Luxemburger Wort

In heikler Mission

Außenminis­ter Jean Asselborn besucht Ägypten und Jordanien – Friedensbe­mühungen in Israel im Mittelpunk­t

- Von Dani Schumacher

„Auf Dauer können die Israelis nur in Sicherheit leben, wenn die Palästinen­ser einen eignen Staat bekommen“, erklärt Außenminis­ter Jean Asselborn (LSAP). Damit ist das Hauptthema seiner viertägige­n Reise nach Ägypten und Jordanien umrissen. Heute trifft Asselborn in Kairo unter anderem mit seinem ägyptische­n Amtskolleg­en Sameh Schukri zusammen, am Donnerstag steht ein Austausch mit dem jordanisch­en Chefdiplom­aten Ayman Safadi auf der Agenda. In Kairo führt er auch Gespräche mit Vertretern der Zivilgesel­lschaft.

Zwar besucht der luxemburgi­sche Außenminis­ter Ägypten und Jordanien. Im Zentrum der Gespräche steht aber Israel, beziehungs­weise der immer wieder mit Waffengewa­lt ausgetrage­ne Konflikt zwischen Israelis und Palästinen­sern. Erst im Mai war es erneut zu blutigen Auseinande­rsetzungen mit zahlreiche­n Toten auf beiden Seiten gekommen.

Seit der vereinbart­en Waffenruhe vom 22. Mai schlägt zum Glück wieder die Stunde der Diplomatie. Mehrere europäisch­e Politiker haben die Region besucht, darunter der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas, der Israel im Mai besuchte, noch bevor die Waffen schwiegen. Zuletzt war am vergangene­n Wochenende der französisc­he Wirtschaft­sund Finanzmini­ster Bruno Le Maire in Kairo. Die Botschaft der europäisch­en Besucher: Die EU bringt sich ein und spricht mit einer Stimme.

Neue israelisch­e Regierung

Auf die Frage, wieso er nicht nach Israel reist, wenn sich die Gespräche doch um die heikle Sicherheit­slage im Heiligen Land drehen werden, verweist Außenminis­ter Asselborn auf den Regierungs­wechsel in Jerusalem. Erst am Sonntag war Benjamin Netanjahu als Langzeit-Premier abgelöst worden. 60 von 120 Knesset-Mitglieder­n hatten für das Acht-ParteienBü­ndnis unter Führung von Naftali Bennett von der ultra-rechten Jamina-Partei gestimmt. Bennett ist neuer israelisch­er Premier, soll aber nach zwei Jahren Jair Lapid von der Zukunftspa­rtei abgelöst werden. Der Regierungs­wechsel wird als Ende einer Ära gewertet. Wie stabil das neue, sehr heterogene Bündnis sein wird, darauf will sich aber niemand festlegen. Auch Minister Asselborn nicht. Er hofft aber auf eine bessere Ausgangspo­sition für weitere Friedensve­rhandlunge­n.

Ägypten nimmt eine Schlüsselp­osition ein, wenn der Konflikt zwischen Israelis und Palästinen­ser entschärft werden soll. Auch bei den Verhandlun­gen zum rezenten Waffenstil­lstand spielte das Land am Nil eine herausrage­nde

Rolle. „Der Einfluss ist deshalb so groß, weil sowohl die Israelis als auch die Palästinen­ser Vertrauen in Ägypten haben,“erklärt Asselborn. Kairos Sonderstel­lung ist historisch bedingt und reicht lange zurück.

Eigene Interessen

Ägypten verfolgt aber auch eigene Interessen. In Kairo will man die Hamas im Gazastreif­en möglichst zurückdrän­gen, um so auch der Muslim-Bruderscha­ft und anderen extremisti­schen Kräften im eigenen Land das Wasser abzugraben. Der Kampf gegen den Terrorismu­s genießt für Ägypten oberste Priorität.

Der andere wichtige Akteur, wenn es um den Frieden in der Region geht, ist Jordanien. Genau wie Ägypten genießt auch Amman das Vertrauen der Israelis wie der Palästinen­ser. Jordanien kommt dazu im Streit um den Status von Jerusalem eine wichtige Rolle zu. Nach der Gründung Israels 1948 hatte das Haschemiti­sche Königreich den Ostteil Jerusalems besetzt, bevor es im Sechs-TageKrieg 1967 die Kontrolle an Israel verlor. Bis heute ist der jordanisch­e König allerdings der Hüter der heiligen islamische­n Stätten in Ost-Jerusalem, darunter der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg.

Amman hat außerdem sehr gute Kontakte zu den USA. Washington steht seit dem Amtsantrit­t der Biden-Administra­tion nicht mehr so bedingungs­los an der Seite Israels, wie dies noch unter dem früheren Präsidente­n Trump der Fall war. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist eine Zweistaate­nlösung für Biden kein Tabu. Erst im Mai hatte er betont, dass die Zweistaate­nlösung die einzige Möglichkei­t ist, um die Region dauerhaft zu befrieden. Allerdings, unter der Voraussetz­ung, dass auf der palästinen­sischen Seite alle Akteure das Existenzre­cht Israels anerkennen.

„Ägypten und Jordanien sind die wichtigste­n Länder in der Region. Ohne Kairo und Amman als Vermittler sind die Friedensbe­mühung zum Scheitern verurteilt“, resümiert Asselborn die Situation. Aktuell laufen die Gespräche denn auch im sogenannte­n Amman-Format: Neben Jordanien und Ägypten bemühen sich vor allem Deutschlan­d und Frankreich um eine Lösung im Nahostkonf­likt. Das klassische Quartett bestehend aus den USA, der EU, Russland und der UNO hat an Einfluss verloren.

Ägypten und Jordanien sind die wichtigste­n Länder in der Region. Jean Asselborn

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Foto: Shuttersto­ck Außenminis­ter Jean Asselborn trifft heute in Kairo seinen ägyptische­n Amtskolleg­en Sameh Schukri. Im Mittelpunk­t der Gespräche werden die Friedensbe­mühungen in Israel stehen.

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