„Alles ist möglich“
Tennisstar Novak Djokovic und der Traum vom Golden Slam
Novak Djokovic saß hinter der mächtigen Coupe des Mousquetaires und begann schon wieder zu träumen. Der 34 Jahre alte Tennis-Dominator aus Serbien hatte gerade erst bei den French Open Geschichte geschrieben, da fasste er tatsächlich den größten aller Coups ins Auge: den Golden Slam, den bisher einzig Steffi Graf (D) schaffte.
„Ich habe einige Dinge erreicht, von denen viele Leute dachten, dass sie für mich nicht möglich wären“, sagte der Ausnahmeathlet aus Belgrad nach seinem Fünfsatzsieg gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas: „Alles ist möglich, und ich habe mich in eine gute Position gebracht, um den Golden Slam zu gewinnen.“
Das sportliche Wunder, in einem Jahr alle vier Grand-SlamTurniere in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York zu gewinnen und dann auch noch die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen abzuräumen, hat es in der Geschichte erst ein Mal gegeben.
Graf schaffte es
Die damals 19 Jahre alte Graf schaffte 1988 erst den Grand Slam mit dem Sieg bei allen vier Majors und setzte dann in Seoul den goldenen Schlusspunkt mit einem 6:3, 6:3 gegen die Argentinierin Gabriela Sabatini. Eine einmalige Sache – da waren sich viele Experten einig.
Doch Djokovic definiert sich darüber, Grenzen zu verschieben, und sein Siegeshunger ist noch nicht einmal ansatzweise gestillt. Er hat neun Mal die Australian Open gewonnen, drei US-Open-Titel und jetzt zwei Trophäen von den French Open. Seine nächste Mission ist es, ab dem 28. Juni
Wimbledonsieg Nummer einzufahren.
2018 und 2019 war er auf dem heiligen Rasen nicht zu stoppen, im vergangenen Jahr fiel das Turnier der Pandemie zum Opfer. Er ist klarer Favorit. Djokovic hat bei
Der Serbe dominiert die Tennistour. sechs dem Rasenklassiker erstmals die Chance, nach Grand-Slam-Titeln mit den bisherigen Rekordhaltern Roger Federer (CH) und Rafael Nadal (E/beide 20 Titel) gleichzuziehen. Selbst das wird den unersättlichen Titeljäger nicht zähmen, er will vorne liegen, vor seinen langjährigen Rivalen, am liebsten in allen Statistiken.
Beim 6:7 (6:8), 2:6, 6:3, 6:2, 6:4 gegen Tsitsipas im Finale von Roland Garros bewies Djokovic einmal mehr seine Ausnahmestellung. Nach den ersten beiden Sätzen wirkte er ermattet, quasi geschlagen – und kam nach einer kurzen Pause wie verwandelt zurück. „Körperlich, in der Antizipation, in seiner Bewegung auf dem Platz – alles fühlte sich viel frischer und viel besser an als vorher“, sagte Tsitsipas nach dem Match.
Es wirkt bisweilen so, als habe Djokovic auf dem Tennisplatz sieben Leben. Dennoch ist es selbst für ihn zu einem möglichen Golden Slam noch ein weiter Weg. Das sieht auch Djokovic so. „Ich war 2016 auch in dieser Position. Es endete mit einer Drittrundenniederlage in Wimbledon“, sagte er.
Zudem ist durch die Verschiebung der French Open die Pause zwischen den beiden Höhepunkten in diesem Jahr enorm kurz. Doch Djokovic wäre nicht Djokovic, würde er nicht dennoch das Maximum ins Auge fassen. „Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass ich den Titel in Wimbledon anpeile“, sagte er: „Natürlich tue ich das.“sid