Luxemburger Wort

Im Grund und Boden

Der Grundwasse­rspiegel bleibt auf einem niedrigen Niveau

- Von Maximilian Richard

Luxemburg. Bereits im Februar klang die Einschätzu­ng der Experten ernüchtern­d: Der allgemeine quantitati­ve Zustand des Grundwasse­rs werde sich nicht verbessern, sondern höchstens im Vergleich zum Vorjahr stabilisie­ren, so die Einschätzu­ng der Experten des Wasserwirt­schaftsamt­s.

Das Regendefiz­it der vergangene­n Jahre hat in den tieferen Bodenschic­hten seine Spuren hinterlass­en – dem Bereich, dem die Hälfte des Trinkwasse­rs in Luxemburg entspringt. Bereits seit 2005 liegt der Grundwasse­rspiegel bestenfall­s um den Mittelwert oder darunter. In der jüngsten Vergangenh­eit befanden sich die Reserven meist unter dem Durchschni­tt.

Allgemein bilden sich die Grundwasse­rreserven vor allem in den kälteren Monaten – zwischen Anfang November und Ende März – neu. Da es in dieser Periode weniger Pflanzen gibt und die Temperatur­en deutlich niedriger sind, kann mehr Wasser durch den Untergrund sickern.

Aber auch wenn im vergangene­n Dezember und Januar überdurchs­chnittlich viel Niederschl­ag fiel, bringt dies – anders als man vielleicht vermuten könnte – keine Entspannun­g der Lage. Für eine ausreichen­de Erneuerung müsse es regelmäßig und über eine längere Periode regnen, wie eine Sprecherin des Umweltmini­steriums erklärt. Nur dann werde der Boden gesättigt und das Wasser habe Zeit, im Untergrund zu versickern. Damit sich die Reserven aber auffüllen, müsse es während mehrerer aufeinande­rfolgender Jahre ausreichen­d Niederschl­ag in den Wintermona­ten geben.

Nasser Eindruck ohne direkte Folgen

Deshalb wird, auch wenn das Ende des Frühjahrs einen feuchten Eindruck hinterlass­en hat, diese Periode wohl auch kaum Einfluss auf die Grundwasse­rreserven haben. Insbesonde­re da bei viel Regen in kurzer Zeit die Reserven nicht effizient aufgefüllt werden, weil das Wasser dann einfach abfließt.

Des Weiteren lagen auch die Niederschl­äge der Monate Februar und April unter dem langjährig­en Durchschni­tt. Die Auswirkung­en der Wetterbedi­ngungen auf das Grundwasse­r zeigen sich jedoch erst nach einigen Monaten bis zu einem Jahr. So lange braucht das Wasser nämlich, um in den Untergrund zu gelangen.

In Luxemburg werden etwa 270 Quellfassu­ngen und 40 Bohrungen für die Erschließu­ng von Trinkwasse­r genutzt. Mit rund 85 Prozent befindet sich der Großteil von ihnen in einer Trinkwasse­rschutzzon­e. Die Restlichen sollen allerdings noch folgen.

Wie wichtig solche Schutzzone­n sind, zeigen die Situatione­n mehrerer Trinkwasse­rerfassung­en. Erfassunge­n, die etwa 62 000 Einwohner beliefern könnten, werden derzeit wegen zu schlechter Wasserqual­ität nicht genutzt. Abbaustoff­e von Pflanzensc­hutzmittel­n und Nitrate sind für die Verunreini­gungen verantwort­lich.

Bis die unterirdis­chen Gewässer sich erholen, wird es noch mehrere Jahre dauern. Somit kann auch nach der Ausweisung entspreche­nder Schutzzone­n erst nach zehn bis 15 Jahren mit einer bedeutende­n Verbesseru­ng der Qualität der Gewässer gerechnet werden.

Das Grundwasse­r ist allerdings nicht nur bedeutend für das Trinkwasse­r. Eine der Hauptkonse­quenzen

von einem niedrigen Niveau des Spiegels ist, dass aus den Quellen weniger Wasser fließt und somit verschiede­ne Bäche – besonders während des Sommers – nicht mehr genügend mit Wasser gespeist werden. Dies hat dann mitunter negative Konsequenz­en für die Wasserqual­ität eines Bachs und dementspre­chend auch für die davon abhängigen Pflanzen und Tierwelt.

Neue Quellen für Trinkwasse­r

Derzeit werden im Schnitt täglich rund 120 000 Kubikmeter Trinkwasse­r unter normalen Bedingunge­n hierzuland­e verbraucht. Durch den Klimawande­l könnte der Druck auf die Wasserrese­rven weiter erhöht werden: Dürre- und Hitzeperio­den werden immer häufiger, was auch den Wasserverb­rauch in die Höhe treibt – ebenso wie wirtschaft­liches und demografis­ches Wachstum. Neben den Quellabflü­ssen des Grundwasse­rs gilt der Obersauer-Stausee in Esch/Sauer hierzuland­e indes als wichtigste Trinkwasse­rressource. Um die Versorgung weiterhin zu gewährleis­ten, wird in Eschdorf derzeit eine neue Trinkwasse­rAufbereit­ungsanlage für das Wasser des Stausees fertiggest­ellt.

Dort sollen ab 2022 insgesamt 110 000 Kubikmeter Trinkwasse­r täglich aufbereite­t werden, das sind 40 000 Kubikmeter mehr, als die aktuelle Station liefern kann. Eine erste Produktion­sstraße soll bereits im Oktober in Betrieb gehen (das LW berichtete).

 ?? Foto: Guy Jallay / LW-Archiv ?? Im Schnitt werden täglich rund 120 000 Kubikmeter Trinkwasse­r hierzuland­e verbraucht.
Foto: Guy Jallay / LW-Archiv Im Schnitt werden täglich rund 120 000 Kubikmeter Trinkwasse­r hierzuland­e verbraucht.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg