Luxemburger Wort

Zwischen Groll und Trotz

Dänemarks Fußball-Nationaltr­ainer Kasper Hjulmand stellt Spielern den Einsatz frei

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Während Christian Eriksen lächelnd und mit erhobenem Daumen die Fußballwel­t weiter durchatmen ließ, bewies sein Trainer Kasper Hjulmand ganz viel Fingerspit­zengefühl und Empathie.

„Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob jeder Spieler mental bereit sein wird, das Spiel am Donnerstag zu spielen“, sagte der dänische Nationalco­ach. Aber es sei „in Ordnung, wenn es einige Spieler gibt, die emotional nicht bereit sind“.

Damit stellt Hjulmand seinen Spielern einen Einsatz gegen Belgien morgen (18 Uhr) frei und nimmt ihnen jeglichen Druck – genauso, wie er es sich von der Europäisch­en Fußball-Union (UEFA) gewünscht hätte.

Denn sein Groll über die Spielforts­etzung am Samstag gegen Finnland (0:1) ist noch längst nicht verflogen. „Ich hatte das Gefühl, dass die Spieler und wir, die uns nahe standen, in diesem Dilemma unter Druck gesetzt wurden“, polterte der 49-Jährige.

„Gute Führung steht nicht in irgendwelc­hen Büchern. Es hätte kein Fußball gespielt werden dürfen“, führte Hjulmand aus. Es gehe ihm mit seiner Kritik aber nicht darum, im Nachhinein „einen Ausgleich oder gar einen Punkt“zu bekommen. Er wolle damit vielmehr einen Lerneffekt herbeiführ­en und noch mal klarstelle­n, dass es „völlig falsch“ist zu glauben, „dass wir gekommen sind und gesagt haben, dass wir gerne weiterspie­len würden“.

Stärke unbekannt

Das Turnier wollen die Dänen nun aber schon weiterspie­len – und zwar für Eriksen. Seine Botschaft aus dem Krankenbet­t dürfte dem Team noch mal einen zusätzlich­en Schub verleihen. „Mir geht es gut – den Umständen entspreche­nd“, schrieb der 29 Jahre alte Mittelfeld­spieler bei Instagram und postete dazu ein Foto mit erhobenem Daumen.

Er werde nun seine Teamkolleg­en „bei den nächsten Spielen anfeuern. Spielt für ganz Dänemark“, schloss er seinen Beitrag

mit einem emotionale­n Appell.

Die große Frage ist nur: Wie gut ist die dänische Mannschaft ohne ihren Schlüssels­pieler? „Niemand kann Christian ersetzen. Das ist unmöglich“, sagte Hjulmand ohne zu zögern. Niemand im Team könne „so mit dem Ball umgehen“, ergänzte der Trainer: „Er fühlt den Rhythmus, er ist unser Puls. Er diktiert ein Spiel mit seinen Pässen, seinem Auge, seinen Entscheidu­ngen, seiner enormen Fähigkeit, den Raum zu finden.“

Dies könne das Team „nur zusammen“und mit „viel Kampf“auffangen. Und das wird schwierig genug: Belgien sei „eine der weltbesten Mannschaft­en“, so

Hjulmand. Und nach der Auftaktnie­derlage gegen Finnland ist der Druck groß.

„Es wird ein hartes Spiel, aber es ist noch nicht vorbei“, unterstric­h der Coach: „Wir sind immer noch Teil des Turniers und bereit, wieder zu zeigen, wer wir sind.“

Gute Führung steht nicht in irgendwelc­hen Büchern. Es hätte kein Fußball gespielt werden dürfen. Kasper Hjulmand

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Foto: AFP Dänemarks Coach Kasper Hjulmand (r.) hat Verständni­s dafür, wenn Spieler mental noch nicht bereit sind, um gegen Belgien anzutreten.

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