Luxemburger Wort

Freude und Frust

Schließung von Postbüros ruft in Bauschleid­en und Rambrouch gegensätzl­iche Reaktionen hervor

- Von Nico Muller

Bauschleid­en/Rambrouch. Seit Ende 2015 ist die Luxemburge­r Post nun schon mit der Restruktur­ierung ihrer Verkaufsst­ellen beschäftig­t. Viele Postfilial­en quer durch das ganze Land wurden geschlosse­n, an ihrer Stelle wurden sogenannte Espaces Post und Points Post eingericht­et. Zwar sind diese neuen Anlaufstel­len für Postkunden nicht mehr so zahlreich, dafür sollen sie aber einen besseren Dienst am Kunden ermögliche­n, vor allem durch die erweiterte­n Öffnungsze­iten. So ist jedenfalls in der Antwort von Wirtschaft­sminister Franz Fayot (LSAP) auf eine parlamenta­rische Frage von André Bauler (DP) zu lesen.

Der Nordabgeor­dnete wollte nämlich wissen, warum die beiden Postbüros in Bauschleid­en und Rambrouch Ende 2020 beziehungs­weise zu Beginn dieses Jahres mehr oder weniger überstürzt geschlosse­n wurden. Besonders die Schließung der Postfilial­e in Rambrouch, Hauptort einer 4 500 Einwohner zählenden Gemeinde, erachtet Bauler als wenig förderlich für die gute Entwicklun­g dieser ländlichen Region und die Lebensqual­ität der Einwohner. Er fragt sich denn auch, ob die neu eingericht­eten Points Post im Bäckerlade­n (Rambrouch) und Lebensmitt­elgeschäft (Bauschleid­en) geeignete Alternativ­en zu einem richtigen Postbüro sind. Beispielsw­eise weigerten sich nämlich Gemeindeve­rwaltungen, Unternehme­n und viele Privatpers­onen aus Diskretion­sgründen, eingeschri­ebene Briefe bei einem privaten Betrieb abzugeben.

Praktische­re Öffnungsze­iten

Wie Franz Fayot präzisiert, sei die Poststelle in Bauschleid­en zuletzt lediglich während einer Stunde, diejenige in Rambrouch während drei Stunden täglich geöffnet gewesen. Durch die Tatsache, dass in beiden Ortschafte­n Points Post in Zusammenar­beit mit Geschäften des täglichen Bedarfs eingericht­et wurden, seien die Öffnungsze­iten bedeutend erweitert worden, was für die Kunden kein Nachteil, sondern ein großer Vorteil sei. Außerdem seien PackUpStat­ionen und externe Postfächer in den beiden Ortschafte­n installier­t worden. Darüber hinaus biete die Post für Personen mit eingeschrä­nkter Mobilität durch den Briefträge­r auch Post- und Finanzdien­ste zu Hause an.

Generell sei zu sagen, dass die Luxemburge­r Post ihr Vertriebsn­etz an die Bedürfniss­e ihrer Kunden anpasse. Dabei spielten Kundenzahl­en, Öffnungsze­iten, Nähe und Erreichbar­keit eine wesentlich­e Rolle. Die Corona-Krise sei derweil kein Grund für Schließung­en. Die Qualität der Dienstleis­tungen in den Points Post sei dieselbe wie in den Postbüros und selbstvers­tändlich werde dort auch das Postgeheim­nis respektier­t, so Fayot.

In den beiden genannten Gemeinden ist man wegen der geschlosse­nen Postbüros überdies gegensätzl­icher Meinung. In Bauschleid­en zeigt sich Bürgermeis­ter René Daubenfeld sehr zufrieden mit der Entscheidu­ng: ,,Früher konnte man nur während einer fixen Stunde am Tag zur Post, jetzt kann man dies zu der Uhrzeit, an der es einem gerade passt. Außerdem haben wir eine PackUp-Station bekommen. Für uns sind die Dienstleis­tungen verbessert worden, wir können also mit dieser Lösung gut leben.‘‘

Längere Anfahrt

Ganz und gar nicht begeistert von der Schließung des Postbüros in Rambrouch ist Daubenfeld­s Amtskolleg­e aus der Nachbargem­einde, Tony Rodesch: ,,Ich bin der Meinung, dass in einer so großen Gemeinde wie Rambrouch und auch in jeder anderen größeren Gemeinde, unabhängig von den Kundenzahl­en, ein richtiges Postbüro seine Dienste anbieten müsste. Es ist suboptimal, dass wir nun als Gemeinde zum Beispiel vertraulic­he Post in einem Privatbetr­ieb abgeben sollen. Außerdem werden dort nicht alle Dienste angeboten.“

Nun sei man gezwungen, bis nach Redingen zu fahren, um seine Post zu erledigen. Angesichts der langen Anfahrtswe­ge sei es nicht nur umständlic­h, sondern darüber hinaus auch ökologisch bedenklich, dass sich die Bürger im Nordwesten des Landes jetzt entweder nach Redingen oder Wiltz zur Post begeben müssten, so Rodesch.

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Foto: Nico Muller Das Postbüro in der Rue Jérôme de Busleyden in Bauschleid­en ist seit Ende 2020 geschlosse­n.
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