Luxemburger Wort

Rote Liste

Die LSAP-Minister sind in den Top Ten tonangeben­d

- Von Marc Schlammes

Gesundheit­s- und Verbrauche­rschutzmin­isterin Paulette Lenert, die Platz eins behauptet, Außenminis­ter Jean Asselborn, der nach einem kurzzeitig­en Durchhänge­r im Herbst 2020 zurück auf Rang zwei klettert, Landwirtsc­hafts- und Sozialmini­ster Romain Schneider sowie Chancengle­ichheits- und Innenminis­terin Taina Bofferding, die sich in den Top Fünf beziehungs­weise Top Zehn etablieren: Die LSAP darf im Frühsommer 2021 mit dem Abschneide­n ihrer Minister im Politmonit­or zufrieden sein. Keine andere Partei kann in der Breite eine derartige Popularitä­t ihrer Spitzenpol­itiker vorweisen – was mit Blick auf die Parlaments­wahlen und das kopflastig­e luxemburgi­sche Wahlsystem ein gutes Omen für die Sozialiste­n darstellt.

Ein LSAP-Minister schert aus

Zum guten Gesamterge­bnis der LSAP-Minister trägt auch Wirtschaft­sund Entwicklun­gshilfemin­ister Franz Fayot bei. Zwar schafft er es in seiner noch jungen Ministerka­rriere nicht unter die besten Zehn; er kann aber zum zweiten Mal in Folge an Prozentpun­kten zulegen, nach plus sieben im Herbst 2020 nun ein Plus von drei, und landet auf Rang 13. Direkt hinter Dan Kersch. Noch vor sechs Monaten behauptete der LSAPArbeit­sund Vizepremie­rminister Platz sieben – nun fällt er mit einem Minus von sechs Prozentpun­kten aus den Top Ten. Nur ein Regierungs­mitglied muss diesmal eine schlechter­e Bewertung durch die Wähler hinnehmen.

Elf Prozentpun­kte büßt Familienmi­nisterin Corinne Cahen (DP) ein, die mit ihrem Krisenmana­gement in den Alten- und Pflegeheim­en keine gute Figur abgab. Sie reiht sich mit einem anderen liberalen Regierungs­kollegen, Bildungsmi­nister Claude Meisch, der wie im Herbst verliert und Schlusslic­ht

aller 17 Minister ist, im hinteren Peloton des Politikerf­eldes ein.

Bis auf weiteres können die Liberalen auf die immense Popularitä­t ihres Premiermin­isters zählen. Hinter Paulette Lenert muss Xaver Bettel, der ein Minus von drei Prozentpun­kten verbucht, den Platz des Kronprinze­n diesmal jedoch wieder Jean Asselborn überlassen. Mit Finanzmini­ster Pierre Gramegna sowie Mittelstan­ds- und Tourismusm­inister Lex Delles ist die DP mit zwei weiteren Ministern in den Top Ten vertreten. Wie

Schneider, mit dem er sich Platz vier teilt, kommt Gramegna auf 60 Prozent. Doch während der LSAPMinist­er mit je 60 Prozent Kompetenz und Sympathie gewisserma­ßen den Status quo verkörpert, ist der Schatzmeis­ter von BlauRot-Grün jener Politiker, bei dem der Graben zwischen Sympathie – 50 Prozent – und Kompetenz – 70 Prozent – am größten ausfällt.

Marc Hansen, als Minister unter anderem zuständig für die Beziehunge­n zum Parlament, verteidigt sein Mittelfeld-Ranking und landet auf Platz 16, gemeinsam unter anderem mit eben Parlaments­präsident Fernand Etgen (DP).

Zwei Vize-Premiers, ein Schicksal Von Plätzen im Mittelfeld können zumindest drei der fünf GrünenMini­ster nur träumen. Zufrieden mit ihrem Abschneide­n kann lediglich Justiz- und Kulturmini­sterin Sam Tanson sein, die drei Prozentpun­kte zulegt und den Sprung in die Top Ten schafft. Aus diesen Top Ten muss sich Mobilitäts- und Armeeminis­ter François Bausch verabschie­den; er erleidet als Vize-Premier das gleiche Schicksal wie Dan Kersch.

Auf die anderen Minister von Déi Gréng stößt man schneller, wenn man die Tabelle von unten liest; Energie- und Landesplan­ungsminist­er Claude Turmes (28.) sowie Klima- und Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (25.) verlieren je einen Prozentpun­kt, Wohnungsba­u- und Polizeimin­ister Henri Kox (21.) verbucht ein Minus von zwei Prozentpun­kten. Für dieses Trio wie für François Bausch bleibt als Trost, dass die Verluste minimal ausfallen.

Für den grünen Achtungser­folg sorgt Meris Sehovic. Der Ko-Vorsitzend­e von Déi Gréng, der sich zuletzt regelmäßig zu Steuerfrag­en zu Wort meldete, steigert sich um sieben Prozentpun­kte. Damit landet er zwar auf dem vorletzten Platz; er rückt aber näher heran an Djuna Bernard, die als Ko-Vorsitzend­e gegenüber Sehovic über den vermeintli­chen Vorteil verfügt, als Abgeordnet­e eine weitere Plattform zur Profilieru­ng zu nutzen.

Eine perfekte Profilieru­ng

Wie man diese politische Profilieru­ng nahezu in Perfektion inszeniert, macht Sven Clement vor. Der Piraten-Deputierte, der in den Monaten der Corona-Krise als eloquenter Opposition­spolitiker mit inhaltlich­em Biss herangewac­hsen ist, legt um elf Prozent zu – das beste Ergebnis aller 35 Politiker – und entert, um im Piratenjar­gon zu bleiben, die Top Ten.

Dort muss er sich ganz knapp Claude Wiseler geschlagen geben, der die Pandemie als gesundheit­spolitisch­er Sprecher der Christlich-Sozialen zum politische­n Comeback nutzte, das im April mit dem CSV-Parteivors­itz gekrönt wurde. Mit einem Plus von fünf Prozentpun­kten bleibt Wiseler die Nummer eins unter den Opposition­spolitiker­n und unter allen Deputieren.

Vor allem kann er seine Parteikoll­egen auf sichere Distanz halten. Serge Wilmes als ewiger Hoffnungst­räger seiner Partei büßt auf Platz 14 drei Prozentpun­kte ein; noch heftiger trifft es Martine Hansen (15.), die als Fraktionsc­hefin fünf Prozentpun­kte verliert. Sie kann sich damit trösten, zumindest das beste Ergebnis der vier Fraktionsv­orsitzende­n einzufahre­n: Georges Engel (16., LSAP), ist ihr zwar dicht auf den Fersen, Gilles Baum (28., DP) und Josée Lorsché (31., Déi Gréng) kommen unter ferner liefen.

Während Paul Galles kein Kapital aus seinem Übergangsj­ob als Generalsek­retär der CSV schlägt, landet sein Nachfolger Christophe Hansen auf Anhieb auf Platz 21, wie auch der neue Ko-Fraktionsc­hef der Partei, Gilles Roth.

Der zweite Neuling, Myriam Cecchetti (Déi Lénk) muss sich mit Rang 35 begnügen. Ihr Vorgänger, Marc Baum, landete im Herbst 2020 auf Platz 24.

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