Luxemburger Wort

Keimqwertz

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Es gibt wohl nur wenige derart schmutzige Dinge, die man täglich viele Stunden lang anfasst, ohne sich groß den Kopf zu zerbrechen. Von morgens bis abends gleiten meine Finger über sie. Zumeist sind es nur die Zeigefinge­r, doch auch der Daumen und, wie ich beim Verfassen dieser Zeilen etwas erstaunt festgestel­lt habe, auch der kleine Finger. Ich spreche von meiner Computerta­statur. Ein schlichtes Exemplar in Schwarz, Qwertz, mit vielen kleinen Rillen zwischen den einzelnen Tasten, mehrere Millimeter breit, und somit jeder Menge Schlupflöc­her für Krümel, Keime und Co. Was ich nicht schon alles für Schauermär­chen über diesen Alltagsgeg­enstand

Was ich nicht alles schon für Schauermär­chen über Tastaturen gelesen habe.

gelesen habe. Etwa, dass sich darauf rund 400 Mal so viele Keime wie auf einem Toilettend­eckel befänden, wie Wissenscha­ftler der University of Arizona herausgefu­nden haben wollen. Igitt! Eines dieser Dinge, die ich eigentlich gar nicht so genau wissen möchte. Manchmal nehme ich all meinen Mut zusammen, drehe das gute Stück einmal um und schüttele kräftig. Was da nicht alles zum Vorschein kommt! Ja, regelmäßig­es Reinigen ist da unerlässli­ch, gerade in CoronaZeit­en. Anderersei­ts: Ganz vermeiden lässt sich die Sauerei wohl nicht. So ist das eben mit Gebrauchsg­egenstände­n, sie sind halt ständig im Einsatz und gerade eine Tastatur lebt nun mal davon, ständig angefasst zu werden; würde sie das nicht, hätte sie ja gar keine Daseinsber­echtigung. Und: Ich kann es eben auch nicht lassen. Vorhin erst, als ich ein kleines Schokoküch­lein verdrückte und gleichzeit­ig eine Mail beantworte­te. Statt in meinem Mund landete der letzte Krümel zwischen den Rillen. War gar nicht so einfach, ihn da wieder rauszubeko­mmen. Geduldig (oder gierig?) fummelte ich zwischen „N“und „M“, bis ich ihn endlich zwischen die Finger bekam. Und meine Mail war damit auch beantworte­t: „mmmmmmmmm“, stand plötzlich im Eingabefel­d. Na das nenne ich doch mal treffend formuliert. Diane

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