Stadt Luxemburg zählt Besucher über Smartphones
Die Gemeinde misst mithilfe von WiFi Hotspots, wie viele Personen sich am Tag in den Straßen bewegen
Luxemburg. „Wir wollen auswerten, wie viele Besucher bei Veranstaltungen wie Konzerten oder Ausstellungen in der Stadt unterwegs sind oder wie zum Beispiel Baustellen den Bewegungsfluss der Stadtbesucher verändern“, erklärte Serge Wilmes, erster Schöffe der Stadt Luxemburg, beim City Breakfast, dem monatlichen Treffen zwischen Schöffenrat und Medienvertretern. So können beispielsweise Verkehrsbestimmungen gegebenenfalls angepasst werden. 2017 hatte die Stadt Luxemburg ein Projekt eingeführt, um die Besucherzahlen in den Straßen zu zählen, und „mit Fakten auf die Beschwerden des Geschäftsverbands zu reagieren, die darin bestand, die Straßen seien wenig besucht“, erläuterte Serge Wilmes.
Smartphones und Wi-Fi-Geräte
Man wolle mit dem Projekt belegen, wie viele Menschen sich im Verhältnis zu der Zahl der Geschäfte, Restaurants und Cafés in der Stadt bewegen. Die Erhebung wird mithilfe der 800 WiFi-Antennen, die in der Hauptstadt aufgestellt sind, durchgeführt. In einem ersten Schritt wurden die Beobachtungen in der Oberstadt und im Bahnhofsviertel gemacht und werden auf dem Glacis sowie in den Vierteln Kirchberg, Bonneweg, Limpertsberg, Merl/Belair und Ban de Gasperich weitergeführt.
Keine personenbezogenen Daten
Mit einem „Media Access Control System“wird gezählt, wie viele Smartphones sich auf eine öffentliche Verbindung einschalten oder von dieser erfasst werden. Hat eine Person zwei Smartphones in der Tasche, oder sonstige Geräte mit eingeschaltetem WiFi, wird diese doppelt oder je nach Anzahl der mitgeführten Geräte gezählt. Diese Mehrfachzählungen seien schwierig zu bereinigen, da die Daten nicht personenbezogen sind, so Serge Wilmes. Umgekehrt, werden Personen, die kein Smart-Gerät dabei haben, nicht gezählt.
Die Handynummer bleibt also anonym und wird keinem Besitzer zugeschrieben. Außerdem würden die Daten innerhalb von 24 Stunden wieder gelöscht. Die Zählung sei juristisch strikt konform zum Datenschutzgesetz, so Serge Wilmes weiter. Die Daten werden auf den hauseigenen Servern der Stadt Luxemburg gespeichert und nicht an externe Server oder Dienste weitergeleitet. Sie werden zusätzlich zerstückelt, um die Anonymisierung zu garantieren.
Erkennbar sei, dass während der ersten Pandemie-Welle 80 Prozent weniger Besucher in der
Hauptstadt unterwegs waren. Waren es Anfang März 2020 noch um die 140 000 Besucher, ist die Zahl nach Ausbruch der Pandemie auf knapp 20 000 im April 2020 geschrumpft.
Während der zweiten Welle im zweiten Halbjahr 2020 sind die Besucherzahlen zwischen 100 000 und 120 000 Besuchern am Tag geschwankt. Seit der Lockerung der Einschränkungen und der breiten Öffnung von Geschäften, Restaurants und Cafés im Mai diesen Jahres habe die Besucherzahl wieder stark zugenommen. Sie lag am Samstag, dem 29. Mai bei 72 000 Besuchern. Aus den Zahlen geht klar hervor, dass samstags, und natürlich bei gutem Wetter, die meisten Besucher in Luxemburg-Stadt unterwegs sind.
Terrasse statt Parkplatz
In der Rue Notre-Dame konnte außerdem festgestellt werden, dass – entgegen der Befürchtungen der Restaurant- und Café-Betreiber sowie der Geschäfte – der Besucherfluss gestiegen ist. Hier mussten Parkplätze nämlich Terrassen weichen.
Die positiven Auswirkungen dieser Veränderung bestätigen auch einige Café- und RestaurantBetreiber sowie ein Friseursalon auf Anfrage des „Luxemburger Wort“. Nur eines habe sich nicht verändert, nämlich die vielen Autos, inklusive Lärm und Abgase, die weiterhin durch die Rue Notre-Dame fahren und nach Parkmöglichkeiten suchen. WeNo