Luxemburger Wort

Der Brief taucht auf

Umweltmini­sterin räumt Fehler der Umweltverw­altung ein, macht aber vor allem Valorlux verantwort­lich

- Von Michèle Gantenbein

Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) nahm gestern erneut Stellung im Umweltauss­chuss und vor der Presse zur Causa „Moulin Dieschbour­g“beziehungs­weise zum generellen Umgang mit Betrieben, die ihren Verpflicht­ungen im Verpackung­sgesetz nicht nachkommen.

Am Mittwoch hatte Dieschbour­g noch versichert, nichts davon gewusst zu haben, dass Moulin Dieschbour­g seinen Verpflicht­ungen nicht nachkommt. Weder sie persönlich, noch die Umweltverw­altung seien darüber in Kenntnis gesetzt worden. Als Beweis hatte sie eine Liste vom Juni 2020 hervorgeho­lt, die Valorlux dem Umweltamt geschickt hatte und auf der Moulin Dieschbour­g nicht vermerkt war.

Die Opposition aber hatte von einem Brief erfahren, der im Januar 2021 an das Umweltamt gegangen war, mit einer Liste, auf der Moulin Dieschbour­g drauf stand. In einem Brief an den Parlaments­präsidente­n hatten die Opposition­svertreter die Herausgabe dieses Briefes gefordert.

Der ominöse Valorlux-Brief

Dieser Brief vom 25. Januar 2021 ist nun tatsächlic­h aufgetauch­t und auf der beiliegend­en Liste ist tatsächlic­h „Moulin Dieschbour­g“als nicht konform aufgeliste­t. Doch warum hat die Umweltverw­altung die aktuelle Liste nicht schon am Mittwoch herausgege­ben? Die Ministerin schiebt die Schuld auf Valorlux.

Valorlux habe die Liste zusammen mit Antworten auf Fragen der

Umweltverw­altung zum Jahresberi­cht 2019 geschickt. Die Liste sei unaufgefor­dert geschickt worden, als Annexe, und habe nichts mit dem Jahresberi­cht zu tun. Außerdem stehe auf Seite 11 des Begleitbri­efs,

es handle sich um die gleiche Liste, die Valorlux der Verwaltung schon einmal hat zukommen lassen. Es habe sich bei näherer Betrachtun­g dann aber herausgest­ellt, dass die Liste nicht identisch sei mit der vom Juni. Zehn Betriebe hätten nicht drauf gestanden und ein neuer sei dazugekomm­en: „Moulin Dieschbour­g“. Die Liste sei innerhalb der Verwaltung in einer anderen Abteilung gelandet als normalerwe­ise. Erst jetzt sei der Verwaltung aufgefalle­n, dass die Listen nicht identisch sind. „Das ist ein Fehler, der in der Verwaltung passiert ist“, sagte die Ministerin.

Getrübtes Vertrauens­verhältnis

Der größte Fehler der Verwaltung sei gewesen, darauf zu vertrauen, dass Valorlux die üblichen Mechanisme­n einhalten würde und die Listen in die gewohnte Abteilung schicken würde.

Sie machte gestern demnach Valorlux dafür verantwort­lich, dass die Liste in der Umweltverw­altung „verloren“gegangen beziehungs­weise nicht adäquat behandelt worden ist und meinte, dass das Vertrauens­verhältnis mit Valorlux angekratzt sei. Sie ließ den Valorlux-Präsidente­n für heute einbestell­en.

Der Direktor der Umweltverw­altung, Robert Schmit, beteuerte, keine Kenntnis davon gehabt zu haben, dass „Moulin Dieschbour­g“nicht gesetzesko­nform ist und er könne sich nicht erinnern, von einer Quelle auf den Fall hingewiese­n worden zu sein. Schmit sprach in Bezug auf den Umgang mit dem Brief von einem bedauerlic­hen Vorfall, für den er sich entschuldi­ge. Carole Dieschbour­g erklärte, sie werde prüfen lassen, warum das Dokument nicht richtig weitergele­itet wurde und dafür sorgen, dass solche Fehler in Zukunft nicht mehr passieren.

Moulin Dieschbour­g“ist seit über 20 Jahren nicht konform zum Verpackung­sgesetz. Doch weder die Ministerin, noch Robert Schmit, der seit über 20 Jahren Direktor der Umweltverw­altung ist, wollen davon etwas gewusst haben. Von einem mündigen und geimpften Bürger kann man nicht ernsthaft erwarten, das zu glauben. Dieschbour­g und Schmit können sich nicht erinnern, auf den Betrieb aufmerksam gemacht worden zu sein, obwohl gegenteili­ge Behauptung­en im Raum stehen. Alles klar. Auf Druck der Opposition, die die Herausgabe des Valorlux-Briefes gefordert hatte, musste die Umweltverw­altung nun zugeben, ihre Arbeit nicht korrekt gemacht zu haben. Doch statt dafür die volle Verantwort­ung zu übernehmen, schiebt die Ministerin die Schuld auf Valorlux – das ist das genaue Gegenteil von „politische Verantwort­ung übernehmen“. Valorlux ist gesetzlich gar nicht verpflicht­et, dem Umweltamt Listen mit nichtkonfo­rmen Betrieben zukommen zu lassen – auch wenn das bis jetzt gängige Praxis war. Die Kontrollpf­licht liegt ganz allein bei der Umweltverw­altung. Nun wird der Valorlux-Präsident einbestell­t, ins Verhör genommen und zurechtges­tutzt. Das ganze Land soll die Macht der Umweltverw­altung zu spüren bekommen. Und das nur, um den eigenen Kopf zu retten.

 ?? Foto: Alain Piron ?? Ministerin Carole Dieschbour­g schiebt in der Causa „Moulin Dieschbour­g“jede politische Verantwort­ung von sich.
Foto: Alain Piron Ministerin Carole Dieschbour­g schiebt in der Causa „Moulin Dieschbour­g“jede politische Verantwort­ung von sich.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg