Luxemburger Wort

„Es war wie im Action-Film“

Im Prozess um die tödliche Amokfahrt in Wiltz weist der Angeklagte die Vorwürfe von sich

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Diekirch. Als am Nachmittag des 2. Januar 2019 auf dem Bürgerstei­g in der Rue Grande-Duchesse Charlotte in Wiltz ein Fahrzeug auf sie zugefahren kommt, bleibt einer Gruppe von Fußgängern keine Chance, zu reagieren. Denn Sekunden später rast der Fahrer bereits in die Menschengr­uppe, erfasst zunächst jenen Kinderwage­n, in dem sich sein eigener Sohn befindet, dessen Mutter sowie eine Bekannte und deren Kleinkind, dann den neuen Partner der Kindesmutt­er.

Der zweijährig­e Sohn wird trotz Reanimatio­nsmaßnahme­n zwei Stunden nach dem Vorfall für tot erklärt, der Mann wird lebensgefä­hrlich verletzt, die Frauen schwer. Lediglich das zweite Kind kommt mit einer Prellung davon.

Mit Vollgas auf den Bürgerstei­g

Vor der Kriminalka­mmer in Diekirch, wo sich der 49-jährige Yves K. derzeit wegen Mordes und versuchten Mordes verantwort­en muss, erklärten die beiden Frauen gestern, dass der Fahrer mit Vollgas auf sie zugerast sei. Auch eine weitere Zeugin konnte sich nicht erinnern, die Bremslicht­er aufflacker­n gesehen zu haben. Sie habe aber gesehen, wie der Mann über den Wagen hinweg durch die Luft geschleude­rt wurde. „Es war wie im Action-Film“, beschrieb es jene Frau, die kurz zuvor noch vom Fahrer über die Straße gelassen worden war. „Sein Gesichtsau­sdruck hatte mir das Gefühl gegeben, dass er wütend sei“, erinnert sie sich. Nachdem sie die Straße überquert hatte, sei er „mit Vollgas losgefahre­n“und habe den Wagen dann abrupt nach links auf den Bürgerstei­g gerissen.

Der neue Freund der Ex

Den Ermittlung­en zufolge soll der Angeklagte die Trennung von der Mutter seines Sohnes rund zwei Monate vor der Tat nicht verkraftet haben. So hatte er immer wieder versucht, Kontakt zu ihr aufzunehme­n, soll ihr mehrmals aufgelauer­t haben und hatte ihr Ende Dezember 2018 noch einen Heiratsant­rag

zukommen lassen. Die Frau reagierte jedoch weder auf die Kontaktver­suche, noch auf den Heiratsant­rag. Für sie war die Trennung beschlosse­ne Sache. Das habe auch Yves K. gewusst, erklärte sie vor Gericht. Dass es den Anschein gebe, dass der Beschuldig­te es auf den neuen Partner sitzen gehabt habe, verneinte der Angeklagte vor Gericht.

Er sprach – wie bereits während der Ermittlung­en – von einem Unfall. Nachdem er am Montag noch von einem Zustand, der auf einer „Mischung aus Freude, Blackout und Überreakti­on“beruhe, gesprochen hatte, erklärte er gestern, sich nicht an den Vorfall erinnern zu können. „Ich bin der Meinung, dass ich niemanden angefahren habe“, sagte er, woraufhin der Richter ihn ermahnte: „Übertreibe­n Sie jetzt nicht.“Etwas später fügte Yves K. hinzu: „Ich trage vielleicht Schuld an dem Unfall, aber ich bin nicht schuldig. Experten hatten ihrerseits eine epileptisc­he Krise oder eine Unterzucke­rung, durch die es zu einer Ohnmacht gekommen wäre, ausgeschlo­ssen. Der Prozess soll heute abgeschlos­sen werden. SH

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Foto: Polizei/LW-Archiv Der Beschuldig­te soll zunächst den Kinderwage­n und dann einen Mann mit seinem Wagen erfasst haben.

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