Luxemburger Wort

Wohnungsba­upolitisch­e Plaudereie­n

Marktregul­ierende Maßnahmen bleiben außen vor

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Viele können sich des Eindruckes nicht erwehren, dass weder die Gambia-Riege, allen voran der grüne Wohnungsba­uminister Henri Kox, noch die Opposition, inklusive der Vertreter der Caritas, ein wahres Interesse an einer Eindämmung der Wohnungspr­eise haben. Warum sollte denn etwas Grundlegen­des an der Chose geändert werden, konnte doch letztendli­ch die seit Dekaden bestehende extrem hohe Eigentümer­quote von rund 30 Prozent aller Wohnungsnu­tzer in Luxemburg erfolgreic­h, trotz aller Preisexplo­sionen, gehalten werden. Die Wohnungswi­rtschaft bleibt weiterhin ein bedeutende­r Motor der Nationalök­onomie und der Otto-Normal-Luxemburge­r verdient bei jeder Preissteig­erung am Immobilien­markt

kräftig mit. Frei nach dem Motto „Es muss etwas geschehen, nur es darf nichts passieren“werden wohnungsba­upolitisch unwirksame Maßnahmen, aber aus der Sicht der Raumplanun­g mit Kollateral­schaden behaftete Konzepte, publikumsw­irksam ins Rampenlich­t gestellt. So werden in Zukunft, einst gut gemeinte, Baulandver­träge eine patchworka­rtige Raumentwic­klung definieren. Unbedarfte Sektoralpl­äne werden eine fachlich korrekte Landesplan­ung, die auf dem Ansatz der integrativ­en Betrachtun­gsweise beruhen sollte, verhindern. Auch werden entgangene Gewinne der Immobilien­wirtschaft durch die gesetzlich vorgeschri­ebene Bereitstel­lung des kostengüns­tigen Wohnungsba­ues preistreib­end auf die verbleiben­den Wohnungen übertragen, um nur diese Beispiele zu nennen.

Dabei gibt es wirksame Stellschra­uben, um erfolgreic­h am Immobilien­markt korrigiere­nd einzugreif­en. Mit auch nur mäßigen Kenntnisse­n über das Marktgesch­ehen müssten die politische­n Entscheidu­ngsträger endlich erkennen, dass die tatsächlic­hen Preistreib­er am Markt die Immobilien­händler sind. Fakt ist bekanntlic­h: Je höher der Verkaufspr­eis oder der Mietpreis der Immobilie, desto höher das risikofrei­e Einkommen des Maklers. Die Honorare der Immobilien­haie steigen proportion­al zum Preis.

Um der irrsinnige­n Preistreib­erei am Immobilien­markt einen Dämpfer zu verpassen, hatte die

Petition 1014 im Sommer 2018 vorgesehen, in Zukunft die Honorare der Immobilien­makler ähnlich zu gestalten wie diejenigen der Notare. In der Tat würde die Einführung eines Honorarsys­tems auf Basis eines proportion­al abnehmende­n Vergütungs­satzes die fatale Jagd quasi aller Immobilien­agenturen nach dem absolut höchsten Preis stark dämpfen.

Diese Petition blieb aber von der Bevölkerun­g unbeachtet und kein einziger Politiker griff die Idee durch einen Gesetzvors­chlag auf, in der Größenordn­ung eines Einzeilers, der bestehende­n Preistreib­erei einen echten Riegel vorzuschie­ben. Es wäre tatsächlic­h zu einfach gewesen.

Daniel Miltgen, Luxemburg-Kirchberg

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