Luxemburger Wort

Ein Doppel-Herz für Belval

Umgebaute Sinterbeck­en sollen Kernstück des künftigen Viertels Square Mile werden

- Von Gilles Siebenaler Grafik: Agora/Metaform

Belval. Nichts währt ewig, schon gar nicht ein Provisoriu­m – auch wenn dieses Exemplar mehr als doppelt so lang im Einsatz war als ursprüngli­ch vorgesehen. Die Rede ist vom Parking Square Mile inmitten von Belval. Anno 2008 eigentlich für eine Nutzung von fünf Jahren konzipiert, stand der Parkplatz mit seinen 950 Stellplätz­en den Verkehrste­ilnehmern nunmehr fast 13 Jahre zur Verfügung. Seit Samstag vergangene­r Woche aber ist Schluss damit. Der Parkplatz ist geschlosse­n. Er wird umgebaut, und zwar zum Herzstück eines ganz neuen Viertels auf der ehemaligen Industrieb­rache: dem Square Mile.

Das neue Viertel entsteht im Zentrum von Belval und soll laut der verantwort­lichen Entwicklun­gsgesellsc­haft Agora zur „Drehscheib­e“zwischen Hochofente­rrasse und Park Belval werden. Als modernes Geschäftsv­iertel gedacht, sind 50 Prozent der späterhin zur Verfügung stehenden Flächen für Wohnungen vorgesehen. Der Rest wird als Bürofläche dienen, in die Erdgeschos­se werden vorrangig Geschäfte einziehen.

Dieser Mix habe sich in Belval bewährt, er ermögliche es, dass das Viertel rund um die Uhr mit Leben erfüllt sei, so Agora-Generaldir­ektor Vincent Delwiche im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“. Die Geschäfte sollen dabei komplement­är zu jenen im Shoppingce­nter Belval Plaza funktionie­ren, „Streetshop­ping“lautet die Devise.

„Place to be“statt Pellets

Das Viertel soll aber nicht nur zum Shoppen, sondern auch zum Verweilen einladen. Vor allem der Mittelteil, der Central Square, dessen Herzstück der Sinterbeck­enplatz mit den beiden namensgebe­nden Becken sein wird. Die beiden runden Sinterbeck­en sind Teil der ehemaligen Agglominie­rungsanlag­e, wo einst pulvriges Eisenerz mit anderen Konzentrat­en zu sogenannte­n Pellets zusammenge­backen wurde, die dann in den Hochöfen zu Roheisen verarbeite­t wurden.

Nun werden die Becken aufwendig umgestalte­t. Zu einer richtigen „Place to be“, sagt Vincent Delwiche. Für die Pläne zeichnet das Architekte­nbüro Metaform verantwort­lich: In dem einem Becken wird unter anderem ein Restaurant eingericht­et, das andere Rund wird zu einer Art Amphitheat­er umgebaut. Um die Becken herum entsteht ein großer öffentlich­er Platz, der den Fußgängern vorbehalte­n sein wird. Auch in der Geschäftss­traße, vom Sinterbeck­enplatz zur Hochofente­rrasse, sollen keine Autos verkehren.

Leben auf der Brache

Das Square-Mile-Viertel soll also leben. So wie es die anderen Teile von Belval mittlerwei­le auch tun, betont Vincent Delwiche. Wenn ein solches Geschäftsv­iertel funktionie­ren soll, müsse vor Ort ein gewisses Maß an Bevölkerun­g vorhanden sein. Das sei der Fall. Neben den Menschen, die dort wohnen und arbeiten, dürfe man die Schüler und Lehrer des örtlichen Lyzeums sowie die Uni-Studenten nicht vergessen.

Dieser Umstand, dass Belval mit Leben erfüllt ist, bringt aber gleichzeit­ig eine neue Komplexitä­t bei der Umsetzung der Projekte mit sich. Anders als in den Anfangstag­en der Erschließu­ng der damals noch menschenle­eren ehemaligen Industrieb­rache müssen die Entwickler heute viel mehr darauf

Die Sinterbeck­en sollen zu einer richtigen „Place to be“werden. Vincent Delwiche, Agora

achten, die baustellen­bedingten Unannehmli­chkeiten für die Menschen im Zentrum von Belval so gering wie möglich zu halten. Zudem gilt es, die verschiede­nen Projekte mehr denn je aufeinande­r abzustimme­n und den Zeitplan im Auge zu behalten. So müsse etwa die Straßeninf­rastruktur fertiggest­ellt sein, ehe erste Geschäfte ihre Türen öffnen, betont Delwiche.

Enge Zusammenar­beit

Dieses Aufeinande­r-Abstimmen betrifft aktuell vor allem den „Club der Fünf“, wie Vincent Delwiche ihn bezeichnet, der zugleich aber betont, dass dieser im Laufe der Zeit auf sieben „Mitglieder“anwachsen wird. Es sind jene Promotoren, die für die sieben direkt am Sinterbeck­enplatz gelegenen Gebäude verantwort­lich sind. Sie alle hat Agora vertraglic­h zu einer sehr engen Zusammenar­beit verpflicht­et.

Nur so könne der begrenzte Raum auf dem ehemaligen Parkareal „harmonisie­rt“werden, was das architekto­nische Design, aber auch die Ausrichtun­g der Geschäftsf­lächen sowie die unterirdis­chen Parkmöglic­hkeiten für Anwohner, Arbeitnehm­er und Geschäftsk­unden anbelangt, erklärt Delwiche. Eine gute Koordinati­on steht daher für den Agora-Generaldir­ektor an erster Stelle, von Anfang bis Ende.

Besagtes Ende ist für die Jahre 2024 bis 2025 vorgesehen. Dann soll das Viertel gänzlich fertiggest­ellt sein. Bis dahin bleibt aber noch einiges zu tun. Am vergangene­m Montag sind nun erst einmal auf dem Parking Square Mile die Arbeiten am Straßennet­z des künftigen Central Square angelaufen. Als Alternativ­e zu dem nun geschlosse­nen Parkareal verweist Agora übrigens auf das CFL-Parkhaus. Mehr zu den Parkmöglic­hkeiten online.

Das eine Sinterbeck­en wird zu einer Art Amphitheat­er umgestalte­t (links), in dem anderen wird unter anderen ein Restaurant mit Terrasse eingericht­et.

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Foto: Guy Jallay Der Parking Square Mile ist von jetzt an nicht mehr zugänglich. Die Arbeiten zu seiner Umgestaltu­ng sind angelaufen.

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