Luxemburger Wort

Gewonnen, aber nicht zufrieden

Radprofi Kevin Geniets holt sich den Landesmeis­tertitel im Zeitfahren, ärgert sich aber über seine Leistung

- Von Daniel Wampach

Unzufriede­ne Sieger sieht man selten. Radprofi Kevin Geniets war am Freitagabe­nd nicht unbedingt begeistert, obwohl er gerade mit großem Vorsprung die ZeitfahrLa­ndesmeiste­rschaften gewonnen hatte. „Ich habe mich außerorden­tlich gut gefühlt. Vielleicht war ich deswegen zu selbstbewu­sst und bin zu schnell losgefahre­n“, meinte der Groupama-Fahrer nach den 19,6 km rund um Harlingen. „Es war nicht ideal. Ich freue mich, dass ich gewonnen habe, aber ich bin nicht unbedingt glücklich mit der Leistung.“

Dass der 24-Jährige den Kampf gegen die Uhr in Abwesenhei­t des verletzten Spezialist­en Bob Jungels (Ag2r) gewinnen würde, war von vorneherei­n erwartet worden. „Ich habe viel fürs Zeitfahren trainiert und war gut vorbereite­t. Die Mannschaft ist deshalb sogar extra mit einem Trainer und einem Mechaniker nach Luxemburg gekommen. Das hat mich beruhigt.“

Am Sonntag wird es schwierige­r

An seinem Sieg konnten auch die beiden Trek-Profis Michel Ries und Alex Kirsch nichts ändern, die das Podium in dieser Reihenfolg­e vervollstä­ndigten. Ries war zufrieden, weil „ich nicht so viel Zeit auf Kevin verloren habe. Es ist gut gelaufen für mich“. Ganz anders erging es Kirsch: „In der ersten Runde lief es ganz gut, in der zweiten überhaupt nicht mehr. Ich habe mich am Ende nicht gut gefühlt. Ich wusste nach der ersten Runde, dass ich den Rhythmus nicht halten kann.“

Am Sonntag wird es für Geniets etwas schwierige­r. Im Straßenren­nen ist die Konkurrenz größer. Dann fahren unter anderem noch die Profis Tom und Luc Wirtgen (beide Bingoal) sowie Jempy Drucker (Cofidis) mit. Geniets ist der große Favorit – und es könnte ein Rennen nach dem Prinzip „Einer gegen Alle“werden. „Das wird nicht leicht“, weiß der Groupama-Profi. „Deshalb habe ich mich aufs Zeitfahren konzentrie­rt. Das ist nun schon mal erledigt. Ich mache mir keinen Druck für das Straßenren­nen.“

Steigung nicht lang genug

Ries und Kirsch könnten als Teamkolleg­en agieren und so versuchen, Geniets an sein Limit zu treiben. „Ich glaube, das Rennen ist nun sogar offener, als wenn Bob Jungels mitfahren würde. Es wird weniger kontrollie­rt ablaufen. Vielleicht können Alex und ich ja zusammenar­beiten.“

Das Streckenpr­ofil spielt Ries allerdings nicht in die Karten. Er hätte sich längere Steigungen gewünscht, denn dort könnte er seine Stärken ausspielen. „Es ist keine leichte Strecke, aber sie ist auch nicht besonders schwer. Daran ändert auch die kurze Steigung nichts. Es wird schwierig, dort einen Unterschie­d zu machen. Aber es sind so oder so die Fahrer, die das Rennen gestalten, und nicht das Streckenpr­ofil.“

Kirsch wollte am Freitagabe­nd nicht so weit vorausblic­ken: „Ich bin gerade ziemlich enttäuscht vom Zeitfahren und habe noch gar nicht über das Straßenren­nen nachgedach­t“, schildert er. Auf die Frage, ob Geniets überhaupt zu schlagen wäre, meinte Kirsch: „Wenn das nicht möglich wäre, könnte er ja gleich alleine starten. Trotzdem ist er der Favorit.“

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Fotos: Serge Waldbillig Kevin Genies hat sich akribisch auf das Zeitfahren vorbereite­t – mit Erfolg.
 ??  ?? Seriensieg­erin Christine Majerus lässt bei den Frauen nichts anbrennen und fährt fast zwei Minuten Vorsprung heraus.
Seriensieg­erin Christine Majerus lässt bei den Frauen nichts anbrennen und fährt fast zwei Minuten Vorsprung heraus.
 ??  ?? Trek-Profi Michel Ries schlägt Teamkolleg­e Alex Kirsch und fährt auf den zweiten Platz.
Trek-Profi Michel Ries schlägt Teamkolleg­e Alex Kirsch und fährt auf den zweiten Platz.
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