Stressige Zeiten
Vor dem Grand Prix von Frankreich meint es die Formel 1 nicht gut mit Luxemburgs Nachbarland
Die Corona-Pandemie hat die Formel 1 weiterhin im Griff und Auswirkungen auf den Saisonverlauf. Eingangs geplant für den 13. Juni musste der Grand Prix von Kanada wegen der strikten Einreisebeschränkungen zum zweiten Mal hintereinander abgesagt werden. Als Ersatzrennen sollte das Rennen in der Türkei in die Bresche springen. Doch auch hier lässt die angespannte Lage vorerst noch kein Rennen zu.
Da die FIA (Fédération internationale de l'automobile) an ihren geplanten 23 Grands Prix festhält, entschied man sich, wie bereits 2020, für eine Doppelveranstaltung und schreckte auch nicht vor Kollateralschäden zurück. Am 27. Juni (Grand Prix der Steiermark) und 4. Juli (Grand Prix von Österreich) finden auf dem RedBull-Ring zwei Rennen hintereinander statt. Diese relativ kurzfristige Planänderung hatte allerdings für die Organisatoren des Grand Prix von Frankreich (Start am Sonntag um 15 Uhr) unangenehme Konsequenzen.
Sechs Wochen vor dem eigentlichen Datum wurde die Veranstaltung in Le Castellet um eine Woche nach vorne geschoben und sorgte sowohl für logistische als auch menschliche Probleme. Verträge mussten neu verfasst werden, Hotelzimmer umgebucht und auch geplante Urlaubstage, beispielsweise der Streckenposten, passten nicht mehr.
„So etwas gab es noch nicht, dass man weniger als sechs Wochen vor dem Start das Datum ändert. Wir haben alle unsere Einwände dargelegt und vor allem auf den Umgang mit den Zuschauern hingewiesen. Aber wir als Veranstalter haben nichts mit dem Kalender zu tun und so wurden wir nicht gefragt“, zeigte sich Eric Boullier, mitverantwortlich für die Organisation auf dem Kurs in Südfrankreich und vormaliger McLarenTeamchef, ziemlich aufgebracht.
Demgegenüber versuchte Stefano Domenicali, der neue Mann an der Spitze von Liberty Media, und somit der Formel 1, versöhnliche Töne anzuschlagen.
Zweite Chance im Herbst?
„Das Ziel ist 23 Grands Prix im Kalender zu behalten. Von vorneherein waren wir uns bewusst, dass das nicht ohne ein Minimum an Flexibilität möglich ist. Man muss die WM als Ganzes sehen und diese steht an erster Stelle unserer Prioritätenliste. Das ist sehr wichtig und die einzige Lösung. Die Veranstalter wissen, was wir von ihnen erwarten und Flexibilität gehört dazu“, erklärte der ehemalige Ferrari-Teamchef.
Gedanken über die womöglich enttäuschten Anhänger, die nicht zum Rennen können, habe man sich auch gemacht. „Ich glaube die Fans verstehen die Entscheidung, weil sie die Formel 1 lieben und auch wissen, wie schwierig die aktuelle Situation ist. Wir versuchten, die beste Lösung für die Fans und den Sport zu finden“, so Domenicali.
Dass der Red-Bull-Ring, genauso wie im Vorjahr, der Nutznießer der aktuellen Situation ist, dürfte sicherlich auf das enorme Engagement des Brauseherstellers in der Formel 1 zurückzuführen sein. Für
Le Castellet könnte sich aber dennoch eine weitere Chance abzeichnen.
Während Singapur bereits abgesagt wurde, stehen pandemiebedingt hinter den Rennen gegen Saisonende in Japan, Mexiko, Brasilien und Australien sehr große Fragezeichen. Aufgrund seines noch milden Klimas im Herbst und in Verbindung mit den verschiedenen Streckenführungen bietet sich der Kurs in Frankreich als weiterer Ersatzort an.
Alpine hinkt Konkurrenz hinterher
Aus rein sportlicher Hinsicht sieht es im Nachbarland Luxemburgs nicht unbedingt rosig aus. Alpine hinkt der Konkurrenz und den selbst gesetzten Ambitionen mittlerweile wieder hinterher. Seit zwei Rennen häufen sich, nach einem zwischenzeitlichen Hoch in Portugal und Spanien, die Probleme. In der Konstrukteurs-WM sind die Franzosen, die 2020 noch unter dem Namen Renault antraten, auf Rang sieben hinter ihre direkten Konkurrenten aus dem Vorjahr McLaren, AlphaTauri und Aston Martin zurückgefallen.
Dennoch sieht Fernando Alonso die Situation relativ gelassen. „Es lag nicht am Auto, sondern daran, dass unsere Gegner auf den Straßenkursen von Monaco und Baku ihre Reifen besser zum Funktionieren brachten. Unsere Hoffnungen sind groß, dass wir in Frankreich wieder an die Leistungen von Portimao und Barcelona anknüpfen können“, so der Spanier, der als bestes Saisonresultat bislang erst einen sechsten Platz aufweisen konnte. Teamkollege Esteban Ocon (F) glaubt jedenfalls an Alpine. Er hat vorgestern seinen Vertrag bis 2024 verlängert.