Luxemburger Wort

Langer Atem

Nach über 20 Jahren kommen die Verhandlun­gen mit den Grundstück­seigentüme­rn der Cité Syrdall zum Abschluss

- Von Volker Bingenheim­er

Wecker. In der ehemals irreguläre­n Wohnsiedlu­ng Cité Syrdall in Wecker lichten sich die Reihen. Von den ehemals 39 Häusern mit meist vier Studios stehen nur noch vereinzelt­e Überreste. Mit den Eigentümer­n von zwei Grundstück­en führt der Fonds d'assainisse­ment de la Cité Syrdall noch Verhandlun­gen.

Es ist die Endphase eines Prozesses, der sich quälend lange hingezogen hatte. Seit seiner Gründung 1998 hat der Sanierungs­fonds versucht, einem Eigentümer nach dem anderen sein Grundstück abzukaufen. Durch Erbschafte­n von Eltern an ihre Kinder war die Schar der Eigentümer auf zuletzt 105 angewachse­n, mit vielen von ihnen gestaltete­n sich die Verhandlun­gen zäh.

In den über 20 Jahren seines Bestehens musste der Sanierungs­fonds so manche Durststrec­ke überwinden. Für die Jahre 2010 bis 2014 hatte der Rechnungsh­of moniert, der Sanierungs­fonds, der beim Fonds du Logement angesiedel­t ist und auf dessen Personal zurückgrei­ft, würde nur Kosten produziere­n und könne keine nennenswer­te Fortschrit­te vorweisen.

„Es ging nicht schnell voran“

Einige Jahre und mehrere Personalwe­chsel später steht Diane Dupont, Erste Regierungs­rätin im Wohnungsba­uministeri­um, als Präsidenti­n an der Spitze des Fonds du Logement und des Fonds d'assainisse­ment. „Es ist klar, dass es in den vielen Jahren mit dem Erwerb der Grundstück­e nicht schnell vorangegan­gen ist“, sagt Diane Dupont im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“. Die Verhandlun­gen zogen sich dem Vernehmen nach vor allem deshalb in die Länge, weil jeder Eigentümer wusste, dass der Sanierungs­fonds jedes einzelne Grundstück auf dem 4,6 Hektar großen Gelände aufkaufen wollte. Für die Eigentümer genügte es also, ein paar Jahre abzuwarten, ob dann nicht ein höherer Preis zu erzielen sei.

Eine mögliche Alternativ­e wäre gewesen, einen Einheitspr­eis festzusetz­en und für verkaufsun­willige Eigentümer den Weg der Enteignung zu beschreite­n. „Das wurde ja auch versucht, hat aber nicht geklappt“, erklärt Diane Dupont und fügt hinzu, dass sie selbst kein Freund der überaus langwierig­en Enteignung­sprozedur sei. „Es ist das gute Recht eines jeden Eigentümer­s, einen vorteilhaf­ten Preis auszuhande­ln“, sagt sie. In den allermeist­en Fällen sei es gelungen, sich zu einigen.

Die Präsidenti­n des Fonds du Logement verweist darauf, dass seit ihrem Amtsantrit­t im Dezember 2017 Bewegung in die Verhandlun­gen gekommen sei – ein Drittel der Grundstück­e konnte seither übernommen werden. 98 Prozent der Fläche sind jetzt im Besitz des Sanierungs­fonds.

Mühe mit Bewohnern

Während sich die Verhandlun­gen zwei Jahrzehnte hinzogen, hielten nur wenige Besitzer ihre Häuser in Stand, die restlichen verfielen zusehends. Auch mit den Mietern – meist Menschen, die auf dem regulären Wohnungsma­rkt nichts fanden – hatte die Gemeinde ihre liebe Mühe. Oft wurden Rechnungen wie etwa Wassergebü­hren nicht bezahlt, sodass die Gemeinde einen hohen Restantene­tat vor sich herschob.

„Es war ein Dorf im Dorf“, äußert sich Bürgermeis­ter Marc Lentz diplomatis­ch. „Die Bewohner lebten nicht nur am Rande von Wecker, sondern auch am Rande der Gesellscha­ft.“Damit sich diese Tendenz nicht nach dem Neubau

der Siedlung „Al Schmëtt“fortsetzt, hat sich der Fonds du Logement eine Methode für mehr soziale Durchmisch­ung überlegt. „Für die Häuser zur Vermietung werden die Bewerber in verschiede­ne Einkommens­kategorien eingeteilt. Die Miete berechnet sich dann als Anteil ihres Einkommens“, erklärt Diane Dupont.

Für mehr Begegnunge­n und Zusammenha­lt der zukünftige­n Bewohner soll auch eine Aufenthalt­szone zu beiden Seiten der Syr sorgen. Dafür werden demnächst Bäume gerodet und Büsche entfernt.

Nach dem Sommer beginnen in der Cité Syrdall die Bauarbeite­n für Straßen und Leitungen, Anfang 2023 können dann die ersten Häuser entstehen. Für die 146 Wohneinhei­ten in Ein- und Zweifamili­enhäusern und vier Mehrfamili­enhäusern übernimmt der Fonds du Logement die Vergabe. „Spätestens dann wird die Cité Syrdall ein ganz normales Wohngebiet, was sie eigentlich schon ist“, meint Diane Dupont.

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Foto: Gerry Huberty Nur noch wenige Häuser stehen verloren in der Landschaft. Bald entstehen hier 146 nagelneue Wohneinhei­ten.
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Foto: Chris Karaba „Ich bin kein Freund von Enteignung­en“: Diane Dupont, Präsidenti­n des Fonds d'assainisse­ment de la Cité Syrdall.

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