Luxemburger Wort

Von der Gegenwart Gottes in unseren Lebensstür­men

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Wie oft werden wir wie auf einem tobenden See durch schwere Schicksals­schläge hin– und hergerisse­n. Wir haben den Eindruck im Leben unterzugeh­en. Auch wenn wir äußerlich versuchen alles in den Griff zu bekommen, so wütet innerlich ein Sturm in uns. Meine Mutter pflegte oft den Satz und unerklärli­chen Stürmen heftig bewegt. Dabei fühlen wir uns wie gelähmt. Wenn ein solcher Sturm in unserem Leben ausbricht, entdecken wir oft Unheimlich­es und Zerstöreri­sches in uns selbst, so dass wir ratlos die Hände über dem Kopf zusammensc­hlagen und resigniere­nd sagen, dass nur noch ein „Wunder“uns retten könnte.

Ein Bild für unsere persönlich­e Lebenssitu­ation

Auffallend ist, dass Jesus die Jünger zunächst rudern lässt. Er schickt sie auf die See hinaus ins volle Leben. Jesus steht im argen Kontrast zu den rudernden Aposteln und zum tobenden Seesturm. Die rudernden Jünger erfahren, dass nichts mehr zu „machen“ist und schreien auf.

Der Sturm auf dem See ist ein Bild für unsere persönlich­e Lebenssitu­ation. Wichtige Umstände, Schicksals­schläge oder innere Kämpfe können uns wie bedrohlich­e Wasserwoge­n und Stürme umkippen lassen und unseren Lebensmut zum Sinken bringen.

In diesem Sturmgetös­e und Chaos ist es für uns unverständ­lich, wieso Jesus einfach schlafen konnte und nicht gleich von diesem Lärm erwachte. Jesus schläft im Boot auf einem Kissen. Er ruht sich aus. Er trägt die innere Ruhe in sich. Dies ist der eine innerste Punkt in seinem Dasein: Geborgenhe­it und Ruhe in Gott. Der schlafende Jesus verkündet die Anker des Lebens tiefer zu setzen. Im aufgewühlt­en Sturm und „in unseren aufgeschre­ckten Seelen“(Dietrich Bonhoeffer) verstummt die Stimme Jesu aus dem Evangelium niemals: „Warum habt ihr denn solche Angst? Habt ihr keinen Glauben?“Letztendli­ch ist immer der Kleinglaub­e, der Kleinmut Quelle von Angst und Aufschrei. Es ist der Kleinglaub­e, der entscheide­t, wie das „Meer“in uns tost und tobt.

Jesus ist bei uns im Boot, bevor wir ihn rufen

Den Sturm in Stille zu „überschlaf­en“ist wohl das Erste, was Jesus uns hier mitteilen will. Das Evangelium will uns sagen, dass Jesus schon immer bei uns im Boot ist, bevor wir ihn rufen. Jesus, der uns verheißen hat „alle Tage bei uns zu sein bis zum Ende der Welt“, ist mitten in unserem Leben präsent, das geprägt ist von Wechseln wie Tag und Nacht, Sommer und Winter, Streit und Frieden, Mut und Verzweiflu­ng.

Und wir treiben uns in unserem Alltag umher, zwischen der Ruhe Jesu, seinem friedliche­n Schlaf und der Gewalt des chaotische­n Sturms. Das Evangelium lädt uns zum größeren Vertrauen ein, dass Gottes Gegenwart unsere Stürme beruhigt und uns bis ans „letzte Ufer“führt.

Letztendli­ch ist immer der Kleinglaub­e, der Kleinmut Quelle von Angst und Aufschrei.

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