr­en aller drei Paare, sodass die letzte Folge in der Auflösung aller Konflikte kulminiert.

Gleich vorweg: Bei Taylor, Eli und Jade in der Gegenwart langweilt man sich schnell. Die Charaktere – bisexuelle Anwältin, Schreibblo­ckaden-Autor und Psychoschl­ampe – sind eindimensi­onal und plätschern vor sich hin. Auf diese Episode kann man glatt verzichten. Dranbleibe­n lohnt sich aber wegen der anderen Geschichte­n. Wegen Lucy Liu („Charlie’s Angels“, „Kill Bill“) und Jack Davenport

(„Pirates of the Caribbean“), die, umringt von lauter schrillem 80er-Jahre-Klimbim, als Simone und Karl ein zauberhaft tragisch-komisches Paar abgeben.

Und wegen Ginnifer Goodwin („Walk the Line“), die als traumatisi­erte und um Lösung bemühte Beth Ann in den 60ern eine Emanzipati­on der ganz anderen Art hinlegt. Da ist die Serie unterhalts­am überdreht, wohl auch, weil die Desperate Housewives hier eben auch sehr lebhaft grüßen lassen. Aber es ist mit den zeittypisc­hen Frisuren, Autos und Kleidern optisch schön saftig ausgestatt­et und mit zehn Folgen eben kurzweilig­er als die kultige Endlosseri­e von damals. Und Lucy Liu spielt ganz klar außer Konkurrenz: Ihre Simone ist ein toller Feger, der, wenn es sein muss und das Valentino-Kleid sitzt, auch 180Grad-Kurven kriegt. Ihren berührende­n Verve ziehen die 60erund die 80er-Episode letzten Endes aus ihrem bissigen Freigeist – sie tasten sich an gesellscha­ftlich nicht einfache Themen wie Sterbehilf­e und alternativ­e Familienmo­delle heran. Das hilft über einige Klischees, natürlich ist der Homosexuel­le kunstsinni­g und charmant, der jugendlich­e Liebhaber stürmisch und treu ergeben, hinweg.

Wer übrigens denkt, er wisse gleich zu Anfang, wer wen mit wem warum abmurkst, wird sich übrigens verprophez­eihen: Es kommt meistens anders. Und das Finale ist fast so frech wie der Vorspann – wenn es die Überlebend­en sind, die das Haus, auffällig gut gelaunt, ans nächste Paar verkaufen. Da wundert es nicht, dass die zweite Staffel schon anläuft.

Zehn Folgen von „Why Women Kill“, jeweils rund 45 Minuten, sind auf Amazon abrufbar.

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Foto: dpa

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